Wuppertal Tony Craggs erstes Bühnenbild

Wuppertal · "Romeo und Julia" in Wuppertal steht für gute künstlerische Eigeninitiative.

Der Tod ist allgegenwärtig. Am Anfang, als alles offen scheint und die Liebe zwischen Romeo und Julia möglich, drehen sich die Paare wie ferngesteuerte Tote im Kreis. Dies wiederholt sich am Ende, als das Liebespaar tot auf dem Boden liegt. Die Klammer schließt sich. War der Weg schon vorgezeichnet? Gab es keine andere Möglichkeit, fragt Robert Sturms Inszenierung von "Romeo und Julia".

Die freie Szene in Wuppertal blüht. Gerade hier, wo die staatlich geförderte Kultur schrumpft, entwickeln Künstler erstaunliche Eigeninitiative, suchen sich Sponsoren, um ihre spartenübergreifenden Projekte zu realisieren. Ein schönes Beispiel dafür ist die Inszenierung von Shakespeares Klassiker unter der Regie von Robert Sturm, Pina Bauschs ehemaligem Assistenten. Er hatte die Idee, holte sich Tänzer, Schauspieler und Musiker der Hochschule für Musik und Tanz Köln/Wuppertal zusammen.

Der Clou: Für das Bühnenbild in der Halle einer Kommunikationsfirma hat er Bildhauer Tony Cragg gewonnen, der seine erste Bühnenarbeit präsentiert. Die Rauminstallation besteht aus zwei Podesten, die mit ihren amorphen Seitenflächen an Craggs Skulpturen erinnern. Wie cremefarbene Eisschollen ragen sie in den Raum. Um ihn herum verteilt stehen sieben Skulpturen des ehemaligen Rektors der Kunstakademie Düsseldorf. Es handelt sich um Gussformen früherer Werke, die im Hintergrund bleiben. Robert Sturm und Jean-Laurent Sasportes (Bewegung) nutzen den offenen Raum.

Die Atmosphäre passt zur kühlen Inszenierung, in der die Emotionen eher gedeckelt erscheinen, sich Romeo und Julia zunächst nur über eine Videoprojektion begegnen. Selbst beim ersten Kuss berühren sie sich nicht. Während Luise Kinner, eine Entdeckung frisch von der Schauspielschule, als Julia mit frischer Energie punktet, wirkt Bernhard Gloses Romeo wie mit angezogener Handbremse. Dagegen sprüht Andreas Potuskis etwas schmieriger Mercutio vor Temperament und Spielfreude - leider stirbt er zu früh. Die Spirale der Gewalt zieht an, und Julias knorriger Vater (Jost Grix) verschachert seine Tochter, als wäre er auf einem Basar.

Der kauzige Pater (Hans Richter) schmiedet Pläne, wie die Liebenden zusammen kommen können - mit den bekannten Folgen. Zwei Tänzerinnen (Helena Pikon, Morena Nascimento) durchziehen den Raum, lenken als Todesengel die Geschicke der Menschen. Zehn Musiker begleiten das Geschehen, mal mit Renaissance-Musik, mal mit Improvisationen. Es hätte ein Gesamtkunstwerk werden können, doch leider verzahnt die Regie die einzelnen Sparten zu wenig miteinander.

Info: Termine 16., 17. 19. 24., 26., 27. September.Karten unter www.kulturkarte-wuppertal.de/

(RP)
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