Hassbotschaften im Netz Grüne bitten zum Hate Slam in die Kneipe

In der Kneipe sind sie lustig. In der Wirklichkeit sind sie alles andere als das: Hasskommentare im Internet. Und auch auf analogem Wege erhalten Politiker immer Post mit wüsten Beschimpfungen. Eine Auswahl davon haben die NRW-Grünen jetzt im Brauhaus Kürzer vorgelesen.

Besonders heftig wurde die junge Politikerin Nyke Slawik in den vergangenen Wochen attackiert: Sie will für die Grünen als erste geoutete Transfrau in den NRW-Landtag einziehen - und durfte sich mit Kommentaren wie "Sowas gehört nicht in die Gesellschaft" oder "Was bitte ist eine Transfrau? Eine Frau, die sich die Titten absäbeln ließ, oder ein Mann, der sich den Schniedel absäbeln ließ?" auseinandersetzen.

Hass mit Humor begegnen

Beim Hate Slam der Grünen am Mittwochabend in der Brauerei Kürzer in der Altstadt las die 22-Jährige Beleidigungen wie diese in munterem Tonfall vor - schließlich ist genau das das Ziel eines Hate Slams: Dadurch, dass man Kommentare anonymer und weniger anonymer Absender öffentlich vorliest, gemeinsam über Rechtschreibfehler und Argumentationslinien lacht, sollen die Absender selbst vorgeführt werden.

Geladen zum Hate Slam hatten die Grünen ihre Partei-Prominenz: Außer Nyke Slawik zitierten auch die Landeschefin Mona Neubaur, der noch amtierende Umweltminister aus Schleswig-Holstein, Robert Habeck, sowie die Grünen-Spitzenkandidatin zur NRW-Wahl und Schulministerin Sylvia Löhrmann aus Hassbotschaften.

Persönliche Beleidigungen sind die Regel

Vor allem richteten sich diese gegen die Asylpolitik der Grünen, diese sei zu lasch, die Partei beschütze Scheinasylanten, die eine Gefahr für deutsche Bürger, vor allem für Frauen, darstellten. Garniert wird das Ganze in der Regel mit persönlichen Beleidigungen. "Verrecken sollt ihr!", heißt es, oder "Sylvia Löhrmann, was seid Ihr nur für verlogene Kreaturen, Ihr Grünen, ich hoffe nur, dass Sie ein Wahlergebnis von unter fünf Prozent erreichen. Ansonsten wünsche ich Ihnen alles, alles nur nichts Gutes mehr in Ihrem beschissenen und verlogenen Leben."

Kommentare wie diese sind keine Seltenheit - und auch kein Phänomen, das nur die Grünen trifft. Auch Journalisten, Vertreter aus der Wirtschaft und Politiker sämtlicher Couleur sehen sich Beschimpfungen wie diesen ausgesetzt. Relativ neu ist allerdings der offene Umgang mit den Hass-Nachrichten: Immer wieder veranstalten Opfer solcher Botschaften Hate Slams, NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) traf sich sogar jüngst mit Facebook-Pöblern.

Versöhnliche Abschlussworte

Hass im Netz kann jeden treffen. Sylvia Löhrmann mahnte deshalb am Ende der Veranstaltung, alle Politiker müssten in dieser Sache zusammenstehen und gemeinsam gegen den Hass kämpfen. Das beste Mittel gegen den Hass hatte allerdings Nyke Slawik parat: Sie liest Hassnachrichten und Kommentare über sie im Internet einfach nicht. Gute Strategie.

Hier finden Sie weitere News zur Wahl in NRW.

(lai)
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