Eklat im NRW-Landtag Heftiger Streit um Kita-Tests im Familienausschuss

Düsseldorf · Die SPD-Fraktion kritisiert die Entscheidung der Landesregierung, sich aus den regelmäßigen Corona-Tests in Kitas zurückzuziehen. Auch die Grünen sehen das kritisch. Die FDP spricht hingegen von Panikmache.

 Ein Kind hat einen negativen Corona-Test (Symbolbild).

Ein Kind hat einen negativen Corona-Test (Symbolbild).

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Der baldige Rückzug des Landes Nordrhein-Westfalen aus den regelmäßigen Corona-Tests in Kitas hat im Familienausschuss des Landtags zu einem Eklat geführt. Die SPD-Fraktion kritisierte die Entscheidung der Landesregierung am Donnerstag als hochriskant und falsch. Die Corona-Infektionen seien aktuell auf ein Rekordniveau gestiegen. Nach Ansicht der Grünen ist der geplante Wegfall der Tests für Kinder auch ein falsches Signal an die Beschäftigten.

Die FDP-Regierungsfraktion warf den Kritikern im Gegenzug Angst- und Panikmache vor. Die AfD betonte, die Maßnahmen hätten mehr geschadet als genutzt. Die anwesende Vorsitzende des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) Nordrhein, Christiane Thiele, wurde nicht befragt.

Staatssekretär Andreas Bothe verteidigte in der Sitzung zunächst die Entscheidung von Familienmister Joachim Stamp (FDP), der zufolge sich das Land schrittweise bis nach Ostern aus den Tests in Kitas zurückzieht. Experten seien sich einig, dass schwere Verläufe bei Kindern durch eine Corona-Infektion die absolute Ausnahme darstellten. Bei vielen Kinder verlaufe die Infektion symptomlos.

Fachleute hätten hingegen deutlich gemacht, dass Einschränkungen im sozialen Leben der Kinder vermehrt zu starkem Übergewicht, seelischen Erkrankungen oder auch Suchtverhalten führe. „Diese Risiken übersteigen die Risiken einer Corona-Infektion um ein Vielfaches.“

Der Ausschussvorsitzende Wolfgang Jörg (SPD) sagte, es bestehe kein Einvernehmen, die vom Familienministerium eingeladene Kinderärztin Christiane Thiele als Expertin zu hören. Nach Ansicht der SPD müssten alle Seiten die Möglichkeit haben, Sachverständige heranzuziehen. Darüber zeigte sich Thiele mehr als enttäuscht.

„Manchen Politikern scheint es nicht um das Wohl der Kinder zu gehen“, sagte Christiane Thiele der Deutschen Presse-Agentur. Sie sei in der Vergangenheit schon mehrfach im Ausschuss als Expertin von unterschiedlicher Seite eingeladen und angehört worden. Diesmal sei sie am Wochenende von Stamps Referenten eingeladen worden. „Man hat mich aus fraktionspolitischen Gründen dann aber nicht sprechen lassen.“

Die Ärztin sagte, sie habe im Saal klargestellt, dass sie als Medizinerin allein „im Interesse der Kinder“ spreche und keiner Partei angehöre. Man habe sie aber nicht befragt, sondern untereinander gestritten. Sie habe den Raum daraufhin verlassen - unter Verweis darauf, dass sie in der für sie verlorenen Zeit weitere geflüchtete ukrainische Kinder in ihrer Praxis am Niederrhein hätte behandeln können.

Als BKVJ-Vorsitzende Nordrhein hatten Thiele und ihr Verbandskollege vom BVKJ Westfalen-Lippe kürzlich ein Ende der anlasslosen Tests für Kinder verlangt.

(kag/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort