Corona-Pandemie Erste NRW-Städte führen Maskenpflicht ein

Düsseldorf · NRW-Gesundheitsminister Laumann lehnt eine landesweite Schutzmasken-Vorschrift, wie sie gerade in Bayern eingeführt wurde, ab. Dennoch gehen erste NRW-Städte jetzt auf einene Faust diesen Weg. Wäre eine einheitliche Regelung sinnvoll?

 Eine Kundin sowie mit Masken bekleidete Schaufensterpuppen vor einem Geschäft in Herdecke (Symbolbild)

Eine Kundin sowie mit Masken bekleidete Schaufensterpuppen vor einem Geschäft in Herdecke (Symbolbild)

Foto: dpa/Bernd Thissen

Erneut hat Bayerns Ministerpräsident vorgelegt: Markus Söder (CSU) kündigte an, Schutzmasken im öffentlichen Personennahverkehr und im Einzelhandel verpflichtend vorzuschreiben – jetzt haben einzelne NRW-Kommunen reagiert. Die Stadt Münster ordnete an, dass dort in Läden, auf Märkten und in Bussen vom kommenden Montag an Mund- und Nase mit Alltagsmasken oder einem Schal bedeckt sein müssen. Die Stadt Dorsten führte eine Maskenpflicht in öffentlichen Verwaltungsgebäuden ein.

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Diese Schutzmasken gibt es

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Zudem werden Stimmen laut, die  eine landesweite Regelung fordern. Lisa-Kristin Kapteinat, Vize-Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, sagte: „Armin Laschet hat bisher jeden Ruf nach einer Maskenpflicht von sich gewiesen.“ Das sei das beste Indiz dafür, dass sie auch für NRW bald kommen werde. Erst recht jetzt, da Bayern mal wieder einen Schritt voraus sei. „Ich kann die Entscheidung für Geschäfte und öffentlichen Nahverkehr jedenfalls nachvollziehen und würde mir wünschen, dass NRW das genauso macht“, sagte Kapteinat. Klar sei nur, dass die Masken dann auch an den entsprechenden Stellen zur Verfügung stehen müssten.

NRW-Gesundheitsminister Karl-­Josef Laumann will den Bayern jedoch nicht nacheifern: „Nordrhein-Westfalen folgt dem letzte Woche von Bund und Ländern gefassten Beschluss: Wir empfehlen den Menschen – insbesondere im öffentlichen Personennahverkehr und beim Einkauf im Einzelhandel – dringend den Gebrauch von Alltags- oder Community-Masken“, sagte Laumann unserer Redaktion. Diese könnten ein wichtiger Beitrag zum Fremdschutz und zur Minimierung eines Ansteckungsrisikos sein. „Ich appelliere hier an die Verantwortung jedes Einzelnen. Auf eine Maskenpflicht verzichten wir auch deshalb, weil der Handel aktuell nicht sicherstellen kann, dass sich alle Bürgerinnen und Bürger mit genügend Alltags-Masken versorgen können“, sagte der CDU-Politiker.

Auch der Koalitionspartner FDP ist gegen eine Verpflichtung. Die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Susanne Schneider, sagte: „Die Maske wird bei der schrittweisen Öffnung unserer Gesellschaft, die wir uns sehr wünschen, im Straßenbild sicherlich zur Normalität werden. Zumal es immer mehr Angebote auch modisch ansprechender Stoffmasken gibt.“

Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Frank Bergmann, sieht eine Maskenpflicht angesichts der schlechten Versorgungslage kritisch: „Aus medizinischer Sicht würde ich eine entsprechend klare Anordnung auch für NRW begrüßen. Voraussetzung wäre allerdings, dass der Bevölkerung ausreichend Masken zur Verfügung stehen – dies ist angesichts der gegenwärtigen Lieferengpässe nicht einmal in den Praxen der Fall“, sagte Bergmann unserer Redaktion.

Ähnlich äußerte sich Grünen-Fraktionsvize Mehrdad Mostofizadeh: „Die knappen medizinischen Masken gehören aktuell in die Kliniken, Arztpraxen, in die Pflegesituationen oder zu Heilmittelerbringern. Ich halte es aber für sehr vernünftig, wenn überall da, wo man sich recht nahe kommen kann – wie in Bussen und Bahnen oder beim Einkauf – die einfachen Alltags-Masken getragen werden.“ Wichtig sei, die Akzeptanz für das Tragen zu erhöhen und für eine Verbreitung der Masken zu sorgen. „Mindestens genauso wichtig ist nach wie vor das Einhalten der anderen Hygienestandards, wie Händewaschen, ausreichender Abstand und so weiter.“ Mostofizadeh wies zudem darauf hin, dass es beim Tragen der Masken auch darauf ankomme, sie regelmäßig zu wechseln, denn nur so bliebe die Schutzwirkung erhalten.

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