Kokain-Taxi: Angeklagte reuig

Als reuige Drogendealer haben sich vor dem Landgericht gestern zwei Männer präsentiert, die rund ein Jahr lang ein Kokain-Taxi organisiert hatten. Speziell die Schickimicki-Szene im Medienhafen versorgten der 33-jährige Familienvater und ein Kumpan (38) laut Geständnissen rund um die Uhr mit der Droge in abgepackten Portionen. Als der Frei-Haus-Service Ende 2011 aufflog, nannten beide sofort ihre Lieferanten, blieben im Gegenzug von der U-Haft verschont.

Ihr Geschäftsmodell sei purer Zufall gewesen, so der Drahtzieher (33) zu Prozessbeginn. Als Türsteher eines Event-Clubs im Hafen habe er Kontakte zu Drogenkonsumenten gesucht, um seinen eigenen Hang zu Kokain zu stillen. Anfangs bekam er Kleinmengen gratis oder revanchierte sich mit Gefälligkeiten. Um die eigene Sucht zu finanzieren, habe er dann begonnen, mit der Droge (Einkaufspreis 50 bis 60 Euro pro Gramm) in eigenhändig abgepackten Portionen von 0,5 Gramm (60 Euro) oder einem Gramm (120 Euro) zu handeln. Seinen Kumpan gewann er schnell als Fahrer. Gegen Aufpreis brachte dieser Bote mit seinem Pkw die per Handy bestellten Drogen sogar spätnachts bis zu entlegenen Adressen. Dass der Liefer-Service sich herumsprach und täglich bis zu 40 Bestellungen eingingen, war dem 33-Jährigen nicht genug: "Ich hatte viele Kunden – aber auch eine Riesenmenge als Vorrat." Also habe er seine Kundenliste abtelefoniert, um neue Bestellungen zu fördern. Um die Droge daheim zu lagern, wo er mit Frau und zwei Kindern lebt, versteckte er hinter einer Steckdosen-Attrappe gar einen Mini-Tresor im Wohnzimmer. Dort fanden Fahnder später neben einem Schießkugelschreiber 340 Gramm Kokain. Im Schlafzimmerschrank seiner Mutter waren weitere 500 Gramm gebunkert. Das bringt der Frau jetzt eine Anklage ein.

"Irgendwann habe ich die Übersicht verloren", gestand der 33-Jährige. Dazu nickte sein Nachbar auf der Anklagebank. Auch der 38-jährige Liefer-Fahrer gestand und blieb auf freiem Fuß. Von der Kundenliste des Kokain-Taxis konnten nur wenige Namen identifiziert werden. Da die Angeklagten aber ihre drei Lieferanten für das Rauschgift bei der Polizei genannt haben, hoffen sie auf milde Strafen. Ein Urteil wird Anfang August erwartet.

(RP)
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