NRW-Ministerpräsidentin zu Besuch im Silicon Valley Hier testet Hannelore Kraft die Google-Brille

San Francisco · Hannelore Kraft hat bei ihrem Besuch am Hightech-Standort Silicon Valley in den USA einen Blick in die Medien-Zukunft gewagt. Beim Internet-Unternehmen Google setzte sich die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin die neue Google-Datenbrille auf - und zeigte sich angetan. Die Politikerin traf zudem "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann.

 NRW-Ministerpärsidentin Kraft zeigt sich angetan von der neuen Google-Technik.

NRW-Ministerpärsidentin Kraft zeigt sich angetan von der neuen Google-Technik.

Foto: dpa, mg tmk

"Ich würde das schon ausprobieren", meinte die SPD-Politikerin am Donnerstag. Die Datenbrille Google Glass ist die neuste Entwicklung des Unternehmens, die erst kürzlich vorgestellt wurde. Die Brille zeigt vor dem rechten Auge einen kleinen Bildschirm, über den Informationen angezeigt werden können: Mit Sprachbefehlen kann man etwa Fotos und Videos aufnehmen oder eine Google-Suche durchführen. Zwar sei es ein bisschen "gewöhnungsbedürftig", meinte Kraft. "Aber es ist auch interessant, einen Computer vor den Augen zu haben."

 "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann empfängt Kraft zu einem Gespräch über die Zukunft der Zeitungs-Verlage.

"Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann empfängt Kraft zu einem Gespräch über die Zukunft der Zeitungs-Verlage.

Foto: dpa, mg tmk

Kraft geht es bei ihrem Besuch in Kalifornien darum, sich über neuste Medientrends zu informieren. NRW gilt als wichtiger Medienstandort: 380.000 Menschen sind in der Branche beschäftigt. Die Politikerin traf zudem "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann, der gerade ein Sabbat-Jahr im Silicon Valley beendete.

Bei einem Gespräch in der renommierten Stanford-Universität wurden dabei auch Risiken einer exzessiven Mediennutzung erörtert. Der Kommunikationswissenschaftler Prof. Clifford Nass verwies etwa auf die Gefahren des Multitasking. Immer mehr seiner Studenten würden etwa bei Vorlesungen zugleich ihre E-Mails checken, Twitter-Meldungen absetzen und im Internet surfen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten aber, dass sich solche Multitasker zunehmend schlechter konzentrieren können. Außerdem gelinge es ihnen immer weniger, aus der Informationsflut wirklich Wichtiges herauszufiltern. Das Gehirn der Multitasker verändere sich.

Prof. Byron Reeves stellte neuste Trends der sogenannten Gamification vor, was übersetzt soviel heißt wie: Spielifizierung. Dabei gehe es im Kern darum, Computerspiele in der Arbeitswelt zu nutzen: Fähigkeiten, die die Menschen bei Computerspielen entwickeln, sollen auch der Arbeit zugutekommen. So würden einige amerikanische Handelshäuser bereits besondere Computerspiele anwenden, um so das Verpacken und Verkaufen zum Wettbewerb zu machen und dadurch zu intensivieren.

"PC-Spiele haben große Macht"

"Computerspiele haben eine große Macht über Menschen", sagte Reeves. Auf die Frage, ob damit Arbeitnehmer nicht bewusst manipuliert werden, meinte er: "Die Spiele sind weder gut noch schlecht." Kraft äußerte sich demonstrativ zurückhaltend - sie spiele keine Computerspiele.

Diekmann, der zehn Monate lang im Silicon Valley neuste Medientrends auslotete, sieht die Zukunft der Zeitungen im Digitalen. Print spiele vermutlich in absehbarer Zukunft nicht mehr die erste Rolle. Es komme darauf an, dass Zeitungen mit Online-Auftritten Geld verdienen können. "Bild" mache dabei erste Versuche. "Wenn es dem Axel-Springer-Verlag nicht gelingt, Paid Content (bezahlte Inhalte) durchzusetzen, ist das für alle eine schlechte Nachricht", sagte Diekmann, der am Freitag nach Deutschland zurückkehren sollte.

Kalifornien ist der letzte Teil der einwöchigen Nordamerika-Reise Krafts. Zuvor war sie in Kanada gewesen, wo sie sich unter anderem über das sogenannte Fracking informierte. An diesem Samstag fliegt sie zurück nach Düsseldorf.

(lnw/felt/csi)
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