Vorstoß der SPD Gewerkschaften gegen staatlichen Azubi-Zuschlag

Düsseldorf · Die SPD-Fraktion in NRW hat vorgeschlagen, junge Menschen mit einem 13. Monatsgehalt in eine Ausbildung zu locken. So soll der Fachkräftemangel in für die Energiewende relevanten Branchen bekämpft werden.Die Skepsis ist groß.

 Im Bereich des Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik wird der Nachwuchs dringend gesucht.

Im Bereich des Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik wird der Nachwuchs dringend gesucht.

Foto: dpa-tmn/Klaus-Dietmar Gabbert

(maxi) Der Vorschlag der SPD in Nordrhein-Westfalen, mit einem staatlich finanzierten 13. Monatsgehalt mehr junge Menschen für Mangel-Jobs zu begeistern, stößt bei den Gewerkschaften auf Kritik. Der IG-Metall-Bezirksleiter von NRW, Knut Giesler, sagte unserer Redaktion: „Eingriffe in die Tarifautonomie durch die Politik haben fast immer mehr geschadet als genutzt. Das sollte auch die SPD wissen. Also Finger weg von der Tarifautonomie.“ Wichtig wären jetzt konkrete und schnelle Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel in den unterversorgten Bereichen. „So sollte die Agentur für Arbeit noch einmal gezielt junge Menschen ansprechen, die keinen Ausbildungsplatz haben und für eine Ausbildung in den Bereichen werben. Das sind in NRW rund 35.000“, so Giesler. Die Regionalleiterin der IG Bau, Antonia Kühn, äußerte sich inhaltsgleich.

Die SPD lässt indes nicht locker. Mit einer kleinen Anfrage, die unserer Redaktion vorliegt, attackiert sie den zuständigen Staatssekretär im NRW-Arbeitsministerium, Matthias Heidmeier (CDU). Der hatte gesagt, die Politik solle den Tarifpartnern die Gehaltsfindung überlassen und sich um die eigenen Baustellen kümmern, zu denen kein staatlicher Bonus gehöre. SPD-Fraktionsvize Alexander Vogt warf ihm daraufhin „ein mangelndes Verständnis für eine der großen Aufgaben im Land“ vor: „Was wir vorgelegt haben, ist eine pragmatische Lösung in herausfordernden Zeiten.“ Der enorme Personalmangel  könne zu einer massiven Belastung für alle werden. „Denn ohne Fachleute gelingen weder die Energiewende noch eine unabhängige Energieversorgung. Wer darin keine staatliche Baustelle sieht, offenbart ein fehlendes Lagebewusstsein“, so Vogt. Seine Kollegin Lisa-Kristin Kapteinat erklärte, mit dem 13. Azubi-Gehalt setze der Staat einen zusätzlichen Anreiz. Und dabei sei die Landesregierung gefordert. Die beiden SPD-Fraktionsvizes verlangen nun Auskunft darüber, inwiefern der eklatante Fachkräftemangel in NRW aus Sicht der Landesregierung nicht deren Baustelle sei und wie die Landesregierung plane, dem Fachkräftemangel im Handwerk zu begegnen.

Ein Sprecher von NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) verwies auf die im Koalitionsvertrag vereinbarte Fachkräfteoffensive. Zu deren Umsetzung werde man gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium sowie den Partnern in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Maßnahmen definieren und umsetzen. Einen konkreten Zeitplan konnte er dafür nicht nennen. 

Andreas Ehlert, Präsident von Handwerk.NRW, lehnte den SPD-Vorstoß ebenfalls ab: „Es liegt gar nicht so sehr an den – ohnehin schon sehr guten – Verdienst- und Karriereperspektiven in diesen Berufen. Es kommt vielmehr darauf an, über eine bessere Berufsorientierung an allen Schulformen Verständnis und Begeisterung für diese spannenden Tätigkeitsfelder rund um das Thema Energie- und Klimaschutz zu wecken.“ Man müsse junge Menschen dazu motivieren, nicht nur für das Klima zu streiken, sondern auch anzupacken.

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