Neue Stundentafel fürs Gymnasium Historiker fordern mehr Geschichtsunterricht
Düsseldorf · Die Verbandschefin beklagt den Verlust einer Wochenstunde – NRW sei Schlusslicht in Deutschland. Sie kritisiert auch das neue Fach Wirtschaft als falsche Priorität.
Die Stundenverteilung, die das Schulministerium für das Gymnasium plant, stößt auch bei den Historikern auf Kritik. „Nordrhein-Westfalen bleibt das Schlusslicht in Bezug auf den Geschichtsunterricht in Deutschland“, sagte die Vorsitzende des Verbands der Historiker und Historikerinnen Deutschlands, Eva Schlotheuber, unserer Redaktion. Schlotheuber lehrt an der Universität Düsseldorf mittelalterliche Geschichte. „Es fehlt der Raum für Projektarbeit und forschendes Lernen, um zum Beispiel die Geschichte der Region oder die Herkunftsregionen der Mitschüler gemeinsam zu erkunden“, kritisierte Schlotheuber weiter.
Durch die Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit (G 9) in NRW ab 2019 wird auch eine neue sogenannte Stundentafel fällig, die das Unterrichtspensum für die einzelnen Fächer auflistet. Im Entwurf des Schulministeriums entfallen auf den Bereich der Gesellschaftslehre, also Erdkunde, Geschichte und Politik/Wirtschaft, in der Sekundarstufe I, also in den Klassen 5 bis 10, insgesamt 23 Wochenstunden. Mindestens sieben dieser 23 Stunden müssen auf Geschichte entfallen. Die sächsische Stundentafel etwa sieht elf Wochenstunden Geschichte in der Sekundarstufe I vor, die bayerische mindestens acht. „Wir bekommen eine Stunde zurück, haben aber bei der Einführung des achtjährigen Gymnasiums zwei Stunden abgegeben. Wir haben also unterm Strich eine Wochenstunde verloren“, sagte Schlotheuber. Die nordrhein-westfälische Stundentafel liegt derzeit den Verbänden vor, also etwa Eltern und Lehrern, die dazu Stellung nehmen können.
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat sich auch die Stärkung der ökonomischen Bildung zum Ziel gesetzt. Wirtschaft soll deshalb ab 2019 Pflichtfach an den Gymnasien werden. Auch das stößt beim Historikerverband auf Kritik: „Mir leuchtet die Einführung des Fachs Wirtschaft nicht ein“, sagte Schlotheuber. „Ohne ein grundlegendes Verständnis der historischen Gegebenheiten müssen auch politische und wirtschaftliche Entwicklungen letztlich unverstanden bleiben.“