Traditionelles Karnevalskonzert Die Tonhalle ist auch schon ganz jeck

„Frech wie Blech“: Die Blechbläser der Düsseldorfer Symphoniker luden zu einem karnevalistischen „Grusikantenstadl“.

 Traditionell kostümiert spielten die Blechbläser ihr Karnevalskonzert. Und das Prinzenpaar Axel I. und Venetia Jula kam samt Gefolge ebenfalls auf die Bühne.

Traditionell kostümiert spielten die Blechbläser ihr Karnevalskonzert. Und das Prinzenpaar Axel I. und Venetia Jula kam samt Gefolge ebenfalls auf die Bühne.

Foto: susanne diesner/SUSANNE DIESNER

Wer ins Karnevalskonzert „Frech wie Blech“ wollte, hatte zuerst einmal eine Mutprobe zu bestehen. Nicht wie sonst war in der Tonhalle die Kartenkontrolle einem friedlichen Zivilisten übertragen worden. Erwartet wurde man von einem grimmigen Wikinger in martialischem Outfit. Im Foyer musste man dann weiter vorbei an finsteren Gestalten wie Seeräubern, Cowboys und Sträflingen.

Wer nun glaubte, durch die zwielichtigen Gestalten auf ein Gruseln bei der Musikrezeption vorbereitet worden zu sein, hatte den Titel des Konzerts missverstanden. Zwar hatten die Blechbläser der Düsseldorfer Symphoniker zu einem „Grusikantenstadl“ eingeladen. Damit war aber kein Gruseln in der Musik gemeint. Das wurde durchaus komponiert, ob nun von Engelbert Humperdinck beim Verbrennen der Hexe durch Hänsel und Gretel oder von Paul Dukas beim Erschrecken des Zauberlehrlings über das, was er mit seiner magischen Halbbildung angerichtet hatte.

Nein, beim „Grusikantenstadl“ ging es nicht ums Gruseln, sondern um eine Verballhornung des Musikantenstadls. Schon vor Beginn mochte man sich fragen, wieso sich ein Bajuware mit einer Trompete unterm Arm unters Publikum mischte. Der wurde bald von anderen bayrisch kostümierten Bläsern auf die Bühne gebeten, handelte es sich doch um keinen Geringeren als den früheren Solotrompeter der Symphoniker, Alan Lee Kirkendall. Dass er seine Trompete nach eigenem Bekunden „rein zufällig“ dabei hatte, dürfte er selber nicht geglaubt haben.

Mit zünftiger Blasmusik ging es los, zehn Blechbläser und ein Schlagzeuger intonierten den Colonel Bogey Marsch. Ältere Zuhörer kennen ihn noch als gepfiffenen Ohrwurm aus dem Film „Die Brücke am Kwai“.

Natürlich verpflichtete der bayrische Trachtenlook auch zu echt bayrischer Musi – aber das Programm ging stilistisch doch weit über Märsche und Schuhplattler hinaus. Das wurde auch durch wechselnde Kostüme optisch unterstrichen. Nur der arme Posaunen-Lars kleckerte beim Umziehen immer hinterher. Er hatte seit dem letzten Jahr den Schlaf des Gerechten geschlafen und befand sich noch immer beim Vorjahresprogramm „Vorzeichen XY aufgelöst“. Seine Kollegen verziehen ihm gnädig, dass er unter lauter Lederhosenträgern noch in Derricks Trenchcoat vom letzten Jahr erschien. Da suchte er noch nach Notendieben, unterschlagenen Vorzeichen und gestohlenen Posaunenzügen. Aber zur richtigen Zeit richtig gekleidet zu sein, sollte ihn im Laufe des Abends noch mehrfach überfordern.

Als in der Abteilung Barock Telemanns schwungvolles D-Dur-Trompetenkonzert erklang, erschienen die Musiker feierlich im Frack. Mit einer Ausnahme: ausgerechnet jetzt erschien ein bayrischer Posaunen-Lars. Und der reagierte noch einmal zu spät, als seine Kollegen zu glitzernden Big-Band-Show-Anzügen wechselten. Oben hatte es der gute Lars schließlich bis zum Frack geschafft, unten blieb er bei der Seppelhose.

Für viel musikalischen Schwung sorgten südamerikanische Rhythmen sowie Swing-Titel wie „New York, New York“ und Gershwins „I‘ve Got Rhythm“. Was die Musiker betrifft, so konnten sich alle mit virtuosen Leistungen auszeichnen – von den Trompeten bis zur Basstuba. Das zeigte sich bei Kompositionen wie dem „Tuba-Muckel“ oder der „Löffelpolka“.

Über so viel Humor bei den Düsseldorfer Symphonikern durfte sich auch der hohe närrische Besuch freuen, das Prinzenpaar Axel I. und Venetia Jula mit Gefolge.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort