Düsseldorf/Köln Hollywood kommt gerne nach NRW

Düsseldorf/Köln · Fernseh- und Filmproduktionen boomen. Köln bleibt unumstrittene TV-Hauptstadt Deutschlands. "Gedreht wird hier immer", sagt Roland Berger von der städtischen Wirtschaftsförderung.

Mitte 2014 drehten Anthony Hopkins und Ben Kingsley für "Autobahn" in der Kneipe "Der Stiefel" in der Kölner Südstadt.

Mitte 2014 drehten Anthony Hopkins und Ben Kingsley für "Autobahn" in der Kneipe "Der Stiefel" in der Kölner Südstadt.

Foto: Inga Methling

Es vergeht kein Tag in Köln, an dem nicht irgendwo mindestens eine Klappe fällt. Die Stadt genehmigt täglich zwischen zwei und fünf Drehs für Filme, Serien und TV-Produktionen. "Rund 1900 sind es allein im vergangenen Jahr gewesen", sagt Berger. Köln ist beliebt bei Filmschaffenden - und das weltweit. "Das Parfum" von Tom Tykwer ist in der Domstadt entstanden. Anthony Hopkins und Ben Kingsley haben zuletzt für eine Hollywoodproduktion vor der Kamera in Köln gestanden. Jeder zehnte sozialversichungspflichtige Job entfällt in Köln auf die Filmindustrie. "Aber ohne die Filmförderung wäre vieles davon nicht möglich", sagt Berger.

Köln mit seiner Vielzahl an Sendern bleibe "Deutschlands unumstrittene TV-Hauptstadt", sagt der für Medien zuständige Chef der NRW-Staatskanzlei, Europaminister Franz-Josef Lersch-Mense (SPD), bei der Vorstellung der neuen "Formatt"-Studie, die sich mit der Entwicklung der Film- und Fernsehproduktion in Deutschland befasst. Demnach hat NRW seine Position als Fernsehstandort Nummer eins unter den Bundesländern festigen können.

Der Studie zufolge wurden im Jahr 2014 deutschlandweit 716.000 Sendeminuten produziert. NRW hat daran mit 261.000 Sendeminuten einen Anteil von 36,5 Prozent. Damit liegt NRW im Ländervergleich an der Spitze. Bayern rangiert auf Platz zwei (24 Prozent), gefolgt von Hamburg (knapp 13) und Berlin mit 9,4 Prozent.

NRW-Unternehmen wie Filmpool Entertainment (es produziert den Münster-Tatort und "Auf Streife"), ITV-Studios ("Dschungel-Camp") und Fandango ("Mieten, kaufen, wohnen") seien bundesweit führend in den Bereichen Show, Fiktion, Comedy und Nachmittagsunterhaltung, so Lersch-Mense. Aber auch bekannte Auszeichnungen wie Grimme-Preis, Deutscher Fernsehpreis, Deutscher Kamerapreis und Deutscher Comedypreis unterstrichen die Bedeutung des Produktionsstandortes NRW. Allerdings gibt es weder konkrete Angaben zur Zahl der Beschäftigten in dieser Branche noch zu den Umsätzen. Die Produktionsunternehmen seien vielfach nicht bereit, sich hier in die Bücher schauen zu lassen. Allerdings seien sie dazu auch nicht verpflichtet, so Lersch-Mense. Die überwiegend kleinen Firmen hätten zumeist nicht so weitreichende Veröffentlichungspflichten wie Aktiengesellschaften. Auch Horst Röper, Leiter des Dortmunder "Formatt"-Instituts, das seit 1998 die Entwicklung der Film- und Fernsehproduktion untersucht, kann kein ausreichendes Zahlenmaterial vorweisen.

NRW verfügt laut Staatskanzlei über die finanzstärkste Landesfilm-Förderung. 2015 seien mehr als 400 Projekte gefördert worden. Dafür standen 33,6 Millionen Euro zur Verfügung. Zu den erfolgreichen Filmen gehörten "Das Tagebuch der Anne Frank", "Junges Licht" und "Der Staat gegen Fritz Bauer".

Von dem ebenfalls mit Landesmitteln geförderten Film "Toni Erdmann", der beim Filmfestival in Cannes gefeiert wurde, verspricht sich Lersch-Mense ebenfalls ein großes Publikumsinteresse. Das Land will auch weiterhin vor allem Filme fördern, die einen Bezug zu NRW haben oder hier gedreht werden. "Wir wollen mit den Förderinitiativen des Landes sowie mit der Film- und Medienstiftung gezielt in die Zukunft des Produktionsstandortes NRW investieren", erklärt Lersch-Mense.

Jede Produktion, die von der Filmstiftung gefördert wird, muss auch Geld ins Land bringen - mindestens das Anderthalbfache der Fördersumme. "Wenn ich einen Euro fördere, dann muss mindestens 1,50 Euro im Land ausgegeben werden", erklärt Petra Müller, die Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung den so genannten Regional- oder NRW-Effekt. Bei aufwendigen Produktionen sei es jedoch oftmals ein Vielfaches. "Förderung ist ja kein Selbstzweck, sie soll NRW zu einem attraktiven Ort für Film- und Fernsehproduktionen machen und auch künstlerisch und kulturell bemerkenswerte Projekte unterstützen", erklärt Müller. Das Geld soll für Studios, Ausstatter, Kamera und Ton, Beleuchter oder Cutter, also filmbezogen ausgegeben werden. Wenn ein Film in NRW produziert wird, dann profitieren aber nicht nur Filmbranche und Dienstleister, sondern auch Hotels, Restaurants, Fahrdienste.

Dabei fördert die Filmstiftung nicht nur deutsche, sondern auch internationale Produktionen. 2015 wurden rund 100 Kinofilme und TV-Sendungen mit 28 Millionen Euro unterstützt, davon 25 internationale Ko-Produktionen mit 7,3 Millionen - internationale Projekte machen also rund ein Viertel der geförderten Projekte aus.

Was es dem Land bringt, wenn Hollywood-Stars hier drehen? "Dann ist der NRW-Effekt besonders groß", sagt Filmstiftungs-Chefin Müller. Einerseits seien immer auch hiesige Produktionsfirmen und Studios beteiligt, andererseits sorgen internationale Stars für große Aufmerksamkeit für das Filmland NRW.

So wie die Magic Media Company (MMC) in Köln, so etwas wie die Hollywoodstudios Europas. "Auf dem Kontinent gibt es da kaum etwas Vergleichbares", sagt Roland Berger. Aktuell steht dort Oscar-Preisträgerin Hilary Swank für den Kinofilm "55 Steps" vor der Kamera. Die Kölner Bürger bekommen von diesen Dreharbeiten aber nichts mit. "Dort werden nur Innenaufnahmen gemacht", erklärt Wirtschaftsförderer Berger.

(hüw)
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