Nach Knick in den Corona-Jahren Wieder mehr Verkehrstote – ein Schwerpunkt liegt in NRW

Wiesbaden/Düsseldorf · Fachleute prognostizieren für dieses Jahr einen bundesweiten Anstieg der Unfalltoten und Verletzten. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes gab es von Januar bis September die meisten Todesopfer in Bayern, gefolgt von Nordrhein-Westfalen.

Ein Kreuz am Straßenrand erinnert an ein verlorenes Leben. Während der Corona-Pandemie war die Zahl der Unfälle und Verunglückten deutlich zurückgegangen, jetzt steigt sie wieder an.

Ein Kreuz am Straßenrand erinnert an ein verlorenes Leben. Während der Corona-Pandemie war die Zahl der Unfälle und Verunglückten deutlich zurückgegangen, jetzt steigt sie wieder an.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Es sterben wieder mehr Menschen im Straßenverkehr. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes hat es in Nordrhein-Westfalen im Zeitraum von Januar bis Ende September dieses Jahres 338 Verkehrstote gegeben. Das ist im bundesweiten Vergleich der zweithöchste Wert: Nur in Bayern starben nach dieser Statistik mit 383 Personen mehr Menschen.

Bei der Zahl der Verunglückten insgesamt – das umfasst auch alle Leicht- und Schwerverletzten – liegt Nordrhein-Westfalen demnach mit mehr als 56.700 registrierten Fällen auf einem traurigen ersten Platz. Das bedeutet: Mehr als jeder fünfte Mensch, der bis Ende September im deutschen Straßenverkehr verletzt wurde, erfuhr dieses Schicksal in Nordrhein-Westfalen. Allerdings ist NRW auch das bevölkerungsreichste Bundesland mit entsprechendem Verkehrsaufkommen.

Alle Zahlen sind vorläufig. Das Statistische Bundesamt greift nach eigener Auskunft für seine Berechnungen auf Werte zurück, die die Bundesländer ihm bis Mitte November geliefert haben. Basierend darauf prognostiziert die Behörde nun, dass es in diesem Jahr in ganz Deutschland voraussichtlich etwa 2790 Verkehrstote geben wird. Das wären 220 Opfer und neun Prozent mehr als 2021. Die Zahl der Verletzten wird den Schätzungen nach ebenfalls um rund neun Prozent und 30.000 Betroffene auf etwa 353.000 Personen steigen. Insgesamt gehen die Fachleute fürs gesamte Jahr von mehr als 2,4 Millionen Unfällen auf deutschen Straßen aus.

Allerdings gab es 2021 auch einen historischen Tiefstand bei den Verkehrsunfällen und -toten. Vor allem, weil wegen der Corona-Pandemie deutlich weniger Menschen auf den Straßen unterwegs waren. Im Jahr 2019, das von der Pandemie noch unbeeinflusst war, registrierte die Polizei knapp 2,7 Millionen Unfälle, bei denen 3046 Menschen zu Tode kamen.

Tendenziell wird der Straßenverkehr seit einem Höchststand an Unfallopfern Jahr 1970 immer sicherer. So waren in jenem Jahr mehr als 21.300 Menschen ums Leben gekommen. 1985 hatte sich die Zahl etwa halbiert, und bis zur Mitte der 2000er-Jahre wiederholte sich das erneut. Diskussionen darum, wie der Verlust von Menschenleben vermieden werden kann, werden fortlaufend geführt. Die NRW-Landesregierung will das Verkehrssicherheitsprogramm 2020 überarbeiten und neu auflegen, wie eine Sprecherin des Verkehrsministeriums mitteilte. Dieses Ziel ist im Koalitionsvertrag festgelegt. Einen Zeitplan dafür gebe es derzeit aber nicht.

Die politische Opposition hat konkrete Vorschläge. „Für mehr Sicherheit kann ein Tempolimit auf der Autobahn sorgen. Häufig ist Rasen der Grund für Unfälle. Schon auf Landstraßen und innerorts haben Tempolimits für mehr Sicherheit gesorgt“, sagte Christina Kampmann, innenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag. „Auf der Autobahn können wir so gleich zwei Ziele erreichen: Klimaschutz und Sicherheit.“ Außerdem müssten Unfallschwerpunkte identifiziert werden.

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