Bei Zuspitzung der Corona-Lage Laumann erwägt Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte

Düsseldorf · Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann lehnt zwar eine Impfpflicht kategorisch ab, sollte sich die Situation in den Krankenhäusern aber zuspitzen, müsse man über Verschärfungen für Ungeimpfte diskutieren.

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) bei der Pressekonferenz in Düsseldorf.

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) bei der Pressekonferenz in Düsseldorf.

Foto: dpa/Fabian Strauch

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat sich für schärfere Maßnahmen für Ungeimpfte ausgesprochen, sollte sich die Lage auf den Intensivstationen weiter zuspitzen. Laumann sagte bei einer Pressekonferenz in Düsseldorf mit Blick auf eine mögliche Verschiebung planbarer Operationen: „Wenn wir Probleme kriegen, wird es eine politische Entscheidung geben, die sich mit folgenden Fragen beschäftigenwird: Kann man es verantworten, dass medizinische Eingriffe, die für Geimpfte wichtig sind, verschoben werden, weil Ungeimpfte auf den Intensivstationen liegen. Die Frage wird dann schon interessant sein.“

Wenn man dann zu Kontaktbeschränkungen kommen wollte, wäre das erst einmal eine für ungeimpfte Menschen, so der Gesundheitsminister. „Das muss man in dieser Deutlichkeit sagen.“ Die Juristen in seinem Hause seien der Auffassung, dass man auch verfassungsrechtlich geimpfte Menschen in der Frage der Freiheitseinschränkungen nicht genauso behandeln könne wie ungeimpfte Menschen. „Und von daher will ich hoffen, dass uns dieses Problem erspart bleibt. Ich bin da auch sehr optimistisch“, so der Minister.

Laumann rechnet allerdings damit, dass die Inzidenzen weiter steigen und verwies auf den sogenannten R-Wert, der über 1,2 liege. 1211 Patienten müssten sich derzeit mit einer Covid-Erkrankung im Krankenhaus behandeln lasse. 334 lägen auf der Intensivstation, 203 würden beatmet. In NRW sind noch 606 Intensivbetten frei, mehr als 400 mit Beatmungsgeräten.

 Der Gesundheitsminister appellierte an alle Ungeimpften, diesen Zustand schnell zu ändern. „Wenn sich wirklich alle Menschen impfen lassen würden, hätten wir nicht die Probleme in den Krankenhäusern.“ Dem Minister zufolge liegt die Zahl der Erstimpfungen inzwischen bei zwischen 6000 und 8000 am Tag. Im Sommer waren täglich rund 90.000 Menschen geimpft worden. „Wir haben von den Menschen über 18 Jahre gut 85 Prozent erreicht“, sagte Laumann. Bei den Zwölf- bis 18-Jährigen sei etwa die Hälfte geimpft.

Laumann zufolge kommt die Auffrischungsimpfung voran, in 90 Prozent der Altenheimen sei die Booster-Impfung verabreicht worden. „Das hat wunderbar geklappt“, sagte er. Nun würden die über 70-Jährigen sukzessive Post bekommen und aufgefordert, einen Termin beim Hausarzt zu machen. Gleiches gilt für all jene, die mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson geimpft wurden. Auch die zweifach mit Astrazeneca Geimpften könnten sich nach einem Beratungsgespräch beim Hausarzt impfen lassen, sagte Dirk Spelmeyer, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Das betrifft insbesondere Erzieherinnen.

Laumann verteidigte die Abschaffung der Maskenpflicht im Unterricht. Man habe diesen Schritt mit einem Sicherheitskonzept begleitet – drei statt zwei Tests an den weiterführenden Schulen bis Weihnachten, sowie eine verschärfte Quarantänepflicht. Es habe sich um einen Abwägungsprozess gehandelt. Auf die Frage, warum man nicht gewartet habe, bis ein Impfstoff für die Kinder unter zwölf Jahren da sei, sagte Laumann: „Ich kann überhaupt nicht absehen, wann es soweit ist. Es gibt Anträge, dass der zugelassen werden soll. Dann gibt es aber noch längst keine Entscheidung der Impfkommission.“ Natürlich könne man nicht bestreiten, dass die Maske ein Stück Sicherheit gebe. „Jedes Kind kann freiwillig die Maske tragen“, sagte Laumann.

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