Kunstsammlung Ehemaliger WestLB-Chef kaufte Kunst "aus Lust und Freude"

Düsseldorf · Die Kunstsammlung der ehemaligen WestLB enthält klangvolle Namen: Macke, Beuys, Picasso. Sie ist aber nicht das Ergebnis eines Investmentplans, sondern eher ein Zufallsprodukt.

 Die Zentrale der WestLB-Nachfolgerin Portigon in Düsseldorf.

Die Zentrale der WestLB-Nachfolgerin Portigon in Düsseldorf.

Foto: dpa, mg fpt

Die vom Verkauf bedrohte Kunstsammlung der ehemaligen WestLB ist nach dem Geschmack der Banker entstanden. "Es ging mir nie darum, in Kunst zu investieren. Ich kaufte die Bilder aus Lust und Freude", sagte der erste Vorstandsvorsitzende der Westdeutschen Landesbank, Ludwig Poullain, der "Welt am Sonntag". Bereits 1969 - das war das Jahr seines Amtsantritts - sei er von einem Museumsdirektor als potenzieller Kunstkäufer angesprochen worden, weil das Land Nordrhein-Westfalen dafür kein Geld mehr habe.

Besonders am "Selbstbildnis im Hotel" von Max Beckmann aus dem Jahr 1932 habe er gehangen, das aber nach seinem Ausscheiden aus der Bank wieder verkauft wurde. "Eines Tages rief mich ein befreundeter Galerist an. "Ich habe hier ein wunderschönes Bild für dich, es passt nicht ganz in die Sammlung, aber es wird dir gefallen", sagte er.", schilderte der 95-jährige Poullain das Zustandekommen des Ankaufs.

"Ich habe den Beckmann für die Bank, aber auch für mich gekauft." Es sei ein wunderbares Bild gewesen, das in seinem Büro hing. "Immer wenn ich mich über einen Gast ärgerte oder er mir meine Zeit raubte, schaute ich das Bild an. Es war ein starkes Bild, das einen hohen Widerstand erforderte. Das wollten meine Nachfolger nicht. Sie hängten den Beckmann auf den Flur. Irgendwann war er ganz verschwunden", sagte Poullain, der bis 1977 WestLB-Chef war.

"Ich habe einige schöne Gemälde gekauft. Was aus ihnen geworden sein mag, wo sie hängen, in welchen Kellern sie hausen - ich weiß es nicht. Schließlich habe ich die Bank vor mehr als 35 Jahren verlassen", resümierte der einst mächtige Banker im Gespräch mit der "Welt am Sonntag". Laut dem Zeitungsbericht habe die WestLB noch 2007 angegeben, 6000 Arbeiten zu besitzen, darunter 1500 hochkarätige Werke, die auch für große Ausstellungen ausgeliehen würden.

Die von der Nachfolgegesellschaft Portigon übernommen WestLB-Sammlung umfasst 400 Werke, von denen 150 als hochkarätig eingeschätzt werden. Am Donnerstag ist mit Spitzen von Portigon und anderer landeseigener Unternehmen sowie Ministern, Abgeordneten, Kulturschaffenden und Kunstsachverständigen ein Runder Tisch geplant. Die Landesregierung von NRW hatte nach massiven öffentlichen Protesten angekündigt, die zum Verkauf stehende Kunstsammlung im Land halten zu wollen.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort