Vom Verfassungsschutz beobachtet CDU-Politiker mit Wolfs-Problem

Neuss · Im Internet kursieren Bilder des CDU-Innenexperten Geerlings in Räumlichkeiten der Grauen Wölfen. Die türkische Organisation gilt als rechtsextrem und wird vom Verfassungsschutz beobachtet.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Jörg Geerlings.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Ein Foto in Räumen der rechtsextremistischen, türkischen Organisation Graue Wölfe bringt den Neusser CDU-Landtagsabgeordneten Jörg Geerlings in Erklärungsnöte. Die Bilder hatte ein Parteifreund bei Facebook gepostet. Im Hintergrund zu erkennen sind Symbole des größten Dachverbands, außerdem drei Halbmonde, das Parteilogo der MHP, und ein Wolf in einem Halbmond. „Zentrales Merkmal der Bewegung ist die Idealisierung der eigenen türkischen Identität bei gleichzeitiger Herabwürdigung anderer Volksgruppen und politischer Gegner. Ziel ist die Vereinigung aller Turkvölker in einem Staat ,Turan‘“, heißt es im NRW-Verfassungsschutzbericht. Mitglieder leugneten den Völkermord an den Armeniern. Antisemitismus sei integraler Bestandteil der ideologischen Grundlage der Bewegung.

Geerlings erklärte auf Anfrage: „Die Fotos sind entstanden, als ich vor zwei Wochen zu einem offenen Fastenbrechen in Neuss eingeladen war. Wir waren ungefähr eine Dreiviertelstunde vor Ort. Dort waren nicht nur türkische Mitbürger anwesend, sondern Vertreter ganz verschiedener Moscheegemeinden und Nationen – Afghanen, Syrer, Kurden und Aleviten. Insgesamt müssen es etwa 70 Personen gewesen sein.“ Die Symbole in seinem Rücken habe er nicht wahrgenommen. „Und ich  hätte sie wahrscheinlich auch nicht erkannt“, sagt der CDU-Politiker. „Aber selbst wenn, wäre ich nicht weggerannt. Ich diskutiere mit jedem. Und ich würde in jeder Debatte leidenschaftlich für unsere freiheitliche Grundordnung streiten. Mir eine Nähe zu Rechtsextremismus zu unterstellen, ist völlig absurd. Wer mit mir in den Dialog kommen will, mit dem setze ich mich auch auseinander – sei es nun im Parlament, auf dem Marktplatz oder in einem Vereinsraum.“ Es habe zwei oder drei Einzelfragen, die sich aber um Themen wie Integration gedreht hätten, erinnert sich Geerlings. „Niemand hat auch nur ansatzweise eine Frage gestellt, die einen extremistischen Hintergrund hätte vermuten lassen können.“

Kritik kommt von den Grünen im Düsseldorfer Landtag: „Es ist richtig, dass die Grauen Wölfe vom Verfassungsschutz beobachtet werden, denn die ultranationalistische und rechtsextreme Bewegung der Grauen Wölfe hängt einer völkisch-rassistischen Ideologie an, die sich gegen ethnische und religiöse Minderheiten in der Türkei richtet“, sagte Fraktionschefin Verena Schäffer. In Deutschland sei sie in einer Vielzahl von Vereinen organisiert. „Sie verschleiern diese Gesinnung durch ein bewusst harmloses Auftreten und versuchen gezielt, junge Menschen anzuwerben, zum Beispiel mit Sportangeboten.“ Die Grauen Wölfe seien allerdings für schwere Gewalttaten gegen Minderheiten in der Türkei verantwortlich. „Auch in Deutschland kommt es immer wieder zu Angriffen auf marginalisierte gesellschaftliche Gruppen, die ihre Wurzeln in der Türkei haben. Daher ist es wichtig, dass sich alle demokratischen Parteien von dieser rechtsextremen türkischen Organisation abgrenzen“, sagte Schäffer.

Es sei bemerkenswert, dass dieses Thema unmittelbar vor der Landtagswahl vom politischen Mitbewerbern in den sozialen Medien gespielt werde, sagte Geerlings. „Das Thema Integration ist so wichtig, dass wir es nicht für Wahlkampfzwecke missbrauchen sollten. Ich bin bereit mit jedem darüber zu diskutieren, aber auf der Basis unseres Grundgesetzes.“