Landwirte demonstrieren zur Wolfspolitik „Auf den Dörfern haben wir Grabenkämpfe“

Königswinter · Bauernprotest am Rande der Umweltministerkonferenz: Landwirte fordern eine neue Wolfspolitik mit leichteren Abschüssen der Raubtiere und einer Regulierung der Bestände. Die Gesellschaft wolle nicht sehen, was sie ertragen müssten, sagen sie.

Protest mit Plakaten und Schafen vor dem Tagungsort der Umweltministerkonferenz.

Protest mit Plakaten und Schafen vor dem Tagungsort der Umweltministerkonferenz.

Foto: dpa/Oliver Berg

Am Rande der Umweltministerkonferenz in Königswinter machten Landwirte ihrem Frust Luft. Schäfer berichteten von verstörten Herden und übel zugerichteten Tieren nach Wolfsangriffen. Schilder zeigten Slogans: „Unsere Tiere sind kein Wolfsfutter“ oder „Keine Ausreden mehr – Problemwölfe endlich entnehmen“.

„Wir wollen, dass die Gesellschaft mitkriegt, was passiert“, erklärte der Vize-Vorsitzende des Rheinischen Landwirtschaftsverbands Paul-Christian Küskens die Aktion und griff zu drastischen Beschreibungen: „Die Allgemeinheit will die Bilder der gerissenen Tiere nicht sehen. Die aufgerissenen Bäuche, die noch lebenden verletzten Tiere, die getötet werden müssen. Aber wir sollen das ertragen. Das geht so nicht weiter. Das kann man nicht so auf eine Berufsgruppe abwälzen.“

Die Umweltministerinnen und -minister der Bundesländer kamen am Donnerstag zu ihrer turnusmäßigen Beratung zusammen. Auf der Tagesordnung stand unter anderem das Thema „Wolf“. Der Landwirtschaftsverband hatte dazu zur Kundgebung unter dem Motto „Wolfspolitik: Jetzt ändern“ aufgerufen.

Bei dem Protest waren auch Vertreter aus dem Kreis Wesel. Durch das Rudel im Wolfsgebiet Schermbeck kommen Wolfsangriffe auf Nutztiere dort landesweit am häufigsten vor. Landrat Ingo Brohl blickte am Donnerstag mit Erwartungen auf die Zusammenkunft der Minister. Problembehaftete Wölfe müssen „entnommen“ werden können, „bevor sie ihr Verhalten an Nachkommen und ein Rudel weitergeben“, sagte er unserer Redaktion. „Hier sind die Bundes- und Landesumweltminister gefordert, sowohl in der EU einen anderen Schutzstatus zu erwirken als auch jetzt bereits einen einheitlichen Standard in Deutschland für Entnahmen zu definieren.“ „Entnahme“ bedeutet normalerweise die Tötung eines Tieres.

 Landesumweltminister Oliver Krischer (Grüne) nimmt von Vertretern mehrerer Landwirtschaftsverbände die Resolution entgegen, in der eine stärkere Kontrolle der Wolfspopulation gefordert wird.

Landesumweltminister Oliver Krischer (Grüne) nimmt von Vertretern mehrerer Landwirtschaftsverbände die Resolution entgegen, in der eine stärkere Kontrolle der Wolfspopulation gefordert wird.

Foto: dpa/Oliver Berg

Bauern-Vertreter Paul-Christian Küskens warf der Politik in Nordrhein-Westfalen vor, dass sich durch ihre Untätigkeit gesellschaftliche Fronten verhärteten. Das Land schaffe keine klaren Regeln dafür, wann ein Wolf geschossen werden dürfte. „Darum wird nach jedem Riss eine hitzige Diskussion geführt. Auf den Dörfern haben wir Grabenkämpfe“, so Küskens.

Außerdem verlangen die Tierhalter Nachbesserungen bei Fördermitteln. In Wolfsgebieten gebe es Geld für die Anschaffung von Zäunen, aber nicht für den aufwändigen Unterhalt. „Wir wissen ja, was eine Arbeitsstunde kostet und wie viel Arbeit das ist, einen Zaun aufzustellen und täglich zu kontrollieren“, sagte Paul-Christian Küskens. „Das wollen wir entlohnt haben. Die Zeiten kann man erfassen, umrechnen auf den Hektar, und dann soll da ein Preis dranstehen.“

Die Tierhalter hatten für ihren Protest am Donnerstag einen Bannerflieger angeheuert, der überm Tagungsort der Umweltminister ein Spruchband mit dem Protestmotto flattern ließ. Außerdem überreichten Spitzenvertreter von Land- und Forstwirtschaftlichen Verbänden am Mittag zwei Resolutionen an NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne), der den Vorsitz der Konferenz innehat.

Mehrere Bundesländer wünschen sich bereits eine Regulierung der Wolfsbestände, sehen jedoch Hürden im europäischen Recht. Die FDP-Fraktion im Düsseldorfer Landtag kündigte am Donnerstag Vorschläge für Änderungen an. NRW solle zusammen mit anderen Bundesländern ein länderübergreifendes, belastbares Monitoring über Wolfsbestände führen. Der Druck auf das Bundesumweltministerium und die EU-Kommission müssten erhöht werden. „Zusätzlich müssen wir weiter entbürokratisieren. Die Bearbeitungszeit von Wolfsübergriffen muss deutlich verkürzt werden“, so der Umweltpolitische Sprecher der Fraktion, Dietmar Brockes.

Die Zusammenkunft der Umweltminister endet am Freitag.

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