Kontaminiertes Löschwwasser im Rhein Currenta und Behörden müssen zügig aufklären

Meinung | Düsseldorf · Die Umweltministerin vollzieht im Umgang mit dem Chempark-Betreiber Currenta einen Kursschwenk. Die Untersagung des Weiterbetriebs der Anlage schmerzt das Unternehmen und baut Druck auf. Doch auch die Behörden müssen sich unangenehme Fragen gefallen lassen.

Leverkusen: Schwere Explosion im Chempark - Rauchwolke über Bürrig
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Schwere Explosion in Leverkusen

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Foto: Miserius, Uwe (umi)

Noch vor einigen Jahren lernten BWL-Studenten im Fach Umweltökonomie mit Hilfe einfacher mathematischer Entscheidungsmodelle, ob die aufwendige Vermeidung von Umweltsünden oder die Sanktion im Falle des Erwischtwerdens die Firma teurer zu stehen komme. Im Falle von Currenta drängt sich leider der Eindruck auf, dass Entscheider womöglich ähnlichen Vorlesungen gelauscht haben könnten. Zumindest ermittelt nun die Staatsanwaltschaft, weil kontaminiertes Wasser ohne nötige Filterung über fünf Monate in den Fluss gelangt ist.

Die Vorfälle werfen unangenehme Fragen auf, die Unternehmen und Landesregierung dringend beantworten müssen. Dass offenbar auch die Landesregierung mit Currenta die Geduld verliert, belegt eine harsche Maßnahme, die Umweltministerin Ursula Heinen-Esser in der vergangenen Woche verhängte: Sie entzog der Müllverbennungsanlage die Betriebserlaubnis. Dieser Vorgang stellt einen Kursschwenk der Ministerin dar. Als Currenta unmittelbar nach der Explosion es nicht schaffte, den Behörden zeitnah präzise mitzuteilen, welche giftigen Stoffe sich in den Lagertanks befunden hatte, war Heinen-Essers Verständnis noch sehr viel größer gewesen. Doch auch schon damals war es merkwürdig, dass eine Firma in einem derart sensiblen Bereich nicht auf Knopfdruck solch zentrale Informationen liefern konnte. Noch dazu in einem Moment, in dem die Bevölkerung maximal verunsichert war.

Leverkusen-Bürrig: der Tag nach der Explosion im Chempark
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Leverkusen am Tag nach der Explosion im Chempark

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Foto: dpa/Currenta

Auch wenn sich die Ministerin jetzt resolut gibt: Sie wird ebenfalls erklären müssen, wie nach einer derartigen Katastrophe den kontrollierenden Behörden fünf Monate lang das Leck entgehen konnte. Für die nächste Sitzung des Umweltausschusses am 19. Januar sollte sie dafür plausible Antworten parat haben.

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