Interview mit Minister Röttgen "Die CDU muss schnell handlungsfähig werden"

Bundesumweltminister Norbert Röttgen nimmt im Interview mit unserer Redaktion Stellung zu seiner Kandidatur um den Vorsitz der nordrhein-westfälischen CDU. Außerdem äußert er sich zu Stilfragen in der Politik und zu den künftigen Aufgaben des Landesverbandes im Kampf um die Vorherrschaft an Rhein und Ruhr.

Röttgen in Düsseldorf
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Herr Röttgen, was hat Jürgen Rüttgers zu Ihrer Kandidatur gesagt?

Röttgen Ich finde, es ist kein guter Stil, über Inhalte von Telefonaten zu reden.

Wann haben Sie sich entschieden?

Röttgen Seit klar war, dass Jürgen Rüttgers nicht mehr antritt, habe ich mich damit beschäftigt. Ich habe darüber mit einigen Freunden und natürlich mit meiner Frau gesprochen.

Warum haben Sie sich so lange bedeckt gehalten?

Röttgen Wir waren ursprünglich alle gemeinsam der Auffassung, das Thema aus dem Sommerloch herauszuhalten. Ich bin dabei geblieben, dass es völlig ausreichend ist, mich gegen Ende der Schulferien dazu zu äußern.

Armin Laschet war da etwas forscher.

Röttgen Jeder muss seinen Stil wählen. Ich wollte das Thema nicht mitten in der Sommerpause lostreten. Aber es ist nun anders gekommen.

Sie haben zunächst die Partei informiert und dann die Öffentlichkeit.

Röttgen Das war mir wichtig.

Sie und Laschet gelten als Vertreter eines eher liberalen Kurses. Könnte es bei der Mitgliederbefragung ausschlaggebend sein, dass Sie nicht jeden Tag in Düsseldorf sein können?

Röttgen Die NRW-CDU hat sowohl einen kommunalpolitischen als auch landes- und bundespolitischen Anspruch. Dass wir auf allen Ebenen über handelnde Politiker verfügen, ist eine Stärke von uns. Wenn ich gewählt werde, werden Karl-Josef Laumann und ich ein gutes Team an der Spitze der Partei bilden.

Die NRW-CDU hatte mit Norbert Blüm schon einmal einen Chef, der "von außen aus" die Partei führte. Im Kampf gegen die SPD-Vorherrschaft war er nicht erfolgreich...

Röttgen Geschichte wiederholt sich nicht. Im Übrigen: Nordrhein-Westfalen ist meine persönliche und politische Heimat. Ich bin hier aufgewachsen und war auf allen Ebenen politisch tätig.

Wenn Sie gewählt werden, bleiben Sie Bundesumweltminister?

Röttgen Ja. Ich glaube, dass dies eine besondere Chance ist, um christdemokratische Politik für Nordrhein-Westfalen sichtbar zu machen.

Streben Sie im Falle Ihrer Wahl den stellvertretenden Bundesvorsitz an?

Röttgen Darüber muss erst in den zuständigen Gremien geredet werden. Ich bin gegen dogmatische Lösungen. Es macht zwar Sinn, wenn der Landesvorsitzende auch dieses Amt innehat, aber es ist kein Gesetz.

Rechnen Sie mit baldiger Neuwahl?

Röttgen Das weiß keiner, aber wichtig ist, dass die CDU rasch handlungsfähig wird. Es macht wenig Sinn, im Negativen zu verharren. Wir müssen Rot-Grün Konzepte entgegensetzen und den Menschen sagen, unter welchen Voraussetzungen bei Wahrung der Schöpfung breiter Wohlstand erzielt werden kann. Dazu gehören vor allem technologische Innovationen.

Da spricht mehr der Bundespolitiker...

Röttgen Nein. Deutschland kann nicht erfolgreich sein, wenn Nordrhein-Westfalen, das wirtschaftliche Herz, nicht mitmacht. NRW sollte unter Führung der CDU wieder zum Motor der ökonomischen Entwicklung des ganzen Landes werden, das ist mein Anspruch. Eine CDU in NRW, die kein überzeugendes wirtschaftliches Konzept hat, das auch über die Landesgrenzen hinaus reicht, wird ihrer Aufgabe nicht gerecht. Wir leben in Zeiten der Globalisierung und können uns eine rein regionale Perspektive einfach nicht mehr leisten.

Was werfen Sie Rot-Grün vor?

Röttgen Dass die Landesregierung in dieser Hinsicht nichts zu bieten hat. Ihr fehlt der Mut. Statt dessen treibt sie die Schulden in die Höhe und betreibt eine Re-Ideologisierung der Schulpolitik, die uns um Jahre zurückwirft.

Wenn die CDU bei Neuwahlen verliert, was wird dann aus Ihnen?

Röttgen Ich will antreten, um zu gewinnen. Aber wenn die Partei es wünscht, würde ich dann auch die Rolle des Oppositionsführers übernehmen. Ich bin bereit, eine umfassende landespolitische Verantwortung zu übernehmen.

Die CDU hat soziale, liberale und konservative Wurzeln. Worauf sind Sie besonders stolz?

Röttgen Darauf, dass die Union nach dem Krieg die geistige Zersplitterung der Weimarer Zeit überwunden hat. Die CDU steht auf dem Fundament des christlichen Menschenbildes, darum sind wir eigentlich zeitlos. Wir müssen aber viel mehr darüber reden, wie wir mit unseren traditionellen Werten, zu denen ich stehe, in einer neuen Zeit umgehen wollen.

Das Interview führte Detlef Hüwel.

(RP)
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