Folgen des Lockdowns NRW-Grundschüler fallen bei der Bildung zurück

Düsseldorf · Die Corona-Pandemie hat einer Studie zufolge massive Spuren bei den Viertklässlern hinterlassen. NRW fällt dabei einmal mehr negativ im Ländervergleich auf.

 Lernen im Präsenzunterricht. Als der erste Lockdown kam, waren die befragten Schüler in der dritten Klasse – die Folgen sind bis heute spürbar.

Lernen im Präsenzunterricht. Als der erste Lockdown kam, waren die befragten Schüler in der dritten Klasse – die Folgen sind bis heute spürbar.

Foto: dpa/Frank Molter

Es ist ein Satz wie Donnerhall: „Der Anteil der Viertklässler, die nicht einmal die Mindeststandards erreichen, ist zu hoch.“ Geschrieben haben ihn Bildungsforscher von der Berliner Humboldt-Universität. Die Befragung von Viertklässlern im vergangenen Jahr habe ein „besorgniserregendes Bild“ geliefert, so die Autoren des „IQB-Bildungstrends 2021“, der an diesem Montag veröffentlicht wurde. Kein Wunder, waren die damals befragten Viertklässler doch gerade in der dritten Jahrgangsstufe, als Deutschlands Schulen 2020 unvorbereitet in den ersten Lockdown geschickt wurden. Die Studie gibt nun erstmals Auskunft darüber, wie stark die Wissensvermittlung im Vergleich zu vorangegangenen Jahrgängen gelitten hat.

19 Prozent können demnach deutschlandweit unterdurchschnittlich gut lesen, 18 Prozent haben Schwierigkeiten beim Zuhören, etwa 30 Prozent bei der Rechtschreibung und 22 Prozent im Fach Mathematik. Dabei entscheidet einmal mehr der familiäre Hintergrund darüber, wie gut die Kinder durch die Krise gekommen sind: „Besonders ungünstig fallen die Ergebnisse für Kinder mit Zuwanderungshintergrund und aus sozial benachteiligten Familien aus“, schreiben die Autoren in ihrer Untersuchung. „Angesichts des insgesamt sinkenden Kompetenzniveaus der Viertklässler müssen gezielte Anstrengungen unternommen werden, um die Bildungsqualität in der Breite zu erhöhen“, heißt es. Klar positionieren sich die Wissenschaftler auch zur Pandemiepolitik selbst: Die Ergebnisse zeigten, wie sehr die Kinder „auf ein verlässlich funktionierendes Schulsystem angewiesen sind“. Zugleich schlagen sie bezüglich des Lehrkräftemangels Alarm, von dem alle Länder betroffen seien.

Im Ländervergleich ist NRW einmal mehr mit am Ende der Tabelle zu finden. Beim Lesen kommen schon nach den drei Schlusslichtern Berlin, Brandenburg und Bremen die Schüler aus NRW mit 21,6 Prozent, die den Mindeststandard nicht erreichen – das sind fast sechs Prozentpunkte mehr als noch fünf Jahre zuvor. Noch drastischer wird die Verschlechterung beim Zuhören: 23,3 Prozent schaffen in NRW nicht den Mindeststandard – das sind 10,8 Prozentpunkte mehr als noch 2016. Nur in Berlin und Brandenburg verschlechterte sich der Zustand noch stärker. Und bei der Rechtschreibung liefern die Klassen ebenfalls kein gutes Bild. Gleiches gilt für das Fach Mathematik, wo „der Anteil der Schüler, die den Mindeststandard verfehlen, signifikant höher als bundesweit“ ist – 28,1 Prozent schaffen nicht die Mindeststandards. Im Bundesschnitt sind es 21,8 Prozent der Viertklässler.

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