Holzmangel und Verlust an Natur Waldzustand in NRW – eine „Katastrophe riesigen Ausmaßes“

Düsseldorf · Von einer „katastrophalen Spirale“ war die Rede, von Holzmangel in den nächsten Jahren: NRW sieht seinen Wald bedroht. Darüber debattierte die Politik im Landtag mit Leidenschaft: Die einen forderten mehr Raum für die Natur, die anderen Schädlingsbekämpfung in den Forsten.

Fichtenstämme liegen aufgereiht .

Fichtenstämme liegen aufgereiht .

Foto: dpa/Swen Pförtner

In dramatische Worten schlugen die Abgeordneten im nordrhein-westfälischen Landtag Alarm. Von einer „Katastrophe riesigen Ausmaßes“ sprach Georg Kaiser von den Grünen: „Der Forst verschwindet, und es scheint normal zu werden.“ Durch diesen „Zusammenbruch“ werde in kommenden Jahren das Holz knapp werden.

Die Lage sei ernst, die Aufgabe der Wiederbewaldung gewaltig, hieß es seitens der Landesregierung. Julia Kahle-Hausman von der SPD stellte fest, dass der Bedarf holzverarbeitenden Industrie weiter steigen werde, und zugleich gehe weltweit Wald verloren durch Klimawandel, Dürre, Feuer, Schädlinge: „Wir befinden uns in einer katastrophalen Spirale.“ Niemand wisse, welche Baumarten in NRW die nächsten Jahre noch überstehen würden.

In einer eigens angesetzten „Aktuellen Stunde“, beantragt von der FDP, zeichneten die Politikerinnen und Politiker aller Parteien ein düsteres Bild von der Zukunft der nordrhein-westfälischen Wälder. Über deren Zustand war man sich einig. Über Lösungsansätze weniger.

Der liberale Abgeordnete Dietmar Brockes kritisierte Planungen der Landesregierung, mehr Flächen ungenutzt zu lassen. Der Wald brauche aktive Unterstützung: „Aus eigener Kraft schafft er die Revitalisierung nicht“, sagte Brockes. „Wir können uns auch aus wirtschaftlicher Sicht nicht leisten, den Wald sich selbst zu überlassen“, führte er aus: „Nur durch die Bewirtschaftung des Waldes und die Einnahmen aus dem Holzverkauf lässt sich das System am Laufen halten.“

Stilllegungen von Flächen könnten einen Beitrag zu mehr Biodiversität leisten, hielt die SPD-Politikerin Kahle-Hausmann dagegen: „Hier sind wir als Bundesland Schlusslicht.“ Sie forderte mehr Personal für den Landesbetrieb Wald und Holz. Dem stehe nämlich „das Wasser bis zum Hals, und reihenweise Förster sind im Burnout.“

Auch Jochen Ritter von der CDU brach eine Lanze für ungenutzte Flächen: Es seien nicht immer alle Baumarten in notwendiger Zahl zu bekommen, um wiederaufzuforsten. Auch seien Pflanzen, die sich eigenständig auf einem Gelände durchsetzten, insgesamt widerstandsfähiger als eine „verwöhnte Douglasie aus der Baumschule“.

Andras Keith von der AfD forderte Schädlingsbekämpfung in den Forsten: NRW müsse in die Entwicklung von umweltverträglichen Pestiziden und in die Forstgenetik investieren. „Ich weiß, dass die Grünen jetzt wieder Schnappatmung bekommen“, sagte er, aber mit den gängigen Methoden allein werde der Waldumbau nicht gelingen.

Georg Kaiser von den Grünen verwies darauf, dass Deutschland wegen internationaler Verpflichtungen fünf Prozent des Waldes aus der Nutzung nehmen müsse, „und dazu muss auch NRW seinen Beitrag leisten“, sagte er. Die schwarz-grüne Koalition werde eine Waldstrategie und ein Landeswaldgesetz auflegen und einen zweiten Nationalpark einrichten.

Am wenigsten Leidenschaft legte Ministerin Ina Brandes (CDU) in ihre Rede. In Vertretung von Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) nahm sie vor dem Plenum für die Landesregierung Stellung. Eine wichtige Botschaft dabei: Einer Forderung, die die FDP-Fraktion jüngst per Antrag gestellt hat, will die Landesregierung von sich aus nachkommen.

Die Liberalen wollen, dass Bodenschutzkalkungen zur Vebesserung des Waldbodens vorgenommen werden. Im Staatswald von NRW seien seit etwa 15 Jahren keine mehr durchgeführt worden. Brandes erklärte dazu, es sei die landesweite Wiederaufnahme von Bodenkalkungen vorgesehen. Die Landesforstverwaltung erstelle dazu ein Konzept.

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