CDU-Fraktionsvorsitz in NRW Auf Laumann wartet ein Balanceakt

Die CDU-Fraktion im NRW-Landtag hat in einer Kampfabstimmung Karl-Josef Laumann zum neuen Fraktionsvorsitzenden gewählt. Laumann erhielt zwei Stimmen mehr als Gegenkandidat Armin Laschet. Der gelernte Schlosser gilt als soziales Gewissen der NRW-CDU. Auf den 52-Jährigen kommt jetzt ein Balanceakt zu. Harte Opposition gegen Rot-Grün einerseits. Kompromisse suchen und neue Bündnisse offen halten auf der anderen Seite.

Das ist NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann
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Foto: picture alliance / dts-Agentur/-

Knapper konnte das Ergebnis nicht ausfallen. 34 Abgeordnete der Fraktion votierten für Laumann, den Arbeitsminister der Regierung Rüttgers. Der noch amtierende Integrationsminister Laschet erhielt 32 Stimmen. Ein Abgeordneter enthielt sich. Jetzt soll also Laumann die Opposition im Landtag gegen eine rot-grüne Minderheitsregierung führen.

Große Herausforderungen

Im Landtag steht Laumann nun vor großen Herausforderungen. Denn einerseits werden von ihm scharfe Angriffe auf die künftige Minderheitsregierung von Hannelore Kraft erwartet. Anderseits darf Laumann das Klilma zwischen CDU und SPD nicht derart belasten, dass eine Große Koalition für alle Zeiten vom Tisch ist.

Denn dass Laumann weiterhin darauf spekuliert, dass sich die SPD doch noch in Richtung CDU bewegt, ist seit längerem bekannt. Das Kalkül: Wenn es einem Politiker gelingt, die Genossen wieder zu den Christidemokraten zu führen, dann Laumann

Denn als Bundesvorsitzender der CDA, des Arbeitnehmerflügels in der Union, hat Laumann in der Vergangenheit den Ruf als "soziales Gewissens" der CDU erarbeitet. Gleichzeit vertritt er aber auch die klassische, konservative Klientel der CDU.

Laschet hat sich als Deutschlands erster Integrationsminister einen Namen gemacht und repräsentiert eher eine liberale, moderne und urbane CDU. Die Wahl dürfte damit auch eine Vorentscheidung über den künftigen Kurs der Union im bevölkerungsreichsten Bundesland sein.

Laumann gilt als einer der wenigen "Malocher"

NRWs bisheriger Arbeitsminister gilt als einer der wenigen "Malocher" in der Politik. Der gelernte Maschinenschlosser aus dem Kreis Steinfurt zog bereits 1990 für die CDU in den Bundestag ein. Seit 2005 ist er Sozial- und Gesundheitsminister in Düsseldorf.

Mit seinem derb-westfälischen Idiom hat er sich einen Namen als harter Debattenredner gemacht. "Dass ich relativ laut rede, hängt auch mit meinem Beruf zusammen", hat Laumann einmal gesagt. "Das ist so, wenn man 17 Jahre lang mit Eisen gearbeitet hat."

Parteipolitisch gilt der 52-Jährige als Vollstrecker des sozialen Kurses von Noch-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU). Der Bundeschef des CDU-Arbeitnehmerflügels (CDA) kämpft seit Jahren für branchenbezogene Tarif-Mindestlöhne und sozialere "Hartz IV"-Regeln.

Rüttgers war er stets loyal verbunden. Politische Erfahrung hat Laumann reichlich. 25 Jahre arbeitete er in der Kommunalpolitik betrieben und war fünf Jahre Vorsitzender eines Schulausschusses. Im Bundestag leitete er drei Jahre die Arbeitsgruppe Wirtschaft und Arbeit.

Helmut Stahl trat aus Altersgründen zurück

Der bisherige CDU-Fraktionschef Helmut Stahl war aus Altersgründen nicht mehr bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai angetreten. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers wollte sich ebenfalls von seinen Ämtern zurückziehen.

Zeitgleich zur Entscheidung bei der CDU wollten am Dienstag SPD und Grüne ihre Koalitionsverhandelungen abschließen. Der Koalitionsvertrag liegt voraussichtlich gegen 16 Uhr vor. Wir berichten aktuell.

(ddp/pst)
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