Düsseldorf "Das Open Source Festival steht auf der Kippe"

Düsseldorf · Im Gespräch mit unserer Redaktion spricht der künstlerische Leiter des Festivals an der Galopprennbahn über Finanzprobleme. Philipp Maiburg hofft auf Unterstützung von der Stadt.

Max Herre beim Open Source Festival 2014 in Düsseldorf
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Max Herre beim Open Source Festival 2014 in Düsseldorf

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Foto: TONIGHT.de/ Janvt

Das Open Source Festival fand am Wochenende zum neunten Mal statt, und wohl jeder, der dabei gewesen ist, hat die Atmosphäre auf der Rennbahn in Grafenberg genossen. Allerdings: Es sind nicht genug Musikfans dabei gewesen. 5500 kamen zu den Auftritten von Max Herre und Co. und damit weitaus weniger als vom Veranstalter erwartet. Der künstlerische Leiter des Festivals, Philipp Maiburg, ist sich daher nicht sicher, ob es 2015 überhaupt eine Neuauflage geben wird.

Gibt es im nächsten Jahr eine neue Ausgabe des Open Source Festivals?

Philipp Maiburg Das Festival steht auf der Kippe. Wir haben ein richtig großes Finanzierungsloch. Um auf Null zu kommen, hätten wir 1200 Tickets mehr verkaufen müssen. Die Open Source Festival GmbH besteht aus fünf Personen, und im Grunde haben wir nur das Festivaljahr 2012 positiv abgeschlossen. Im vergangenen Jahr habe ich mir gesagt: Ich werde keinen Cent aus meinem Privatvermögen mehr hineinstecken.

Was sind die Gründe für die unbefriedigenden Besucherzahlen?

Maiburg Wir rätseln selbst. Es ist uns unerklärlich, denn Max Herres Konzert in Köln am Tanzbrunnen im September ist mit 11 000 Besuchern bereits ausverkauft. Und für Künstler wie Dean Blunt muss man sonst nach London fahren, um sie sehen zu können. Wir fragen uns: Warum reicht es für Düsseldorf nicht? Wir haben mit den Konzertagenturen gesprochen, mit denen wir zusammenarbeiten. Auch die haben keine Erklärung.

Düsseldorf gilt doch als Musikstadt.

Maiburg Ja, aber manchmal zweifle ich an der Zugkraft dieses Ortes. Man sah das im vergangenen Jahr, als das Palladium in Köln von der Oper bespielt wurde. Künstler wie The National, Sigur Ros, Phoenix und Nick Cave, die sonst in Köln gastieren, wichen auf die Mitsubishi Electric Halle aus. Aber nur das Konzert von Nick Cave war ausverkauft. Das ist unglaublich. In unserem speziellen Fall kam wohl auch noch das Wetter hinzu.

Inwiefern?

Maiburg Der Vorverkauf startete sehr gut, und wir rechneten damit, die Veranstaltung drei Wochen vor Beginn als ausverkauft melden zu können. 70 Prozent der Karten werden im Monat vor dem Festivaltermin verkauft, aber Pfingsten kam dann der Sturm. Wahrscheinlich haben sich danach viele Leute gedacht, ich gebe lieber keine 43 Euro für eine Veranstaltung aus, die draußen stattfindet. Während des Aufbaus hat es dann noch drei Tage am Stück geregnet, die Lkw kamen kaum durch, die Bühnen mussten mit enormem Aufwand im aufgeweichten Boden befestigt werden. Das kostete natürlich Geld, mehr Geld als kalkuliert war.

Sie haben in Kürze einen Termin beim Kulturamt.

Maiburg Im Laufe dieser Woche noch.

Was wollen Sie dort vorbringen?

Maiburg Wir werden ganz offen sagen, dass wir Hilfe brauchen. Wir hoffen zudem, dass die Stadt die extreme Situation anerkennt. Vielleicht kann sie uns unter die Arme greifen, etwa indem sie auf die Miete für die Rennbahn verzichtet oder an anderer Stelle hilft, den Druck herauszunehmen. Wir würden mit dem Open Source ja gerne viel mehr machen, über das ganze Jahr verstreut. Aber das ist eben auch ein enormer Zeitaufwand. Nur ein Beispiel: Auf unserer Young-Talent-Bühne treten Nachwuchs-Bands aus ganz Nordrhein-Westfalen auf. Allein diese Gruppen aus den 80 Bewerbern auszuwählen, dazu Kommunikation der Bewerbungsphase, Auswahl, Planung und Produktion: Das ist immens viel Arbeit. Und ich finde, wenn es Leute in einer Stadt wie Düsseldorf gibt, von denen kulturell eine Initiative ausgeht, sollte man sie unterstützen. Ohne Hilfe weiterzumachen, wäre derzeit finanziell unverantwortlich.

Bezahlen sich die fünf Organisatoren eigentlich?

Maiburg Unser Geschäftsführer Florian Pehle hat bisher eine Teilzeitstelle innerhalb der GmbH.

Der künftige OB Thomas Geisel besuchte mit seiner Frau das Festival. Konnten Sie mit ihm über die Probleme sprechen?

Maiburg Er war tatsächlich da, wir haben lange miteinander gesprochen, und das hat mich sehr gefreut. Sein Vorgänger Dirk Elbers war ja Schirmherr der Veranstaltung, hat sie aber kein einziges Mal besucht. Geisel versicherte, dass er das Open Source Festival mag und es wichtig findet für die Stadt. Ich hoffe, dass sich nach dem Machtwechsel etwas tut in dieser Hinsicht.

(hols)
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