NRW Bildungsexperten wollen reformiertes G8-Abitur

Düsseldorf · Um die Zukunft des Abiturs nach acht Gymnasialjahren (G 8) ist am Montag am runden Tisch in der Düsseldorfer Staatskanzlei gerungen worden. Nach mehrstündiger Debatte sagte NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne), eine große Mehrheit der eingeladenen Bildungsexperten habe sich gegen eine Rückkehr zum neunjährigen Abitur, wohl aber für Reformen beim G8 ausgesprochen.

Dennoch sei keine Entscheidung getroffen worden. "Wir machen keine Basta-Politik", sagte Löhrmann. Die Frage nach möglichen Konsequenzen sei später Sache des Landtags.

Vereinbart wurde, drei Arbeitsgruppen zu bilden, die bis zum Herbst Ergebnisse vorlegen sollen. Die erste Arbeitsgruppe wird sich mit der Frage befassen, wie das Verhältnis zwischen Unterricht und Freizeit aussieht. "Haben die jungen Leute genügend Zeit für Sport, Musik oder politische Betätigung?", fragte Löhrmann. Die zweite Gruppe soll klären, wie sich die Schulen das bereits vorhandene Handlungskonzept zur Umsetzung von G8 flächendeckend zunutze machen können. Und schließlich soll eine dritte Gruppe Vorschläge machen, wie man die Umsetzung zuverlässig bewerten kann.

Die Ministerin ließ erkennen, dass auch sie für die Reform des G 8 ist, wollte aber auf Nachfrage nicht ausschließen, dass es zu einer Kehrtwende kommen könnte. "Niemand kann etwas ausschließen", sagte die Grünen-Politikerin.

Der Vorsitzende des Philologenverbandes, Peter Silbernagel, zeigte sich mit dem Ergebnis der ersten Gesprächsrunde zufrieden. Nach seiner Einschätzung weise die Einrichtung der Arbeitsgruppen auf eine Reform des G 8 hin, nicht auf eine Abschaffung. Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Dorothea Schäfer, sagte, sie halte eine Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren für "nicht sehr wahrscheinlich".

Löhrmann hatte im Vorfeld der Runde mehrfach darauf verwiesen, dass Rot-Grün 2004 die Schulzeitverkürzung für Gymnasien beschlossen habe. Allerdings hätte sie in der Sekundarstufe II (ab Klasse elf) erfolgen sollen und nicht, wie von Schwarz-Gelb ein Jahr später durchgesetzt, in der Sekundarstufe I (bis Klasse neun). "Die Schulen waren auf die Umsetzung so gut wie gar nicht vorbereitet", sagte Löhrmann. Sie verweist aber darauf, dass in NRW viele Wege zum Abitur führten. So sehen etwa die Gesamtschulen eine neunjährige Laufbahn vor.

Die Bürgerinitiativen "Gib 8" und "G 9 jetzt" sind für die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren (G 9). Nach einer Umfrage wollen 76 Prozent das "Turbo-Abitur" abschaffen. "G 9 jetzt" hat eine Unterschriftenaktion für eine Volksinitiative gestartet. Die Sprecherin von "Gib 8", Anja Nostadt, kündigte an, die Unterschriftensammlung werde während der Beratungen weitergehen.

(RP)
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