Nach Kindesmissbrauch auf dem Campingplatz Fall Lügde: Jugendämter reformieren

Düsseldorf · NRW-Familienminister kündigt ein umfassendes Konzept für Juni an.

 In dieser Camping-Behausung soll sich der massenhafte Kindesmissbrauch zugetragen haben. Foto: Guido Kirchner/dpa

In dieser Camping-Behausung soll sich der massenhafte Kindesmissbrauch zugetragen haben. Foto: Guido Kirchner/dpa

Foto: dpa/Guido Kirchner

NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) zieht erste Lehren aus dem Fall des mutmaßlich tausendfachen Kindesmissbrauchs in Lügde. Künftig solle das Jugendamt am Wohnsitz der Pflegefamilie der Unterbringung eines Kindes verbindlich zustimmen müssen, schlug Stamp am Donnerstag im Landtag vor. Im Fall des auf einem Campingplatz in Lügde missbrauchten Mädchens sei hingegen das Jugendamt am Wohnort der Mutter federführend gewesen.  Ein umfassendes Konzept zur Reform der Zuständigkeiten im Kinder- und Jugendschutz, zur Ausweitung der Prävention und Einführung von Standards kündigte Stamp für den Monat Juni an.

In Lügde waren die Jugendämter im niedersächsischen Hameln-Pyrmont und im nordrhein-westfälischen Lippe zu gegensätzlichen Einschätzungen gelangt. Einem früheren Bericht des Familienministeriums zufolge kamen die Nordrhein-Westfalen nach einem Hausbesuch im November 2016 zu dem Ergebnis, dass „die vorgefundene Situation für das Kind gefährdend sei“ und innerhalb kurzer Zeit geändert werden müsse, um eine Gefährdung des Kindeswohls auszuschließen. Die Niedersachsen hingegen meinten, dass keine Kindeswohlgefährdung vorliege. Die Wohnsituation in dem Campingwagen sei zwar chaotisch, aber in der Regel ordentlich. Der Pflegevater sei bemüht und zeige sich kooperativ.

Dass die beiden Jugendämter aus zwei Bundesländern stammten, sei aber nicht der Grund für die unterschiedliche Beurteilung der Lage, stellte Manfred Walhorn, Abteilungsleiter im Familienministerium, klar. Es sei aktuell auch bei Jugendämtern desselben Bundeslandes nicht auszuschließen, dass es zu massenhaften Abstimmungsdefiziten komme. Die Zuständigkeiten und rechtlichen Regelungen müssten daher dringend klarer, eindeutiger und präziser gestaltet werden. Hierzu sei das Ministerium auch mit den anderen beteiligten Ressorts der Landesregierung und Niedersachsens im Gespräch.

Die Zahl der mutmaßlichen Täter in Lügde war zuletzt auf acht gestiegen, die der bislang bekannten Opfer liegt bei 41.

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