Energiekonzern RWE übernimmt Widerstand gegen den Abriss der Landstraße beim Tagebau Garzweiler
Düsseldorf/Erkelenz · Ab 1. Juni gehört die Landstraße L12 - zentrale Verbindungsroute für Orte am Rande des Tagebaus Garzweiler - dem Konzern RWE und soll abgebaggert werden. Dabei sei das nicht nötig, sagt die Grünen-Landtagsabgeordnete Antje Grothus und appelliert an den Energiekonzern.
Allen Protesten zum Trotz: Der Energiekonzern RWE übernimmt die Landstraße L12 zwischen den Orten Holzweiler und Keyenberg am Rande des Tagebaugebiets Garzweiler. Die Straße werde zum 1. Juni eingezogen, heißt es von RWE. „Sie wird dann Werkstraße von RWE Power, auf der bis auf Weiteres öffentlicher Verkehr zugelassen ist.“ Für die Nutzer ändere sich also erstmal nichts, betont RWE.
Begrifflichkeiten wie „erstmal“ und „bis auf Weiteres“ sind allerdings dehnbar. In der Vergangenheit war bereits ein Abriss um die Jahresmitte in der Diskussion. Für die Menschen in den fünf „geretteten“ Dörfern nördlich der Straße, die nach der Einigung zum Kohle-Ausstieg nun nicht mehr dem Kohlebagger weichen sollen, sowie den zwei Dörfern Kaulhausen und Venrath würde damit die Verbindung in den Süden abgeschnitten, erklärte David Dresen von der Gruppe „Alle Dörfer bleiben“.
„In Holzweiler gibt es noch einen Kindergarten, da ist der nächste Kiosk, die nächste Tankstelle, Fußballvereine, auch der nächste Arzt ist in Holzweiler“, sagte Dresen. „Die Menschen müssten einen Umweg über Erkelenz fahren“ – etwa zehn Kilometer Umweg, je nach Startpunkt. Auf der Suche nach Abkürzungen dürfte sich viel Verkehr über eigentlich ungeeignete Feldwege schlängeln.
Laut RWE gibt es noch keinen Zeitplan für die nächsten Schritte. „Wann die Straße durch den Tagebau unterbrochen wird, ist noch offen“, erklärt RWE. „Sie wird unterbrochen, weil sich der Tagebau Garzweiler in diese Richtung vorarbeitet, um auch in diesem Bereich planmäßig Kohle zu gewinnen.“
Die Landtagsabgeordnete Antje Grothus (Grüne) hält das aber gar nicht für nötig. Sie fordert RWE auf, die Abbauplanung so anzupassen, dass die Landstraße erhalten bleibt. „In dem von Ihnen zum Abbau vorgesehenen Bereich westlich der L12 liegen lediglich 15 bis 20 Millionen Tonnen Braunkohle förderbar“, argumentiert sie in einem Schreiben an den Energiekonzern. „Diese Kohle wird nicht für eine sichere Energieversorgung benötigt und wird absehbar nicht gefördert werden.“
Insbesondere bemängelt Grothus, dass die Straße auch abgebaggert werden solle, wenn es gar nicht um die Kohle ginge, sondern lediglich darum, Erdmaterial für die Neugestaltung der Tagebaulandschaft zu gewinnen. Dabei gebe es Möglichkeiten, auf derart große Mengen zu verzichten. Etwa durch sparsame Bauweisen oder durch die Wahl einer Biotop-Lösung, für die weniger Abraum gebraucht würde.
Sollte es überdies für den künftigen Abbau noch zu langwierigen Enteignungsverfahren um nötige Grundstücke in Privatbesitz kommen, so würden diese „die Bewegung des Tagebaus im südlichen Bereich der L12 erheblich einschränken. Ihr rechtlicher Ausgang ist dabei offen, so dass der Tagebau Garzweiler im südlichen Bereich der L12 diese gegebenenfalls nie überschreiten wird“, prognostiziert Grothus.
Die Menschen in den Grubenranddörfern brächten seit Jahrzehnten große Opfer durch die Belastungen durch Staub, Lärm und Licht; durch den Erhalt der L12 könne der soziale Frieden in der Region geschützt werden. Es wäre, so Grothus, „ein Signal des Respekts an die Menschen vor Ort“.
Die Aktiven von „Alle Dörfer bleiben“ planen für den frühen Morgen des 1. Juni bis zum Mittag eine Protestveranstaltung gegen den Abriss der L12 und der sieben Windräder in ihrem Umfeld.