Gender Care Gap Gutscheine fürs Bügeln

Düsseldorf · Wissenschaftler fordern, Frauen von unbezahlter Arbeit zu Hause zu entlasten. Jeden Tag arbeiten Männer im Haushalt, in der Pflege und bei der Kinderbetreuung im Schnitt zweieinhalb Stunden weniger mit. Die Corona-Krise hat die Lage noch verschärft.

 Bügeln kostet Zeit. Foto: Florian Schuh

Bügeln kostet Zeit. Foto: Florian Schuh

Foto: dpa-tmn/Florian Schuh

Wissenschaftler fordern mehr Entlastung für Frauen von unentgeltlichen Arbeiten. „Wir haben bundesweit kein Erkenntnis-, sondern ein veritables Umsetzungsproblem“, erklärte Uta Meier-Gräwe, emeritierte Professorin für Wirtschaftslehre, im Gleichstellungsausschuss des Landtages. Um dies zu ändern, sei der Landesregierung dringend zu empfehlen, sich auf verbindliche Ziele zu verständigen und deren Umsetzung regelmäßig und zeitnah zu prüfen.

Unbezahlte Arbeit wie die Pflege von Angehörigen, Kinderbetreuung oder Haushaltsarbeiten wird immer noch überwiegend von Frauen übernommen. In Paarhaushalten mit Kindern leisten Mütter Studien zufolge jeden Tag zweieinhalb Stunden mehr dieser Care-Arbeit als Väter. Dies entspricht einer Differenz von mehr als 83 Prozent. In Corona-Zeiten verringern Frauen ihre bezahlte Arbeitszeit zugunsten der unbezahlten Dienstleistungen zu Hause demnach sogar um 30 Prozent. Mit negativen Folgen für die eigene finanzielle Absicherung.

Die Grünen-Fraktion im Landtag fordert daher unter anderem, künftig einen landesweiten Care-Bericht vorzulegen. Vor allem Alleinerziehende müssten besondere Unterstützung erhalten. Die im Landtag dazu angehörten Wissenschaftler und Experten unterstützten diese Forderungen.

Die NRW-Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit hob hervor, dass es in anderen Bundesländern, etwa Bayern und Baden-Württemberg, Modellversuche gebe, um Pflege-Arbeiten in bezahlte und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu überführen. Ziel sei dabei etwa, Gutscheine für Haushaltsarbeiten anzubieten, um die Frauen zu entlasten. Auch in Belgien habe sich ein Gutschein-System etabliert. Dort gebe es Zuschüsse für Dienstleistungsschecks, die jeder einlösen könne, um Hilfe beim Bügeln, Einkaufen oder beim Transport pflegebedürftiger Personen   zu kaufen.

Das Kompetenzzentrum  Frau und Beruf für Düsseldorf und Mettmann, eines von 16 landesweit, hat ein Projekt für „betriebliche Pflege-Coachs“ entwickelt, der in Betrieben als Ansprechpartner für die besonders belasteten pflegenden Mitarbeiter dienen soll.

(kib)
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