Erdrückende Beweislast Erste Anklage im Fall Lügde umfasst 300 Missbrauchsfälle

Exklusiv | Detmold/Düsseldorf · In der ersten Anklage im Missbrauchsfall von Lügde finden sich nach Informationen unserer Redaktion 21 Geschädigte. Insgesamt ist es aber laut Anklage zu rund 300 Missbrauchsfällen gekommen - viele Kinder und Jugendliche wurden also gleich mehrmals missbraucht.

Fotos: Campingplatz in Lügde Tatort in Fällen von Kindesmissbrauch
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Campingplatz in Lügde Tatort in Fällen von Kindesmissbrauch

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Foto: dpa/Guido Kirchner

Bei der ersten Anklage im Fall Lügde geht es um rund 300 Fälle von sexuellem Missbrauch, davon rund 230 schwere Fälle. Das erfuhr unsere Redaktion aus Justizkreisen. Als Geschädigte werden in der Anklage 21 Kinder und Jugendliche genannt. Ihre Aussagen bilden auch Kern der Anklage.

Das Landgericht Detmold erklärte auf Anfrage, es äußere sich nicht zu den Details der Anklage. Am Vormittag hatte das Gericht allerdings bestätigt, dass die Staatsanwaltschaft Detmold gegen zwei Beschuldigte Anklage erhoben hat. Nach erfolgter Zustellung an die Beschuldigten werde es eine Information zum genauen Inhalt der Anklage geben.

Im Gespräch mit unserer Redaktion hatte der Anwalt Peter Wüller bereits berichtet, dass sich aus den Akten ergibt, dass die befragten Kinder und Jugendliche im Fall Lügde gerichtsverwertbare Aussagen bei den Vernehmungen gemacht haben. „Die Aussagen der Kinder sind eindeutig“, sagte er. Er rechne mit hohen Haftstrafen von bis zu 14 Jahren gegen die zwei Hauptbeschuldigten.

Missbrauchsfall in Lügde: So sieht der Campingplatz nach dem Abriss aus
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So sieht der Campingplatz in Lügde nach dem Abriss aus

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Foto: dpa/Guido Kirchner

Insgesamt geht es bei den Ermittlungen wegen Lügde um rund 1000 Missbrauchsfälle mit 41 Opfern.

In der nun erhobenen Anklage wegen schweren sexuellen Kindermissbrauchs wird allerdings nur einer der zwei Hauptbeschuldigten aufgeführt. Es ist der 56-jährige Dauercamper Andreas V. Außerdem wird der 49-jährige Heiko V. aus Stade angeklagt, dem vorrangig Teilnahme an einem Video-Chat vorgeworfen wird. Die Anklage gegen den zweiten Hauptbeschuldigten, Mario S. aus Steinheim, steht noch aus. Sein Anwalt hatte unserer Redaktion allerdings gesagt, er rate seinem Mandanten zu einem Geständnis, um den Kindern eine Aussage vor Gericht zu ersparen. Außerdem könne dies das Strafmaß senken.

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