NRW-Abitur 2022 Zu viele Textaufgaben – Lehrer sind für Änderungen am Mathe-Abitur

Exklusiv | Düsseldorf · Das Niveau der Klausuren dieses Jahr sei in Ordnung gewesen, die Art der Aufgabenstellung aber ein Problem, sagen Lehrkräfte. Schülervertreter bestätigen das. Auch das Schulministerium bezieht Stellung dazu.

 Ein Schild bittet um Ruhr für die Abiturklausuren (Symbolbild). Über die Prüfungen im Fach Mathematik gab es viele Beschwerden.

Ein Schild bittet um Ruhr für die Abiturklausuren (Symbolbild). Über die Prüfungen im Fach Mathematik gab es viele Beschwerden.

Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Der Philologenverband NRW schlägt vor, dass in Mathe-Abiturklausuren in Zukunft weniger Textaufgaben vorkommen. Oder, dass diese Art der Aufgabenstellung, sollte eine Einschränkung nicht möglich sein, im vorbereitenden Unterricht mehr geübt wird. Aktueller Anlass sind die Abi-Klausuren dieses Jahres, vor allem die für die Grundkurse: „Das waren bis zu sieben oder acht Blätter, die durchgearbeitet werden mussten“, sagt die Vorsitzende des Verbands, Sabine Mistler.

Texte zunächst mal in Aufgaben zu übersetzen werde im Unterricht weniger trainiert, und es kostet in der Prüfung Zeit. „Es sorgt natürlich für Frustration, wenn man am Ende nur mit der Zeit nicht hinkommt, obwohl man imstande gewesen wäre, die Aufgaben zu lösen“, sagt Mistler. Gerade darüber hatten sich viele junge Leute anschließend beschwert. Auch in den Vorjahren habe es solche Klagen gegeben. „Das ist ein wiederkehrendes Problem, das wir auf verschiedenen Ebenen angehen wollen“, kündigt Mistler nun an. Sowohl beim Landesschulministerium als auch auf Bundesebene werde man die Sache thematisieren. „Wir wollen eine grundsätzliche Klärung herbeiführen.“

Die Landesvertretung der Schülerinnen und Schüler in NRW bestätigt die Position der Lehrer. „Textaufgaben übt man einfach nicht. Es ist auch sehr selten der Fall, dass man in den Antworten etwas ausführlich schriftlich erklären muss“, sagt Sprecherin Laura Körner. Viele seien davon verunsichert gewesen, dass gerade das nun gefordert war. Körner schlägt „eine engere Absprache mit den Mathe-Lehrkräften bei der Erstellung der Klausuren“ vor.

Nach Ansicht der Schülervertretung waren die Prüfungen aber auch abgesehen von der Art der Aufgabenstellung zu umfangreich. Die derzeit laufende Petition, die ein Gutachten dazu fordert, hält man dort deshalb für sinnvoll. Bis Montag hatten mehr als 8200 Menschen für das Anliegen unterzeichnet.

Das Landesschulministerium hat auf Anfrage bekräftigt, dass es sowohl die Abi-Klausuren als auch die Vorbereitungen darauf für angemessen hält. Im Oberstufenunterricht stehe „das Lernen in Problemkontexten im Mittelpunkt“. Aufgaben mit „Anwendungen aus der Lebenswelt“ sollten die gleiche Wichtigkeit und Wertigkeit haben wie „innermathematische“ Aufgaben.

Der Philologenverband stützt sich bei seiner Kritik auf aktuelle Rückmeldungen, die Erfahrung der vergangenen Jahre und auf eine Befragung von ausgewählten Mitgliedern aus allen Teilen des Bundeslandes zu einer Reihe von Themen rund ums diesjährige Abitur. Bei dieser Umfrage ging es auch um die  Corona-Situation. So hatte man befürchtet, dass die Abiprüfungen nach dem Wegfall von Test- und Maskenpflichten durch viele Krankheits- und Quarantänefälle beeinträchtigt würden. „Wir sind sehr erleichtert und froh darüber, dass das nicht bestätigt wurde“, sagt Sabine Mistler. Wobei man auf offizielle Zahlen noch warte, aber zumindest laut der Umfrage kam es nicht zu größeren Schwierigkeiten.

 Sabine Mistler  Foto: Zehrfeld

Sabine Mistler Foto: Zehrfeld

Foto: Zehrfeld

„Es hat sich aber auch bewusst niemand mehr getestet“, hält  Schülervertreterin Laura Körner dagegen. „Man möchte ja nicht am Morgen der Abiturklausuren erfahren, dass man nicht mitschreiben darf.“ Sie geht davon aus, dass es im Zuge der Prüfungen durchaus zu Infektionen gekommen sein könnte, die nicht erkannt oder nicht auf die Schule zurückgeführt wurden.

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