Streit um Dissertation des Staatssekretärs Eumann Doktorvater wehrt sich gegen Vorwürfe

Düsseldorf · NRW-Medienstaatssekretär Marc Jan Eumann (SPD) hat in der Auseinandersetzung um die mögliche Aberkennung seines Doktortitels die TU Dortmund angegriffen und erklärt, er habe nicht darüber getäuscht, dass er zum Thema seiner Dissertation bereits eine Magisterarbeit verfasst habe.

 Seine Magisterarbeit hat Eumann an der Universität Köln verfasst. An der TU Dortmund hat er promoviert.

Seine Magisterarbeit hat Eumann an der Universität Köln verfasst. An der TU Dortmund hat er promoviert.

Foto: Tim Brakemeier, dpa

Auf Anfrage sagte sein Doktorvater Horst Pöttker erneut, dass er Titel und Thema der Magisterarbeit nicht gekannt habe. Zwar habe Eumann in einer Danksagung am Anfang seiner Dissertation Quellen erwähnt, die er für seine Arbeit im Magisterstudium — allerdings nur teilweise — verwendet hätte. Dies habe aber nicht darauf schließen lassen, dass die Magisterarbeit sich mit demselben Thema wie die Dissertation befasste.

Auch habe Eumann diese Danksagung erst kurz vor Veröffentlichung der Dissertation angefügt, also Monate nach der mündlichen Doktorprüfung. Der entscheidende Teil des Dissertationsverfahrens war da bereits abgeschlossen. "Ich hätte von der Existenz der Magisterarbeit zum selben Thema also wissen können", sagt Pöttker, "Aber ich habe es nicht gewusst und bin auch nicht aktiv darüber informiert worden."

Pöttker: "Ich bin enttäuscht"

Eumann habe den Titel seiner Magisterarbeit, der auf das identische Thema hinweist, weder im Literaturverzeichnis seiner Dissertation noch im Lebenslauf für das Promotionsverfahren erwähnt. Trotzdem wollte sein Doktorvater wegen des noch laufenden Aberkennungsverfahrens nicht davon sprechen, dass er von Eumann getäuscht worden sei. "Ich bin enttäuscht", sagt Pöttker. "Ich pflege ein vertrauensvolles Verhältnis zu meinen Doktoranden, bin jetzt aber dazu übergegangen, mir von allen Externen bisherige Veröffentlichungen vorlegen zu lassen. Von internen Promovierenden kenne ich sie ohnehin."

Seine Magisterarbeit hat Eumann an der Universität Köln verfasst. Dass er an der TU Dortmund promovieren wollte, erschien wegen des Themas schlüssig. Eumann beschäftigt sich in seiner Dissertation mit der Geschichte des Deutschen Presse-Dienstes.

Historische Journalismusforschung ist eines der Arbeitsgebiete von Pöttker, der inzwischen emeritiert ist. In dessen Reihe "Öffentlichkeit und Geschichte" ist die Arbeit auch erschienen — darüber war der Fall ins Rollen geraten, denn einem Rezensenten war die Ähnlichkeit zur Magisterarbeit aufgefallen. "Daran kann man sehen, wie wichtig Öffentlichkeit als Kraft der Selbstregulierung ist", sagt Pöttker. "Für dieses Prinzip bin ich mein gesamtes Wissenschaftlerleben eingetreten."

(dok)
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