Corona-Maßnahmen Hausärzte loben Laschets Vorstoß zu Kontaktbeschränkungen

Düsseldorf · Der Ministerpräsident will Treffen nur noch mit zwei Personen eines anderen Hausstands erlauben. Die Hausärzte begrüßen das. Sie fordern zudem klarere Vorgaben für die Impfungen gegen das Virus.

 Armin Laschet (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, besucht eine Firma in Troisdorf, die Gesichtsmasken herstellt.

Armin Laschet (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, besucht eine Firma in Troisdorf, die Gesichtsmasken herstellt.

Foto: dpa/Sascha Steinbach

Kurz vor den Beratungen über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie sind die Ansteckungszahlen erneut gestiegen. Dem Robert-Koch-Institut wurden binnen 24 Stunden 23.648 Neuinfektionen gemeldet – ein neuer Höchstwert. 260 Menschen starben an den Folgen ihrer Covid-Erkrankung. NRW zählte 5726 Neuinfektionen – fast ein Viertel aller Fälle, obwohl auf Nordrhein-Westfalen nur etwa ein Fünftel der Bevölkerung entfällt.

Damit steigt der Druck auf die Regierungschefs, die Einschränkungen zu verlängern. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“, sein Vorschlag für die Beratungen am Mittwoch sei: „Eine Familie darf sich nur noch mit zwei weiteren Personen aus einem anderen Haus­stand treffen.“ Aus den Erfahrungen der Corona-Krise sei bekannt, dass das wirke. „Wenden wir dieses Prinzip konsequent an, können Beschränkungen für Gastronomie oder Kultur mittelfristig zurückgenommen werden, wenn die Infektionszahlen weiter sinken.“

Laschets Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) deutete mit Blick auf Beschränkungen des Silvesterfeuerwerks an, dass sich die Menschen auf weitere Verschärfungen für den Dezember einstellen müssten. „Es ist klar: Wenn es Kontaktbeschränkungen gibt, dass sich nur Personen aus zwei Haushalten treffen dürfen, die es ja auch zurzeit gibt, dann kann man nicht mehr so auf der Straße zusammenstehen und das machen, wie wir es sonst an Silvester kennen.“ Köln kündigte an, Böllern mindestens in der Altstadt zu verbieten; ansonsten warte man die Vorgaben des Landes ab.

Der Präsident des Hausärzteverbands Nordrhein, Oliver Funken, begrüßte die Stoßrichtung der Landesregierung. „Es gibt leider noch zu viele Uneinsichtige, denen egal ist, dass sie Kontaktperson der Kategorie eins sind, und die sich nicht um die Quarantänevorgaben scheren“, sagte Funken unserer Redaktion. „Zusätzlich erleben wir, dass viele Arbeitgeber kein Verständnis haben und Menschen einbestellen, die klar in Quarantäne gehören.“

Die Regeln müssten streng kontrolliert werden. „Eine Verschärfung der Kontaktbeschränkungen halte ich angesichts der Infektionszahlen für unumgänglich“, sagte Funken. „13.000 Tote wären für eine Grippewelle eine hohe Zahl. Das sollten sich auch Corona-Leugner und Maskenverweigerer vor Augen führen.“

Derweilen laufen die Vorbereitungen für die Einrichtung der mindestens 53 Impfzentren in NRW weiter. Am Montag will Laumann mit den Oberbürgermeistern und Landräten über deren Beitrag reden. Auch die Hausärzte werden beim Impfen eine zentrale Rolle spielen, erwartet Funken: „Die Impfzentren allein werden die Impfung nicht bewältigen können. Da bräuchten Sie Hallen in der Größenordnung eines Flughafens oder Stadions. Man kommt um die niedergelassenen Ärzte bei der Verteilung nicht herum.“

Auch wenn die Anforderungen an den Biontech-Impfstoff hoch seien, sei dieser drei Tage bei Kühlschranktemperatur haltbar. „Das bekommen wir hin. Wir haben innerhalb von zwei Monaten 20 Millionen Dosen Grippeimpfstoff verabreicht.“ Wichtig sei, „dass die Politik klare Vorgaben zur Priorisierung macht und Bezugsscheine an vulnerable Patienten und systemrelevante Berufsgruppen ausgeteilt werden“. Die Hausärzte könnten sich nicht auf langwierige Diskussionen mit unberechtigten Impfwilligen einlassen. Das gefährde die Versorgung.

Den Zeitplan des NRW-Gesundheitsministers, bis Weihnachten die Impf-Infrastruktur aufzubauen, hält Funken für unrealistisch. „Wir bauen gerade lokal ein Abstrichzentrum auf und hatten großes Glück, dass wir mit zwei Wochen Vorlaufzeit die benötigten Container bekommen konnten. Wie das bei 53 Zentren und zwölf Lagern bis Weihnachten gelingen soll, ist mir ein Rätsel.“

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