Köln Kölner SPD attackiert Ex-OB Roters

Köln · Ex-Regierungspräsident Antwerpes wirft ihm vor, "am Sessel geklebt" zu haben.

Nach dem Sieg von Henriette Reker (parteilos) bei der Oberbürgermeisterwahl in Köln hat die SPD den gestern ausgeschiedenen OB Jürgen Roters (SPD) scharf attackiert. Der frühere Kölner Regierungspräsident Franz-Josef Antwerpes (SPD) sagte unserer Redaktion, Roters sei "Schuld an dem ganzen Desaster, weil er 2014 an seinem Sessel geklebt hat". Wenn Roters die Möglichkeit wahrgenommen hätte, im vorigen Jahr sein Amt niederzulegen, wäre der Partei "der ganze Schlamassel erspart geblieben".

Der unterlegene SPD-Kandidat, der Kölner Parteichef Jochen Ott, und Fraktionschef Martin Börschel äußerten sich ähnlich. "Der Umstand, dass Jürgen Roters in einer so langen Phase signalisiert hat, nicht mehr anzutreten, hat der Führung der Stadt nicht genutzt", sagte Börschel der "Bild".

Im Gespräch mit unserer Zeitung verwies Börschel darauf, dass der 2014 nach der Kommunalwahl gefasste Beschluss von SPD und Grünen, über eine Zusammenarbeit im Stadtrat verhandeln zu wollen, zwar auf Eis liege, aber durchaus "noch aktuell" sei. Die Kölner SPD hat inzwischen betont, sie strecke "Frau Reker die Hand zur Zusammenarbeit aus". Mit den beiden Stimmen der Piraten gäbe es für Rot-Grün eine Mehrheit von 46 Sitzen im 90-köpfigen Rat. Allerdings haben Grüne, CDU und FDP (sogenanntes "Jamaika-Bündnis") Reker im Wahlkampf unterstützt. Unklar ist, ob dieses Bündnis, das zusammen auf 48 Sitze kommt, auch die künftige Weichenstellung im Rat bestimmen wird. "Jetzt müssen die Grünen sagen, ob sie Jamaika als Folge eines Siegesrausches oder etwas anderes haben wollen", sagte Börschel. Eine große Koalition mit der CDU schloss er nicht aus, doch sie sei für die SPD "nicht die erste Option".

Die Grünen wollen sich derzeit nicht festlegen. "Solange Frau Reker nicht mitsprechen kann, soll nichts entschieden werden", sagte Christiane Martin, die dem "Team Reker" angehört. Wie berichtet, hatte das Team am Vortag an die Parteien appelliert, Reker "an allen wichtigen Entscheidungen zu beteiligen" und sie nicht vor vollendete Tatsachen zu stellen. CDU-Landeschef Armin Laschet hält sich derweil zurück: "Ich will mich in die Kölner Angelegenheiten nicht einmischen."

(hüw)
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