Live in Düsseldorf The Police mit Orchester

Schlagzeuger Stewart Copeland hat berühmte Soundtracks geschrieben. Nun geht mit dem Filmorchester Babelsberg auf Tournee.

 The Police Ende der 1970er Jahre (v.l.):  Stewart Copeland, Sting, Andy Summers.

The Police Ende der 1970er Jahre (v.l.): Stewart Copeland, Sting, Andy Summers.

Foto: picture alliance / Photoshot/dpa

Stewart Copeland hat mehr als 60 Soundtracks geschrieben, zum Beispiel für Francis Ford Coppolas „Rumble Fish“, Kevin Costners „Rapa Nui“ und Oliver Stones „Wall Street“. Weltberühmt ist er trotzdem für eine ganz andere musikalische Tätigkeit, die er in der Hauptsache zwischen 1977 und 1983 ausführte: Da war er Schlagzeuger von The Police. Wenn er jetzt mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg auf Tour geht, dann geht das natürlich nicht, ohne dass auch ein paar Police-Songs im Programm sind: „Every Breath You Take“ und „Message In A Bottle“ zum Beispiel.

Es sei ein Champagner-Morgen in Los Angeles, sagt Stewart Copeland, als er um 19 Uhr deutscher Zeit in seiner Wahl-Heimatstadt Los Angeles das Telefonat annimmt. Er klingt gleich euphorisch, scheint sich jetzt schon auf seine Deutschland-Tour im März zu freuen. Immerhin geschah es hier, dass The Police sich aus dem starren Korsett der Londoner Punk-Szene befreien konnten und zu einem Stil fanden, der von mehr lebt als dem Klischee aus drei geschrammelten E-Gitarrenakkorden und gebrüllter Gesellschaftskritik.

Es war im Jahr 1978, als Copelands lebenslange Freundschaft zum heute 80-jährigen Komponisten Eberhard Schoener begann. „Mit ihm zu arbeiten war sehr wichtig, um unseren Sound zu entwickeln“, sagt Copeland. „Eberhard will immer etwas Neues und Aufregendes erreichen. Er brachte uns dazu, alle Regeln zu ignorieren. Das erste, was wir merkten war, dass Andy ein unglaublicher Gitarrist ist. Und dann, oh mein Gott, Sting kann auf diese Weise singen?“

So wie Eberhard Schoener Geburtshelfer von The Police war, wie wir sie heute kennen, war Francis Ford Coppola Geburtshelfer des umtriebigen Filmkomponisten Stewart Copeland. Der berühmte Regisseur von „Der Pate“ und „Apocalyse Now“ wollte für seinen Film „Rumble Fish“ ein Experiment wagen und rief Musiker an, die vorher nicht auf Soundtracks spezialisiert waren. Stewart Copeland war gleich angefixt: „Als Schlagzeuger weißt du: Es ist wichtig, Herausforderungen anzunehmen. Es gibt in der Regel nur ein Schlagzeug-Set, und wenn du etwas erreichen willst, musst du die anderen überflügeln. Also fuhr ich nach Oklahoma, wo Coppolas Set von „Rumble Fish“ aufgebaut war, und ich konnte mich durchsetzen als der Typ, der den Score schreiben durfte.“

Die größte Herausforderung für ihn war, die Anfang der 1970er Jahre an kalifornischen Musikhochschulen erlernten Fähigkeiten im Notenlesen und vor allem -schreiben wieder hervorzukramen. Denn eines Tages sagte Francis Ford Coppola: „Ich brauche Streicher!“ Copeland rief bei einer Agentur an: „Ich brauche Streicher“, man fragte zurück: „Wie viele denn und welche?“, und sein Gehirn ratterte: „Ähm, mehr als einen?!“

Schließlich saß ein volles Kammerorchester aus 20 Musikern vor ihm und spielte in kurzer Zeit konzentriert und ziemlich gut aufgelegt von seinen Notenblätter. „Ich dachte nur: Wow! Das wollte ich wieder tun, und ich lernte in den folgenden Jahren die orchestrale Farbpallette noch besser zu nutzen. Das ist einfach mehr als zum Beispiel ein Hi-Hat anstatt einer Zimbel zu benutzen.“

Der Schlagzeuger-Komponist freut sich deshalb besonders auf die Arbeit mit dem Filmorchester Babelsberg, weil er weiß, wie schnell man mit einem professionellen Orchester zu guten Ergebnissen kommt. „Und dann hat man noch etwas Zeit, um die Orte zu erkunden, an denen man ist.“ Von der Zeit im Jahr 2009, als er in Düsseldorf das Projekt „Ben Hur Live“ erarbeitete, hat er nämlich nicht viel mehr in Erinnerung als das Hotel, den ISS Dome und das Aufnahme-Studio, zwischen denen er hin und her tingelte.

Im Projekt „Stewart Copeland – Lights Up The Orchestra“ werden Stücke aus Soundtracks wie „Wall Street“ „Rumble Fish“, „9 ½ Wochen“, „Talk Radio“ oder „Rapa Nui“ zu erleben sein, drei The-Police-Songs, Kompositionen, die von Copeland unter dem Pseudonym Klark Kent solo veröffentlicht wurden und eine Orchester-Suite des Grammy- und Golden-Globe-Gewinners, der natürlich selbst am Schlagzeug sitzt. Und der natürlich nicht auflegen darf, an seinem wunderbaren Morgen in L.A., ohne eine Frage zu beantworten: Wird es eine weitere Reunion von The Police geben?

„Wir sprechen nicht drüber, aber es gibt eigentlich keinen Grund, es nicht zu tun“, sagt er abwägend. „Wir mögen uns und genießen die Zeit, die wir miteinander verbringen. Aber es ist schon aufreibend, wenn wir auch musikalisch miteinander zu tun haben müssen. Momentan habe ich aber ja sowieso keine Zeit. Ich spiele mit Orchestern. Ich brauche nicht nur die beiden Bandmitglieder, ich brauche 60 Musiker!“

Stewart Copeland lacht – und verabschiedet sich: Bis zum Frühjahr in Düsseldorf.

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