282 Schüler und Lehrer in Quarantäne Schulen im Land haben Corona im Griff

Düsseldorf · 250 Schüler und 32 Lehrer in NRW stehen derzeit unter häuslicher Quarantäne, nur fünf sind nachweislich an Covid-19 erkrankt. Eltern und Pädagogen sorgen sich allerdings, wie der Neustart nach den Sommerferien gelingen soll.

 Sicherheitsabstand in der Schule. (Symbol)

Sicherheitsabstand in der Schule. (Symbol)

Foto: dpa/Christoph Schmidt

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Die Gesundheitsämter in Nordrhein-Westfalen haben derzeit für 250 Schüler und 32 Lehrer häusliche Isolierung angeordnet. „Bei den in Quarantäne befindlichen Lehrern gibt es fünf bestätigte Covid-19-Fälle“, hieß es aus dem nordrhein-westfälischen Schulministerium. Demnach befindet sich landesweit an 118 Grundschulen, 40 Hauptschulen, 39 Real- und Sekundarschulen sowie 34 Gymnasien, 48 Berufskollegs und sechs Förderschulen mindestens ein Schüler oder Lehrer in Quarantäne.

Die Zahlen beziehen sich auf den 19. Mai, also vergangene Woche. Insgesamt gibt es im Land mehr als 5000 Schulen, 200.000 Lehrer und 2,4 Millionen Schüler. Derzeit kehren die Schüler schrittweise in den Präsenzunterricht zurück – unter strengen Sicherheitsvorschriften.

Lehrer- und Elternverbände bewerten die Maßnahmen angesichts der 282 Schüler und Lehrer in Quarantäne als erfolgreich. „Die Zahlen sind sehr gering. Sie zeigen, dass die Hygienerichtlinien greifen und sich nicht mehr viele anstecken. Die Zahlen spiegeln auch die Lage in der übrigen Gesellschaft wider, wo die Ansteckungsrate zurückgeht“, sagte Michael Schulte von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Auch die Vorsitzende des Elternvereins in NRW, Andrea Heck, sieht die Zahl der Quarantänefälle als Beleg für die gute Arbeit an den Schulen. „Die Schulleiter unternehmen wirklich alles, damit sich keiner der Schüler oder Lehrer ansteckt. Das verlangt den Lehrern viel ab und ist eine enorme Leistung“, lobte Heck. Aber auch die Schüler leisten nach ihrer Einschätzung ihren Beitrag: „Sie sind mittlerweile sehr diszipliniert und halten sich im Großen und Ganzen an die Auflagen.“

Dennoch könnten die strengen Hygienevorschriften in der derzeitigen Form nicht lange aufrechterhalten bleiben, warnten die Verbände. „Auf Dauer ist der Aufwand zu groß“, sagte Gewerkschafter Schulte. Mit Sorgen blicken Schulexperten daher bereits auf den Beginn des neuen Schuljahrs nach den Sommerferien im August. „Wir wissen nicht, wie es dann weitergehen soll. Uns liegen keine Pläne oder Handlungsempfehlungen vor. Dabei ist es nicht mehr lange bis dahin“, kritisierte Heck. „Eltern, Lehrer und Schüler brauchen diesbezüglich dringend Sicherheit. Einen Flickenteppich wie jetzt darf es zum neuen Schuljahr jedenfalls nicht mehr geben.“ Schulte konkretisierte: „Wenn nach den Ferien auch nur die Hälfte der Schüler einer großen Gesamt­schule wieder gleichzeitig zurück in den Unterricht darf, sind das immer noch 700 bis 800 Menschen. Wie das gehen soll, weiß ich nicht.“

Hoffnungen ruhen deshalb auf dem digitalen Lernen. „Das ist nach der schrittweisen Wiedereröffnung der Schulen wichtiger denn je, um Bildung zu ermöglichen und der Gefahr einer zunehmenden Chancen­ungleichheit an Schulen entgegenzuwirken“, sagte Axel Plünnecke, Leiter des Kompetenzfelds Bildung beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Studien belegten aber, dass Deutschland hier im internationalen Vergleich zurückliege. Nur etwa 26 Prozent der Schüler in der achten Klasse besuchten 2018 eine Schule, in der W-Lan verfügbar war – der schlechteste Wert unter den teilnehmenden Staaten.

Lehrer sehen allerdings im Datenschutz eine wesentliche Hürde. Die fünf nordrhein-westfälischen Lehrerverbände im Deutschen Beamtenbund – Lehrer NRW, Philologenverband, der Verband Bildung und Erziehung, der Verband der Lehrer an Berufskollegs und der Verband der Lehrer an Wirtschaftsschulen – fordern daher von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP), dass die Schulen Kommunikationsmittel bekommen, die die Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung erfüllen. Dazu gehörten ein Messengerdienst, ein Kalenderdienst und Videokonferenz-Tools. Auch müsse für jeden Lehrer und Schüler ein digitales Endgerät bereitstehen und eine Fortbildungsoffensive gestartet werden. Es sei damit zu rechnen, „dass die Schulen auch nach den Sommerferien nicht wieder im Vollbetrieb laufen können“, heißt es in dem Papier.

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