Moers Festival Die Reanimation des Freizeitparks mit „Retro 77“

Moers · Auf der Bühne „Retro 77“ lauschten die Zuhörer dem „Meldt Trio“, Afrobeat der Band „Quartabé“ und kongolesische Polyrhythmik der Gruppe „Madimba Deluxe“.

Moers-Festival 2018: Fotos vom 18. bis 21.5.
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Das war das Moers-Festival 2018

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Foto: Klaus Dieker/Dieker, Klaus (kdi)

Wo im Freizeitpark von 1975 bis 1982 zu Pfingsten ein riesiges Sonnensegel aufgespannt gewesen war, unter dem die Musiker beim New Jazz Festival spielten, ließ Tim Isfort als Leiter des Moers Festivals unter freiem Himmel eine Bühne aufbauen, um sie am Samstagabend unter dem Namen „Retro 77“ zu eröffnen. „Wir haben beim Aufbau noch die alten Fundamente gefunden“, erzählte er mit einem Schmunzeln. „Wir wollen diesen Ort reanimieren. Wir wollen damit das Festival in die Stadt zurückholen, diesmal ohne Bretterzaun.“

Diesen legendären Zaun, über den Tim Isfort einmal als Kind blinzelte, als er auf dem Sattel seines Bonanzarades stand, gibt es nicht mehr, weil der Eintritt jetzt frei ist. Dabei hatten am Samstagabend rund die Hälfte der 300 Zuhörer bereits einen Eintritt zum Moers Festival bezahlt, wie sie mit ihren Armbändchen zu erkennen gaben. Geschätzt 50 Prozent waren bewusst gekommen, um nach der kurzen Ansprache des Festivalleiters das „Melt Trio“ zu hören, das vertrackte Rhythmen und kurze Spielereien mit halligen und sphärischen Klangwelten wechselt und verschmelzen lässt. „Wir freuen uns, die erste neue Band an diesem alten Spielort zu sein“, sagte Bandleader und Bassist Bernhard Meyer, der mit seinem Bruder und Gitarristen Peter Meyer sowie Schlagzeuger Moritz Baumgartner die Berliner Band bildet.

Geschätzte 50 Prozent waren auf ihrem „Pilgerweg“ von der Innenstadt zur Festivalhalle unterwegs oder umgekehrt, um bei Sonnenschein an der Bühne „Retro 77“ eine Station einzulegen. „Ich hatte die Bühne schon gesehen“, erzählte zum Beispiel Heike Hoßbach. „Die Musik hat mir gefallen. Da bin ich geblieben.“ Die Moerserin, die das städtische Gymnasium Straelen leitet, saß auf einem der „Sessel“ aus Euro-Paletten, der unter einem kleinen Sonnensegel für die Zuschauer aufgebaut war, das es vor vier Jahrzehnten nicht gegeben hatte.

Andere lagen im Gras, um der Musik zu lauschen, am weiteren Samstagabend zum Beispiel Afrobeat der Band „Quartabé“, kongolesische Polyrhythmik der Gruppe „Madimba Deluxe“ oder freie Jazzimprovisation des Pianisten Ethan Iverson. Einer der Zuhörer beim „Melt Trio“ war Bernhard Scheid. „Ich war schon beim zweiten Festival im Schlosshof dabei“, berichtete der einstige AWO-Kreis-Geschäftsführer. „1975 habe ich das Festival im Freizeitpark erlebt. Die Atmosphäre ist schön hier, wenn die Sonne scheint.“ Weil es vor vier Jahrzehnten aber zu Pfingsten mehrfach geregnet hatte, war das Festival in die Eishalle, ins Zirkuszelt und schließlich in die Festivalhalle gewechselt.

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