Parteichef im Porträt Der Überflieger, Spitzname „Bambi“ - Das ist Christian Lindner

FDP-Chef Christian Lindner musste schon mehrfach als Hoffnungsträger der Liberalen herhalten. Im Wahljahr 2017 kämpft er im Herbst um den Wiedereintritt der FDP in den Bundestag. Bei den Landtagswahlen in NRW im Mai desselben Jahres holte er mit seiner Partei mit 12,7 Prozent ein Rekordergebnis.
Fünf Jahre später strauchelt die FDP. Zwar regiert die FDP seit der Bundestagswahl 2021 mit - Lindner wird Finanzminister im Kabinett von Kanzler Olaf Scholz -, aber die Partei büßt mehr und mehr an Popularität ein. Lindners Arbeit als Finanzminister überzeugt weniger als die Hälfte der Bevölkerung. Ein Porträt.
Geboren wurde Christian Lindner am 7. Januar 1979 in Wuppertal. Aufgewachsen ist er nach der Scheidung seiner Eltern in Wermelskirchen bei seiner Mutter.

Christian Lindner vor seiner alten Schule, dem städtischen Gymnasium Wermelskirchen. Nach seinem Abitur 1998 studierte Lindner Politikwissenschaft, Öffentliches Recht und Philosophie an der Universität Bonn. 2006 machte er seinen Abschluss als Magister.

In der Politik ist er seit vielen Jahren aktiv. Seit 1995 ist er Mitglied der FDP. Von 1996 bis 1998 war er Landesvorsitzender der Liberalen Schüler NRW und Vorstandsmitglied der Jungen Liberalen in Nordrhein-Westfalen. Er galt schon damals als blitzgescheit, strategisch versiert, kurzum: brilliant. (Foto: 2004)

In der FDP stieg Lindner schnell auf. 1998 wurde er in den NRW-Landesvorstandes der FDP berufen. Mit 21 Jahren wird er im Jahr 2000 - nach dem Einzug der FDP in den NRW-Landtag mit 8,9 Prozent - jüngster Abgeordneter in der Geschichte des Landtags von NRW. Seit 2002 ist Lindner Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Rheinisch-Bergischer Kreis. Jürgen Möllemann verpasst ihm schon früh den Spitznamen "Bambi".

Schnell wurde man auch in der Bundes-FDP aufmerksam auf den Emporkömmling aus Wuppertal. Im Jahre 2007 wurde er in den Bundesvorstand gewählt. Zwei Jahre später, im Dezember 2009, wurde Christian Lindner vom Parteivorsitzenden Guido Westerwelle kommissarisch zum Generalsekretär ernannt. (Foto: 2010)

Am 24. April 2010 wird der Wermelskirchener Generalsekretär der FDP, nach dem er das Amt zuvor bereits fünf Monate kommissarisch bekleidet hat.

Als Bundesgeneralsekretär feilte Christian Lindner bereits am Liberalismus der Moderne, bis er im Dezember 2011 völlig überraschend zurücktrat. Zuvor gab es ein Debakel bei einem FDP-Mitgliederentscheid mit zahleichen ungültigen Stimmen. Lindner wurde in der eigenen Partei für die Pannen bei der Organisation des Mitgliederentscheids verantwortlich gemacht.
Auf die Delle folgte ein triumphaler Wiederaufstieg. Als Spitzenkandidat der NRW-FDP holte er im Mai 2012 nach verheerender Ausgangslage ein Ergebnis von mehr als acht Prozent. Im Bild einen Tag vor der NRW-Landtagswahl 2012 beim Wahlkampf in seiner Heimatstadt Wermelskirchen.

Es war ein völlig überraschendes Comeback, als die FDP sich in das Abenteuer Neuwahlen stürzte. Die Liberalen hingen zu diesem Zeitpunkt in Umfragen bei zwei Prozent. Das Bild zeigt Lindner beim Wahlkampf in Düsseldorf mit Parteikollegin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (2.v.re.).

Am 13. Mai 2012 erlebte er den nächsten Höhepunkt seiner Karriere. Bei der NRW-Wahl holte er nach einem starken Wahlkampf mehr als acht Prozent. Im Bild sieht man Lindner einen Tag nach der Wahl (v.l.n.r.) mit dem damaligen FDP-Generalsekretär Patrick Döring und dem FDP-Bundesvorsitzenden Philipp Rösler.

Bei der Bundestagswahl 2013 erleidet die FDP allerdings herbe Verluste (-9,8 Prozent) und fliegt mit 4,8 Prozent der Zweitstimmen aus dem Bundestag. Nach dem Wahldebakel im Bund stellte sich die FDP im Dezember 2013 komplett neu auf – mit Lindner als Kopf und letztem Hoffnungsträger der Partei.

Die neuen Konfliktlinien waren schnell gezogen, zudem fiel die disziplinierende Kraft einer Fraktion und Regierungsbeteiligung weg. Lindner wollte die Partei sozialer machen und zu allen Seiten hin öffnen.

Die Strategie machte sich bei der Landtagswahl im Mai 2017 in NRW bezahlt: Mit 12,6 Prozent erzielte die FDP dort ein Rekordergebnis. Gemeinsam mit der CDU regieren die Liberalen inzwischen das bevölkerungsreichste Bundesland. Im Bild: Sechs Wochen nach der Wahl in NRW unterzeichnen Lindner und Armin Laschet (CDU, r) den Koalitionsvertrag.

Im Bundestag schaffte Lindner 2017 den Wiedereinzug für die FDP mit 10,7 Prozent und einem Plus von 5,9 Prozent.
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Der FDP-Bundesvorsitzende ließ dann aber die Verhandlungen um eine sogenannte Jamaika-Koalition (FDP, CDU, Grüne) spektakulär platzen. Sein Satz „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren“ machte Schlagzeilen.

Die FDP ging in die Opposition. In dieser macht Lindner vor allem als scharfer Kritiker der Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Bundesregierung von sich Reden. Vor allem bei der Politik rund um das Coronavirus hat er den Begriff "unverhältnismäßig" geprägt.

Lindner wurde wegen seines Umgangs mit der Wahl von Thomas Kemmerich zum Thüringer Ministerpräsidenten mit Hilfe der Stimmen der AfD auch aus den eigenen Reihen kritisiert. Lindner unterstützte Kemmerich zuerst, bewegte Kemmerich dann jedoch nach heftiger Kritik von allen Seiten zum Rücktritt.

Lindner stellte am 7. Februar 2020 daraufhin die Vertrauensfrage in einer außerordentlichen Sitzung des FDP-Bundesvorstands, die positiv für ihn ausfiel.

2021 wurde er erneut mit 93 Prozent der Stimmen zum Bundesvorsitzenden der FDP und gleichzeitig zum Spitzenkandidaten der Partei für die Bundestagswahl gewählt. Im Bild vor der Bundestagswahl mit v.l. Janine Wissler, Linke-Parteivorsitzende, Alexander Dobrindt, CSU-Landesgruppenchef und Alice Weidel, AfD-Fraktionsvorsitzende kurz vor der Live-Sendung „Der Vierkampf nach dem TV-Triell“ der ARD in den Bolle Festsälen.

Die FDP erreicht 11,5 Prozent bei der Bundestagswahl 2021. Im Bild: Lindner (l) und die Parteispitze der Liberalen stehen auf der Wahlparty der FDP im Hans-Dietrich-Genscher-Haus nach Bekanntgabe der ersten Prognosen auf der Bühne.

Lindner und die FDP wollen diesmal regieren. Schon zwei Tage nach der Wahl finden erste Vorgespräche über eine gemeinsame Regierungsbeteiligung statt. Volker Wissing (FDP) hält das in einem Foto fest und macht ein Selfie mit Annalena Barbock (Grüne), Christian Lindner und Robert Habeck (Grüne).

Lindner wird Bundesfinanzminister im Kabinett von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, 2.v.re.). MIt auf dem Bild Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne, 2.v.l.) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne, li.).

Lindner hat in der politischen Lage keine einfache Aufgabe als Bundesfinanzminister. Der Ukraine-Krieg, der die Inflation vorantreibt, Schulden durch die Corona-Pandemie. Im ARD-Deutschlandtrend von Infratest dimap vom 2. Juni 2022 zeigen sich mit seiner Arbeit 42 Prozent sehr zufrieden beziehungsweise zufrieden. Annalena Baerbock und Robert Habeck (Grüne) erreichen im Vergleich Werte von 60 Prozent. Derweil befindet sich die FDP wieder im Abwärtstrend und verzeichnete 2022 in drei Bundesländern (NRW, Saarland, Schleswig-Holstein) große Verluste und verpasste im Saarland sogar den Einzug in den Landtag. Teilweise wird der Grund dafür auch bei der Regierungsarbeit in Berlin gesehen. Die FDP sei in der Rolle als Regierungspartei nicht vollständig angekommen. Sie nehme selbst in der Koalition teilweise die Rolle einer Opposition wahr, etwa in der Verteidigungspolitik mit der Kritik am Kanzler, sagte Politikwissenschaftlerin Sabine Kropp der Tagesschau.
Privates: Seit 2009 war er mit der Journalistin Dagmar Rosenfeld liiert und heiratete sie 2011. Im August 2020 wurde die Ehe geschieden.

Bereits im August 2018 bestätigte er eine Beziehung mit der elf Jahre jüngeren RTL-Reporterin Franca Lehfeldt. Damals zeigte ein Bild das Paar im Urlaub auf Ibiza. Offiziell traten sie zum ersten Mal 2018 bei den Bayreuther Festspielen gemeinsam auf.

Am 7. Juli 2022 heiratet das Paar auf Sylt. Die Hochzeit ist ein Medienereignis.Schon Tage vorher wird darüber berichtet. Selbst das Ressort Politik greift das Thema auf.

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