Düsseldorf Rheinoper gibt Ballettmusik in Auftrag

Düsseldorf · Es wird eine Expedition in ungekannte Tiefen. In die dunklen Weiten des Kosmos und der menschlichen Seele führt der nächste Ballettabend "b.20 - Deep Field" an der Düsseldorfer Rheinoper. Und diesmal konnte Ballettchef Martin Schläpfer die Musik dazu nicht lange vorher hören. Er hat eine Komposition in Auftrag gegeben - musste seine Choreografie also zu einem Werk entwickeln, das parallel erst entstand, das er in seiner endgültigen klanglichen Fülle und Expressivität erst seit kurzem kennt. "Tanz ist aber ohnehin nicht dazu da, Musik zu visualisieren", sagt Schläpfer, "und Auftragswerk bedeutet auch nicht, dass ich Musik nach meinen Vorstellungen in Auftrag gegeben hätte." Vielmehr habe eine Komponistin ein eigenständiges Werk geschaffen, und er habe dazu ein Stück gemacht. "Ich konnte mich dieser Musik zuwenden, mit ihr verschmelzen, mich aber auch abwenden, daran reiben", sagt Schläpfer, "das bedeutet für mich, zeitgenössisch zu sein."

Die Komponistin ist Adriana Hölszky, 60, eine vielfach ausgezeichnete und viel beschäftigte Künstlerin, die sich für ihr Werk von Autoren wie Hölderlin, Nietzsche und Hesse inspirieren ließ. Sie hat eine Partitur geschaffen, die neben einem von Blechbläsern und Schlagwerk dominierten Orchester einen großen Chor verlangt und Atmosphären schlagartig kippen lässt. Wenn Hölszky, die deutsch-ungarische Wurzeln hat und in Rumänen aufwuchs, von diesen Wechseln spricht, schließt sie die Augen und macht Bewegungen, als knete und zupfe sie einen zähen Teig. Bei der Uraufführung unter der Leitung von Wen-Pin Chien wird der WDR Rundfunkchor die anspruchsvolle Chorpartie übernehmen. Vom dritten Rang des Opernhauses aus wird er die Klangkuppel aufspannen, unter der Schläpfers Tänzer mit ihren Körpern menschliche und kosmische Tiefen erkunden.

Zweieinhalb Jahre lang haben sich Hölszky und Schläpfer in Abständen getroffen, haben darüber gesprochen, auf welche Reise sie gemeinsam gehen wollen. Hinzu kam die Stuttgarter Licht-Künstlerin Rosalie, die für die Expedition ihrer Kollegen eine Bühne, eine Welt, Zustände schuf, in denen sich projizierte Strukturen und Farben und damit das Klima ständig wandeln. "Wir waren alle drei völlig frei in unserer Arbeit", sagt Adriana Hölszky. So habe sie reagieren können auf die Art, wie ihre Kollegen Räume schaffen. "Ich habe beim Komponieren nie an Tanz oder konkrete Bilder gedacht", sagt Hölszky, "ich spüre und sehe Klang, Schwingungen und schaffe daraus meine Räume."

In Düsseldorf steht also eine ambitionierte Uraufführung bevor. Drei Künstler wagen sich in die Tiefe des Kosmos und erzählen mit ihren Mitteln vom Leben und Leiden, das diesen Kosmos erfüllt.

(RP)
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