Kurz vor den Prüfungen Immer mehr Schüler in NRW fallen durchs Abitur

Düsseldorf · In den nächsten Wochen wird es für viele Schüler stressig: Die Abiprüfungen stehen an. Immer wieder wird eine Inflation guter Noten beklagt - doch auch am anderen Ende gibt es einen besorgniserregenden Trend. In NRW fielen zuletzt 3,5 Prozent der Schüler durch.

 Schülerinnen und Schüler arbeiten an ihrem schriftlichen Abitur im Prüfungsfach Englisch. (Symbolbild)

Schülerinnen und Schüler arbeiten an ihrem schriftlichen Abitur im Prüfungsfach Englisch. (Symbolbild)

Foto: dpa/Jens Wolf

Es ist die erste große Prüfung - und sie endet für immer mehr junge Leute mit einer handfesten Enttäuschung: In Deutschland rasseln wieder mehr Schüler durchs Abitur. In den vergangenen neun Jahren ist die Quote der nicht bestandenen Prüfungen nahezu stetig gestiegen, wie eine Auswertung zeigt. Während im Abiturjahrgang 2009 laut Statistik der Kultusministerkonferenz noch 2,39 Prozent der Schüler durchfielen, waren es 2017 bundesweit schon 3,78 Prozent. Zuletzt scheiterte etwa einer von 26 Prüflingen. Experten kritisieren, dass Schüler schlechte Leistungen vor dem Abitur zu einfach ausgleichen könnten - in der Prüfung dann aber nicht mehr.

Auch in Nordrhein-Westfalen stieg die Quote. Lag sie 2012 noch bei 1,9 Prozent (1611 Schüler), waren es zwei Jahre später schon 2,8 Prozent. 2017 rasselten dann 3,5 Prozent durch die Abiprüfung. 3051 Einzelschicksale stecken hinter dieser Zahl.

Zugleich aber wird bundesweit auch häufiger die Note 1,0 vergeben. Fast jeder vierte Abiturient hatte 2017 eine 1 vor dem Komma. Die Abinoten werden also extremer. Das verdeutliche die Abhängigkeit des Bildungserfolgs vom Elternhaus der Kinder, sagt der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann. Bei der einen Gruppe könnten die Eltern die notwendige Förderung und Unterstützung privat organisieren, die anderen fielen „durch den Rost“. „Die Schere öffnet sich immer weiter“, sagt Beckmann.

Auch in Nordrhein-Westfalen wurde zuletzt immer häufiger die Traumnote 1,0 vergeben. Schafften 2014 noch 1,4 Prozent der Schüler diese Note, waren es 2016 schon 1,7 Prozent und 2017 1,8 Prozent (1509 Schüler).

Die Vorsitzende des Philologenverbands, Susanne Lin-Klitzing, sieht eher Fehler in der Konzeption des Abiturs. „Im Abitur zeigt sich die Frucht von kontinuierlichem Lernen und kontinuierlichem Leisten - im Positiven wie im Negativen“, sagt sie. Schülern werde diese Kontinuität aber nicht abgefordert, manche würden bereits ab der Unter- und Mittelstufe nur versetzt, weil sie schlechte Leistungen in einem Fach durch gute in einem anderen Fach ausbügeln könnten. „Nur am Schluss, im Abitur, müssen Mathe, Deutsch und eine Fremdsprache verbindlich bestanden werden, da hilft kein Ausgleich mehr“, sagt die Erziehungswissenschaftlerin, deren Verband die Gymnasiallehrer vertritt.

Insgesamt sind die Abinoten in den vergangenen Jahren zwar etwas besser geworden, doch nicht stark. Den besten Notendurchschnitt gab es im Jahr 2017 in Thüringen mit 2,18, den schlechtesten in Niedersachsen mit 2,57. In Nordrhein-Westfalen lag er bei 2,45 - und war damit fast genau so hoch wie 2013 (2,46).

(siev/dpa)
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