Bedrohungen, Beschimpfungen, körperliche Angriffe Viele Lehrkräfte in NRW erleben an ihren Schulen Gewalt

Düsseldorf · Eine Befragung des Philologenverbands NRW liefert erschreckende Ergebnisse: Fast jede zweite Gymnasiallehrkraft und 76 Prozent der Gesamtschullehrer hatten in den letzten Jahren Angriffe oder Anfeindungen unterschiedlicher Form erlebt. Die Details.

Auf dem Weg ins Lehrerzimmer (Symbolbild). Aggressionen gegen Lehrkräfte gibt es offenbar erschreckend oft.

Auf dem Weg ins Lehrerzimmer (Symbolbild). Aggressionen gegen Lehrkräfte gibt es offenbar erschreckend oft.

Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Ein aktueller und drastischer Fall einer gezielten Attacke geschah am Donnerstag, 9. November, an einem Berufskolleg in Essen. Ein junger Mann betrat einen Klassenraum, sprach den Lehrer darin mit Namen an und sprühte ihm einen Reizstoff ins Gesicht, die Polizei geht von Pfefferspray aus. Der Lehrer erlebte einen Angriff am Arbeitsplatz und mutmaßlich wegen seines Jobs.

Taten wie diese rütteln auf und werden auch publik. Laut dem Philologenverband NRW erleben Lehrkräfte allerdings erschreckend häufig Attacken unterschiedlichster Art, die nicht unbedingt ihren Weg in die Nachrichten finden. Bei einer aktuellen Befragung des Verbands gaben 76 Prozent der teilnehmenden Lehrkräfte von Gesamtschulen und 47 Prozent der Lehrer von Gymnasien an, binnen der vergangenen drei Jahre an ihrer Schule von Gewalt betroffen gewesen zu sein.

Darunter zählten in der Befragung nicht nur körperliche Angriffe, sondern auch Bedrohungen, Beleidigungen, Mobbing, Sachbeschädigungen, Diskriminierung oder Übergriffe, die online stattfanden – etwa, indem heimlich gefilmte Videos in sozialen Netzwerken gepostet wurden. Betroffene Lehrkräfte der Gymnasien sagten zu fast 85 Prozent, die Vorkommnisse seien „selten“ gewesen. Von den Beschäftigten der Gesamtschulen bezeichneten aber insgesamt 42 Prozent die Erlebnisse als häufig oder sogar sehr häufig.

„Uns haben die Zahlen und Schilderungen schockiert“, sagte Sabine Mistler, Landesvorsitzende des Philologenverbands. „Sie zeigen deutlich, dass dringend etwas passieren muss.“

Am häufigsten waren die Lehrer den Ergebnissen zufolge an allen Schulformen Beschimpfungen und Bedrohungen ausgesetzt. An den Gymnasien waren Online- oder Cyberdelikte im Verhältnis häufiger als an Gesamtschulen, dort wiederum kamen Sachbeschädigungen und körperliche Gewalt proportional mehr vor.

In den mit Abstand meisten Fällen waren die Täter den Antworten zufolge Schülerinnen und Schüler, teilte der Philologenverband mit. An zweiter Stelle standen Eltern. So würden Elterngespräche häufig als schwierige Situationen beschrieben. An dritter Stelle wurden bei der Frage nach den Aggressoren die Schulleitungen genannt. Von diesen wünschten Lehrerinnen und Lehrer sich überdies sehr oft mehr Hilfe.

An der Befragung hatten sich knapp 1500 Personen beteiligt. 79 Prozent von ihnen sind an Gymnasien beschäftigt, 17 Prozent an Gesamtschulen, fünf Prozent an anderen Schulformen.

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