Prinzip Hoffnung in NRW-Wahlkampf FDP sieht ihren "Wiederaufstieg"

Wiehl · Im Saarland sieht es für die FDP düster aus. In NRW ist das Rennen der Liberalen dagegen noch nicht gelaufen. Westerwelle und Lindner kämpfen Seite an Seite gegen das Versinken der Partei in der Bedeutungslosigkeit.

FDP-Chef Porträt: Das ist Christian Lindner
28 Bilder

Christian Lindner – der Überflieger

28 Bilder
Foto: dpa/Focke Strangmann

Noch vor kurzem war das Klima zwischen ihnen kühl, jetzt kämpfen FDP-Hoffnungsträger Christian Lindner und Außenminister Guido Westerwelle Seite an Seite.

Im bergischen Wiehl bei Köln schießen sie sich bei einem Parteitag voll auf die Schuldenpolitik der gescheiterten rot-grünen Minderheitsregierung ein. Noch sieben Wochen bis zur NRW-Landtagswahl. "Wir wollen nicht, dass in Düsseldorf die neue Akropolis gebaut wird", ruft Lindner am Samstag.

In keinem Flächenland seien die Schulden trotz Rekordsteuereinahmen in den letzten zwei Jahren so hoch wie in NRW ausgefallen. "Und das zeigt: Der Staat kann gar nicht so viel Geld haben, dass die Sozis damit auskommen könnten."

Auch Westerwelle schlägt in die Schuldenkerbe: "Wir können nicht zulassen, dass in Nordrhein-Westfalen genau die Schuldenpolitik jetzt gemacht wird, die in Griechenland überwunden werden soll." Der designierte NRW-Parteichef Lindner setze "ohne Netz und doppelten Boden" alles auf eine Karte und werde das Ruder rumreißen, lautet die Botschaft des FDP-Ministers.

Das Ringen um eine weitere Zukunft für die taumelnde Partei schweißt zusammen. Noch vor rund einem Jahr hatte Lindner - damals noch als Generalsekretär der Bundes-FDP - den damaligen Parteichef Westerwelle mit zum Rücktritt gezwungen. Nun will der 50-jährige Minister den 33-Jährigen nach Kräften unterstützen - und startet damit beim Parteitag des Bezirksverbands Köln, dem beide angehören.

Bisher habe er sich auch aus Respekt vor der neuen Parteiführung nicht in die Wahlkämpfe eingemischt, sagt Westerwelle, der auf dem Weg nach Seoul ist. Aber: "Hier geht es um meine Heimat", betont der aus Bonn stammende Minister.

Eine Steilvorlage bieten den FDP-Wahlkämpfern die unklaren persönlichen Planungen der Konkurrenten von CDU und SPD: Der Spitzenkandidat der Christdemokraten, Bundesumweltminister Norbert Röttgen, lässt sich nicht in die Karten schauen, ob er nach einer Wahlniederlage auch als Oppositionsführer in NRW bereitstehen würde.

Und nun hat auch Ministerpräsidentin und SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft bei einer ZDF-Sendung Zweifel an ihrer Bereitschaft zur Oppositionsbank erkennen lassen. Lindner kontert dies unter Beifall: "Ich habe nicht nur Lust auf Wahlkampf, ich habe auch Lust auf NRW."

Nach Umfragen würde die FDP in NRW derzeit den Wiedereinzug ins Landesparlament verpassen. Dennoch legen die Liberalen in den Prognosen zu, was manche als "Lindner-Effekt" werten. Lindner selbst spricht schon von "politischem Frühling". In den verbleibenden rund 50 Tagen bis zur Wahl am 13. Mai werde die FDP eine Richtungsentscheidung in NRW mitbeeinflussen.

FDP-Urgestein Werner Hoyer meint, in NRW könne eine Trendwende eingeleitet werden in Richtung "Handlungsfähigkeit der Bundes-FDP". Vom bergischen Parteitag gehe "ein Signal des Aufbruchs für die FDP" aus. Hoyer spricht sogar euphorisch von einem "Fest des Wiederaufstiegs". Nach einem "langen Marsch durch das Tal" sei die schlichte wie wichtige Message: "Es gibt uns noch".

(lnw)