Corona-Folgen Den Theaterleuten geht langsam die Luft aus

Aus dem Corona-Notfonds ist bisher kein Geld geflosssen. Theaterleiter beklagen zudem die fehlende Kommunikation. Das Marionettentheater will nun für ein Jahr schließen.

 Anton Bachleitner, Chef des Marionettentheaters.

Anton Bachleitner, Chef des Marionettentheaters.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Der Rat der Stadt Düsseldorf hat am 18. Juni beschlossen, einen Notfonds für private und freie Bühnen einzurichten. 730.000 Euro sollen ausgezahlt werden, um Corona-bedingte Ausfälle zumindest im Ansatz aufzufangen. Für die „Komödie“ kam die Maßnahme zu spät, sie meldete Ende März Insolvenz an und ist geschlossen. Auch anderen Theaterleuten geht langsam die Luft aus, denn es ist bisher kein Cent geflossen. Ob René Heinersdorff, Theater an der Kö, Anton Bachleitner, Marionettentheater, oder Manuela von Zacharewicz vom Puppentheater Helmholtzstraße – keiner der genannten Theaterleiter hat Geld erhalten.

 „Wir sind dankbar für die Unterstützung“, sagt von Zacharewicz, „aber sie muss auch kommen.“ Sie plant im September wieder zu spielen. Ob ihr Hygienekonzept angemessen ist, weiß sie nicht. Nach vielen Telefonaten fand sie beim Ordnungsamt Gehör, wo man sich bereit erklärte, den Entwurf zu prüfen. „Es gibt viel Ungewissheit, aber niemanden, den man fragen kann.“ Heinersdorff stört gerade die Nicht-Kommunikation. „Wir haben unseren Antrag vor vier Wochen abgeschickt. Darauf gab es keine Reaktion, nicht einmal eine Durchhalteparole. Heute kam dann immerhin die Zusicherung, dass wir Geld bekommen sollen.“ In seinem Fall geht es um 50.000 Euro.

Manchen macht die Situation mürbe. Anton Bachleitner möchte sein Marionettentheater vorläufig nicht mehr öffnen und erst ab September 2021 wieder spielen. „Wir können auf der Bühne nicht den notwendigen Abstand einhalten. Außerdem dürfen wir nur 20 Besucher empfangen.“ Bachleitner hofft, die städtischen Zuschüsse behalten zu dürfen, obwohl sein Haus geschlossen bleibt. „Sonst werden wir das Jahr nicht überstehen.“ Ein Gespräch mit Kulturdezernent Hans-Georg Lohe hat am Donnerstag bereits stattgefunden. Lohe muss jetzt bei der Kämmerin ein gutes Wort für den Puppenspieler einlegen.

Clara Gerlach, kulturpolitische Sprecherin der Grünen, ärgert sich über die Verzögerungen. „Wir haben uns den Kopf darüber zerbrochen, wie wir das Geld möglichst unbürokratisch zur Verfügung stellen können. Die Verwaltung war befugt, über die Verteilung nahezu frei zu entscheiden, weil es schnell gehen sollte. Und jetzt das.“ Gerlach erreichen jeden zweiten Tag E-Mails von Galeristen. Auch ihnen war Hilfe seitens der Stadt zugesagt worden, nachdem sie wochenlang kein Kunstwerk verkauft hatten. Daraufhin beschloss die Politik, dass einmalig 220.000 Euro den städtischen Instituten als Etat für Ankäufe über Düsseldorfer Galerien zur Verfügung gestellt werden. Im Kunstpalast, über den der Löwenanteil der Ankäufe abgewickelt werden soll, wundere man sich ebenso wie in Galerien, dass der Betrag noch nicht bewegt worden sei, sagt Gerlach. „Dabei hat der Kulturausschuss das Geld schon am 4. Juni bewilligt.“

Kulturdezernent Hans-Georg Lohe weist die Kritik zurück. „Die Museen sollten Ankäufe vorschlagen, über die dann die Politik befinden muss.“ Es werde nun kurzfristig eine Sondersitzung geben, voraussichtlich Ende August oder Anfang September. Die Entscheidung über den Termin wurde im Galopp getroffen, da die traditionell starke Galerienszene, aber auch die Politik Druck machen. Bis zum 24. September will man jedenfalls nicht warten. Dann findet turnusmäßig die nächste Kulturausschusssitzung statt.

Die Bewilligungsbescheide an die freien Theater sind nach Auskunft von Lohe noch am Donnerstag abgeschickt worden. „Wir sind nicht langsam, sondern schnell“, betont der Kulturdezernent. Bis zum 15. Juli hätten die Häuser ihre Anträge auf Unterstützung vorlegen und die Verwaltung diese dann prüfen müssen. „Ich würde das Geld auch lieber schneller auszahlen, aber es gibt Vorgänge, die nun mal einer gewissen Zeit bedürfen.“ Das gilt offenbar auch für den Dringlichkeitsbeschluss für das Goethe-Museum. Dort sind Sanierungsarbeiten im Umfang von rund 650.000 Euro notwendig, damit das Haus seinen Betrieb langfristig aufrechterhalten kann. Den Beschluss zur Freigabe des Geldes wollte Lohe ursprünglich im Juli vorlegen, jetzt wird es August, wahrscheinlich.

Im Sommerloch verschwunden ist auch das Bemühen, das Theatermuseum in eine sichere Zukunft zu führen. Michael Matzigkeit, der das Haus seit einigen Jahren kommissarisch leitet, geht in Ruhestand, der 21. August ist sein letzter Arbeitstag. Wie zu hören ist, soll seine Stelle intern nachbesetzt werden, was eine Personaleinsparung bedeuten könnte. Matzigkeits Kollegen befürchten nun, dass das Museum an Glanz verliert. Auch, weil demnächst der Umzug ins neue Kulturzentrum Kap ansteht und Politik und Verwaltung über die Ausstattung uneins sind. In einem Brief hatten CDU, Grüne und FDP Oberbürgermeister Thomas Geisel vor einiger Zeit gebeten, die bereits beschlossenen 330.000 Euro um 500.000 Euro zu erhöhen, um die Attraktivität des Theatermuseums am neuen Standort sicherzustellen. Geisel konterte in seiner Antwort: „Es ist selbstverständlich dem Rat freigestellt, für die Errichtung eines Schaudepots mehr Mittel zur Verfügung zu stellen, sollte ihm dies erforderlich erscheinen.“

Friedrich G. Conzen, Bürgermeister, Kulturausschussvorsitzender und Vorsitzender im Kuratorium des Theatermuseums, will FDP und Grüne von einem weiteren Vorstoß überzeugen. „Es kann nicht sein, dass der Oberbürgermeister ein neues Musikmuseum plant, während unsere bestehenden Kultureinrichtungen den Bach runtergehen.“

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