Armin Laschet besucht Israel „Ich schäme mich für Antisemitismus und Rassismus in Deutschland“

Jerusalem · Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet besucht an diesem Wochenende Israel. Dem israelischen Präsidenten sicherte er ein entschlossenes Vorgehen von Staat und Gesellschaft gegen Antisemitismus, Rassismus und rechtsextreme Gewalt zu.

 Armin Laschet legt in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem neben der ewigen Flamme einen Kranz nieder.

Armin Laschet legt in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem neben der ewigen Flamme einen Kranz nieder.

Foto: dpa/Ilia Yefimovich

Erneut gebe es Antisemitismus und rechte Gewalt in Deutschland, sagte Laschet am Sonntag bei einem Treffen mit dem israelischen Staatspräsidenten Reuven Rivlin in Jerusalem. Er betonte: „Ich schäme mich, dass wir das in Deutschland 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz wieder erleben.“

Deutsche Staatsräson sei es, die Sicherheit des Staates Israel zu sichern, bekannte Laschet. Er ergänzte: „Aber die Staatsräson ist auch, die Sicherheit von Juden in Deutschland zu garantieren.“ Mit seinem Besuch wolle er auch signalisieren: „In Deutschland gibt es einen starken Staat, eine starke Zivilgesellschaft, die Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung bekämpfen wird.“

Nach einem Besuch der Holocaust-Gedenkstätte sagte der Kandidat für den CDU-Bundesvorsitz im Beisein von Rivlin: „Die Erinnerung an dieses Menschheitsverbrechen rührt immer noch jeden Tag.“ Nie wieder dürfe es Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung in Deutschland geben. Er wolle aber nicht nur die Vergangenheit im Blick haben, sondern die Beziehungen zwischen beiden Ländern weiterentwickeln. Aus diesem Grund öffne das Land Nordrhein-Westfalen ein Büro für Kultur, Wissenschaft und Kooperation von Start-Ups in Tel Aviv.

Rivlin nannte Laschet einen großen Freund Israels und eine der wichtigsten und vielversprechendsten Persönlichkeiten von dessen Partei in Deutschland.

Zu Beginn des offiziellen Teils seiner Israel-Reise hatte Laschet auch die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem besucht. Nach einer Führung durch eine Fotoausstellung wollte er am Sonntag einen Kranz niederlegen. Die Nationalsozialisten hatten im Holocaust europaweit etwa sechs Millionen Menschen jüdischen Glaubens ermordet.

Der Besuch Laschets in Israel wird mit besonderer Aufmerksamkeit beobachtet. Es ist die erste Auslandsreise des Ministerpräsidenten, nachdem er am Dienstag seine Kandidatur für den CDU-Vorsitz bekanntgegeben hatte. Gewinnt der 59-Jährige beim Sonderparteitag am 25. April, hat er gute Chancen, Unions-Kanzlerkandidat bei der nächsten Bundestagswahl zu werden.

Laschet hatte Israel im September 2018 erstmals als NRW-Regierungschef besucht und damals auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu getroffen.

Am Nachmittag wollte Laschet im Ben-Gurion-Haus in Tel Aviv mit den Enkeln des Staatsgründers David Ben Gurion und des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer zusammenkommen. Das Treffen soll an den Beitrag der Großväter zur Aussöhnung Deutschlands mit Israel vor 60 Jahren erinnern. Ben Gurion und Adenauer hatten sich am 14. März 1960 erstmals in New York getroffen. Obwohl sie sich insgesamt nur zweimal begegnet sind, entstand eine enge Freundschaft.

Am Abend (19 Uhr) wollte Laschet in Tel Aviv ein Kontaktbüro des Landes Nordrhein-Westfalen eröffnen. Mit dem Büro soll vor allem der Austausch in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Jugend und Kultur gefördert werden.

(felt/dpa)
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