Schulstart Auch bei Fernunterricht soll es Noten geben

Düsseldorf · Schulministerin Yvonne Gebauer kündigt zugleich baldige Entscheidung über Massen-Coronatest an. Lehrer und Erzieher sollen in noch festzulegenden Abständen getestet werden.

 Yvonne Gebauer (FDP) ist seit 2017 NRW-Schulministerin.

Yvonne Gebauer (FDP) ist seit 2017 NRW-Schulministerin.

Foto: dpa/Fabian Strauch

Noch in dieser Woche wollen die zuständigen NRW-Ministerien darüber beraten, ob und in welcher Form es Coronatests für Lehrer und Erzieher geben soll. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sagte, es gebe Entwicklungen nicht nur hier in Deutschland, die es nötig machten, in noch zu definierenden Abständen Lehrer und Erzieher testen zu lassen. „Und darüber tauschen wir uns in dieser Woche aus.“

Gebauer informierte am Donnerstag auch über den Stand der Digitalisierung an den Schulen. Demnach sei das Beantragungsverfahren für die Ausstattung von Schülern und Lehrern mit Endgeräten vereinfacht worden. Schulträger sollen schon jetzt Rechner und Tablets für bis zu 500 Euro je Gerät anschaffen, die an Schüler aus ärmeren Familien ausgeliehen werden können. Bislang hatten sie dafür erst ein Medienkonzept vorlegen müssen. Das ist zwar weiter nötig, kann aber jetzt nachträglich eingereicht werden. Auch alle Voll- und Teilzeitlehrer sollen ein Gerät bekommen. Es könne jedoch nicht sichergestellt werden, dass bis zum Schulstart alle Geräte zur verfügung stünden. Nach Angaben von Staatssekretär Mathias Richter ist ein realistischer Zeitraum eher bis Jahresende.

Der Präsident des nordrhein-westfälischen Lehrerverbands, Andreas Bartsch, fordert nun Fachleute für die Schulen: „Wir benötigen dringend einen externen IT-Beauftragte für jede Schule, der für die Auswahl der Technik und den Support der Geräte zuständig ist. Das muss kein hochwissenschaftliches Personal sein, aber es ist der falsche Weg, diese zentrale Aufgabe einfach nur einem Lehrer aus dem Kollegium zu überlassen.“ 

Kritik kam von der Opposition. Die schulpolitische Sprecherin der Grünen, Sigrid Beer, warf der Ministerin vor, sie lasse sich treiben, anstatt Konzepte zu entwickeln. „Das gilt für die Teststrategie genauso wie für die Digitalisierung.“ Es sei viel Zeit vertrödelt worden, so dass das Ziel, bis Jahresende alle Lehrer mit Endgeräten auszustatten, womöglich verfehlt werde. Beer kritisierte, dass die Landesregierung es nicht schaffe, Standards für die technischen Geräte vorzugeben. Damit werde ein Flickenteppich erzeugt.

SPD-Bildungspolitiker Jochen Ott nannte es ungewiss, ob eine so große Anzahl an digitalen Endgeräte noch zügig beschafft werden kann. „In der Beschaffungsfrage werden die Kommunen gegeneinander ausgespielt“, kritisierte er. „Wer früh bestellt, bekommt eventuell noch rechtzeitig Geräte. Kommunen, die sorgfältig ihre Möglichkeiten prüfen, gehen vielleicht bis Jahresende erst einmal leer aus.“

Ministerin Gebauer kündigte an, dass es ab dem kommenden Schuljahr beim Lernen auf Distanz Noten für die Schüler geben soll. Entsprechende Handreichung für die Lehrer würden bis zum Schulstart erarbeitet. „Bei der Frage der Benotung beim Lernen auf Distanz werden die Eltern zu Recht auf die Barrikaden gehen“, sagte Grünen-Politikerin Beer. „Unter den herrschenden Bedingungen ist eine nachvollziehbare Leistungsbeurteilung beim Lernen auf Distanz schlicht nicht möglich.“

Elternvertreter zeigten sich enttäuscht von den Ausführungen der Ministerin. Franz-Josef Kahlen, Vorstandsmitglied der Landeselternschaft für die Gymnasien, sagte: „Die Ministerin hat zu den Punkten, wie wir nun Vertrauen, Transparenz und Planbarkeit in den Schulalltag bekommen, nichts Substanzielles gesagt.“ Er vermisse Antworten darauf, wie etwa der Lückenschluss beim Wissen geschafft werde? „Nach den Ferien geht es doch mit dem neuen Stoff schon wieder los, und aufgrund der Situation der vergangenen Monate muss man davon ausgehen, dass bis zu 40 Prozent des Unterrichts nicht erteilt worden ist. Da hätten wir uns Antworten gewünscht.“ Zudem bemängelte er, dass auch Eltern von zwei oder drei Kindern für die Anschaffung von Neugeräten sehr schnell auf einen Betrag kämen, der dem Nettoverdienst eines Elternteils entspreche. „Es gibt bei uns aber Lernmittelfreiheit – und in Zeiten vom Lernen auf Distanz ist das Tablet ganz klar ein Lernmittel.“

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