54 neue Jobs geplant NRW will zusätzliche Stellen für Gewaltprävention an Schulen schaffen

Köln · Schubser, Ohrfeigen oder sogar Klappmesser: Die Gewalt auf den Schulhöfen in NRW nimmt zu. Das Land will mit zusätzlichen Stellen und einem neuen Konzept dagegensteuern. Gefährdet sind zunehmend Kinder aus Migrantenfamilien.

 Zwei Schüler prügeln sich auf einem Schulhof (Symbolbild).

Zwei Schüler prügeln sich auf einem Schulhof (Symbolbild).

Foto: dpa/Oliver Berg

Mit zusätzlichen Stellen für Gewaltprävention will NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) die Zahl der Straftaten in den Schulen verringern. „Klar ist, dass die Verstärkung der Gewaltprävention zusätzliche Ressourcen erfordert“, schreibt die Ministerin in einem Gastbeitrag für den „Kölner Stadt-Anzeiger“. Deshalb seien im Entwurf des Haushaltsplans 2019 erstmals vorsorglich 54 neue zusätzliche Stellen für die Extremismus- und Gewaltprävention vorgesehen.

Dies sei eine gute Idee, aber nicht ausreichend, kritisiert der Verband Bildung und Erziehung (VBE) NRW: „54 zusätzliche Stellen für rund 5500 Schulen sind nicht ausreichend, aber die Richtung stimmt“, sagte der VBE-Landesvorsitzende Stefan Behlau. Es sei sinnvoll, die Schulsozialarbeit spürbar auszubauen. Ein Ausbau müsse aber auch langfristig finanziert werden. „Bestmögliche Bildung und Erziehung sind der beste Schutz gegen Gewalt und extremistische Strömungen. Das gelingt nur mit ausreichend Personal“, sagte Behlau.

Das Ministerium will in den kommenden Monaten die Gewaltprävention an den Schulen insgesamt auf den Prüfstand stellen. Dafür fand am Donnerstag in Düsseldorf eine Fachtagung mit mehr als 50 Experten statt. Zunächst soll nach Ministeriumsangaben die Wirksamkeit der bisherigen Maßnahmen und Projekte gegen Gewalt überprüft werden. Bis zum Anfang des nächsten Jahres soll ein neues Konzept stehen. „Wir wollen wissen, an welchen Stellen wir die Schulen bei der Gewaltprävention besser und zielgerichteter unterstützen können und müssen“, erklärte Staatssekretär Mathias Richter.

An Schulen in Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der Straftaten gestiegen. Für Aufsehen sorgte in diesem Jahr eine Gewalttat an der Gesamtschule Lünen: Ende Januar war dort ein 14-jähriger Schüler erstochen worden - angeklagt ist ein damals 15-Jähriger, der sich durch bloße Blicke provoziert gefühlt haben soll.

Zunehmend könnten nach Ansicht des Konfliktforschers Andreas Zick Menschen mit Migrationshintergrund Ziel von Gewalt an Schulen werden. „Der Hass in der Gesellschaft, vor allem auf Minderheiten, bahnt sich seinen Weg in den Schulen“, warnte der Professor für Sozialisation und Konfliktforschung an der Universität Bielefeld. Er nehme immer häufiger Angriffe auf Schüler und Lehrer mit Migrationshintergrund wahr. „Rechtspopulistische und in Teilen rechtsextreme Kampagnen erreichen die Schule“, sagte Zick, der an der Tagung teilnahm.

Islamistische Radikalisierung sei ebenfalls zu beobachten. Dadurch nimmt die Gewalt an Bildungseinrichtungen nach Einschätzung des Experten aber nicht stark zu. Radikalisierte zögen sich demnach in der Schule eher zurück, sagte der 56-Jährige. Zick rät, in Krisendienste, schulpsychologische Angebote und Sozialarbeit zu investieren.

(mba/dpa)
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