Düsseldorf Dreibeinige Wölfe aus der Kunstakademie Düsseldorf

Düsseldorf · Wer wissen will, was wirklich junge Künstler im Rheinland treiben und nicht etwa solche, die lediglich noch gern unter der Rubrik "Junge Kunst" mitlaufen, der muss ins Düsseldorfer KIT hinabsteigen. Diesmal stellen sich dort, im Tunnel am Mannesmannufer, 13 Künstler überwiegend aus 1980er Jahrgängen vor, die bei Katharina Fritsch an der Kunstakademie entweder noch studieren oder ihr Studium vor wenigen Jahren beendet haben.

 Mercedes Neuß mit ihren dreibeinigen Wölfen im KIT.

Mercedes Neuß mit ihren dreibeinigen Wölfen im KIT.

Foto: Endermann, Andreas

Das Spannende an Ausstellungen, in denen sich Studierende ein und derselben Lehrerin vorstellen, ist stets: Was verbindet sie und wie weit haben sie sich von ihrem Leitbild entfernt? In diesem Fall gewinnt man den Eindruck, dass alle an formalen Fragestellungen stärker interessiert sind als an einer Auseinandersetzung mit Inhalten. Wenn Franz Schmidt in seinem "Waschbecken" ein statisches barockes Wasserspiel inszeniert, mag es um Themen wie Wasserknappheit und Verschwendung gehen, doch an erster Stelle steht das Zusammenspiel der Formen, die in dieser Plastik aufeinanderstoßen. Auch Mercedes Neuß scheint vor allem darauf zu zielen, dass der Betrachter sich von Formen vereinnahmen lässt. Bei flüchtigem Hinsehen fällt unter Umständen noch gar nicht auf, dass ihre drei schwarzen, lebensgroßen Wolfsskulpturen unmittelbar hinter dem Eingang des Ausstellungsraums statt vier nur drei Beine aufweisen. Tiere, bei deren Anblick man üblicherweise an Kraft denkt, erscheinen überraschend als hilfsbedürftig; die Dreibeinigkeit wirkt so absurd, dass man sich unbewusst ein Bein hinzudenkt.

Thorsten Schoth arbeitet ebenso lieber mit Formen als mit Inhalten. Sein Ensemble "Sofa & Kissen" besteht aus gefärbtem Gips und Sandstein. Das Sofa ist jedoch zerbrochen, der eingerissene Fuß führt aus der biedermeierlichen Idylle jäh ins Chaos. Alexander Toporka hat eine Serie winziger Kleiderbügel an eine Wand genagelt. Auch hier geht es in Wirklichkeit nicht um Kleidungsstücke oder deren Aufbewahrung, sondern um den Rhythmus, der aus den teilweise ein wenig schräg hängenden Bügeln fließt.

Die Spuren, die Katharina Fritsch, Düsseldorfer Künstlerin und Akademie-Professorin, im Werk ihrer Studierenden hinterlassen hat, sind weniger materieller als methodischer Art. Auch Fritschs bekannte Skulptur "Mann und Maus" in der Kunstsammlung NRW lebt kaum aus der sexuellen Angstvorstellung, die darin aufleuchtet, sondern aus der Umkehrung der Größenverhältnisse: Die Maus ist riesig, der Mann winzig. Und das Bild klammert sich im Gedächtnis fest unabhängig davon, ob es uns etwas bedeutet.

Ausstellung "Sugar" im KIT, Mannesmannufer 1 b, Düsseldorf, bis zum 26. Januar 2014; Di.—So. 11—18 Uhr

(RP)
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