Kolumne: Gott und die Welt Der Schlüssel der Hoffnung

Wenn von dem Haus, aus dem man vertrieben wurde, nur der Schlüssel bleibt.

Kolumne: Der Schlüssel

Kolumne: Der Schlüssel der Hoffnung
Foto: RP/Phil Ninh

Kennen Sie das auch? Es gibt Momente, in denen sich etwas im Leben schlagartig verändert. Das, was in diesem Moment geschieht, wird dann zum Schlüssel für das weitere Leben: ein Schlüsselmoment!

Dieser Begriff hat für mich mit der Ausstellung „Keys of Hope“ (Schlüssel der Hoffnung) von Caritas International eine ganz neue Bedeutung bekommen. Auf großflächigen Fotos zeigen Flüchtlinge aus Syrien ihre Haus- oder Wohnungsschlüssel. „Der Schlüssel erinnert mich an mein Leben, als es noch keinen Krieg gab, als ich glücklich war“, sagt Ola, 24 Jahre, aus Homs.

Es sind Schlüsselbilder von Verlust und Hoffnung, zu sehen im Diözesan-Caritasverband in Köln. Sie machen auf etwas aufmerksam, was mich bewegt. Diese Fotos erzählen davon, dass Menschen, die vor dem Krieg geflüchtet sind, ihr Zuhause in der Hand und im Herzen tragen, obwohl sie dieses vielleicht nie wiedersehen werden. 

Vor 80 Jahren begann der Zweite Weltkrieg, und bis heute treiben Kriege mit ihren katastrophalen Folgen überall auf der Welt Menschen in die Flucht. Die Schlüssel in ihren Händen machen deutlich: Keiner von ihnen wurde freiwillig Flüchtling. Jeder kann seine Geschichte von Vertreibung, Not und Angst erzählen, die ihn zwang, die Wohnungstür ein letztes Mal zuzuschließen. „Mein ganzes Leben ist in meinem Haus“, so empfindet es Yusuf, 33 Jahre, ebenfalls aus Homs. Und Nagura, 45 Jahre, aus Harasta, spricht vielen aus dem Herzen: „Ich habe den Haustürschlüssel behalten, weil ich hoffe, irgendwann zurückkehren zu können.“

Diese Schicksale zeigen, wie wichtig es ist, Flüchtlingen mit großem Respekt zu begegnen und in dem Bewusstsein: Vielleicht halten wir mit unserem Verhalten den Schlüssel für die Zukunft dieser Menschen in der Hand.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki schreibt hier an jedem dritten Samstag im Monat. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

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