Kristina Buch nimmt an der documenta teil

Sie ist noch jung und hat das Studium noch nicht mal beendet – beides eher ungewöhnlich für eine Einladung zur documenta in Kassel, die nur alle fünf Jahre stattfindet und weltweit als die bedeutendste Ausstellung für zeitgenössische Kunst gilt. 150 Künstler wurden eingeladen, und Kristina Buch – 1983 in Meerbusch geboren und derzeit Studentin von Rosemarie Trockel an der Düsseldorfer Kunstakademie – ist dabei. Von Gefühlen überwältigt sei sie gewesen, als die Einladung kam, erzählt sie: "Von Freude, was mir da widerfährt, aber auch von riesiger Verantwortung." Für die 100 Tage documenta hat sie ihren Wohnsitz nach Kassel verlegt.

"The Lover" heißt ihr Projekt, und das muss ständig gepflegt werden. Als "Schmetterlingsgarten" ist es indes mehr bekannt und fällt selbst unter den vielen ungewöhnlichen Arbeiten der documenta noch auf. Kristina Buch hat am Friedrichsplatz in Kassel eine Fläche mit schmetterlingsfreundlichen Pflanzen bestückt und setzt dort nach und nach 40 Arten von Faltern aus. Rund 3000 Schmetterlinge wird es am Ende in Kassel mehr geben – nicht alle nur in dem Kunst-Garten, sondern überall, denn kein Netz hält sie ab, davonzufliegen.

Die Vorbereitung des Projekts eine logistische und finanzielle Herausforderung. Die Puppen für die Falter ebenso wie die bei Schmetterlingen beliebten Pflanzen mussten geordert und gezüchtet werden. Finanzielle Unterstützung hat die 28-Jährige dafür vom NRW-Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport, den Kulturämtern Düsseldorf und Neuss und der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Neuss bekommen. Fachliche Unterstützung holte sie sich bei der Stiftung Insel Hombroich.

Die Puppen hat sie zu Hause selbst gezüchtet und mit nach Kassel genommen. Sobald die daraus geschlüpften Falter flugfähig sind, setzt sie in ihrem von Disteln und Brennnesseln umgebenen Garten aus. Der Umgang mit Tieren und Pflanzen ist gelernt, denn nach dem Abitur 2002 hat die Düsseldorfer Künstlerin zunächst Biologie studiert. Aber, so betont sie ausdrücklich, ihre Arbeit sei keine "keine Geste der Wiederherstellung eines Lebensraumes für Falter". Die Natur biete ihr lediglich das Material für die Arbeit, "die einen Anfang, aber kein Ende hat", und deren Titel "The Lover" auch ganz bewusst den Bogen zum Menschen öffne: "Mit einer Offenheit und Weite, wie sie auch den Faltern geboten ist." Zudem sieht sie den Künstler auch selbst als "Lover", der eigenen Arbeit und der Gesellschaft, der er die Arbeit schenke.

Der Schmetterlingsgarten ist nicht die erste künstlerische Arbeit, für die Kristina Buch mit Material aus der Natur arbeitet. Für die Master-Ausstellung am Royal College of Art in London, wo sie von 2007 bis 2009 studierte, hat sie drei Schimpansen im Londoner Zoo Tonklumpen modellieren lassen, die sie dann neben einer Plastiktüte zeigte, die mit einer Schnur an einem Ventilator befestigt war.

Auch das als eine Verknüpfung mit der Frage nach der Wertschätzung menschlich gemachter Kunst, die in der spannungsreichen Gegenüberstellung natürlich nicht ganz frei von Ironie ist: Hier ist die Arbeit der Schimpansen und dort ist das Werk Künstlers.

Die Basis all ihres Schaffens hat sich Kristina Buch in vielen Projekten und Studien erarbeitet. Biologie und Kunst in London, Evangelische Theologie in Straßburg, dazwischen zur Forschung nach Neuseeland und zum Unterrichten an eine Schule für autistische Kinder in Frankreich: Von 2003 bis 2009 war Kristina Buch im Ausland unterwegs, kehrte erst zum Studium an der Kunstakademie wieder ins Rheinland zurück.

(RP)
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