Stundenlange Sperrungen Fan-Krawalle legen Hauptbahnhof lahm

Duisburg · Der Duisburger Hauptbahnhof musste am Samstag stundenlang gesperrt werden, weil ein Mann auf die Gleise gefallen war. An dem Bahnsteig hielten sich Fußballanhänger auf. Zuvor gab es eine Schlägerei unter 160 Fans am Stadion.

 Am Duisburger Hauptbahnhof ging am Samstagnachmittag bis in die frühen Abendstunden nichts mehr. Die Polizei hatte alle Hände voll zu tun, um weitere Ausschreitungen zu verhindern.

Am Duisburger Hauptbahnhof ging am Samstagnachmittag bis in die frühen Abendstunden nichts mehr. Die Polizei hatte alle Hände voll zu tun, um weitere Ausschreitungen zu verhindern.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Um 16.23 Uhr geht am Samstagnachmittag bei der Feuerwehr Duisburg die Alarmierung „Person unter Zug“ ein. Im Duisburger Hauptbahnhof liegt ein Mann im Gleisbett. Der Bahnverkehr wird eingestellt. Der Mann wird schwerverletzt in ein Krankenhaus gebracht. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft setzt die Polizei umgehend eine Ermittlungskommission ein. Sie soll prüfen, ob der Mann gestürzt ist oder gestoßen worden ist. „Der Duisburger Hauptbahnhof wird mit vielen Videokameras überwacht. Es kann gut sein, dass der Vorfall aufgezeichnet worden ist“, heißt es aus Kreisen der Bundespolizei, die für die Sicherheit auf dem Bahnhofsgelände zuständig ist.

Möglicherweise steht der Sturz des Mannes auf die Gleise im Zusammenhang mit den massiven Fan-Krawallen, von denen die Drittligabegegnung zwischen dem KFC Uerdingen, der seine Heimspiele in Duisburg austrägt, und Hansa Rostock überschattet worden ist. Denn der Vorfall ereignete sich auf dem Bahnsteig, auf dem sich auch die Fußball-Anhänger befanden. Der Hauptbahnhof wurde komplett abgeriegelt und der Bahnverkehr für rund zwei Stunden eingestellt. Die Gleise elf und zwölf blieben für die Befragung der Zeugen noch bis 20 Uhr gesperrt. Die Bundespolizei forderte zur Unterstützung eine Hundertschaft der Duisburger Polizei an.

Bereits eine Stunde vor Spielbeginn war es laut Polizei zu einer Auseinandersetzung zwischen 160 Fans beider Lager gekommen, nachdem zwei Busse mit Rostocker Anhängern offenbar falsch abgebogen und im Eingangsbereich der Heimfans gelandet war. Die Lager gingen sofort aufeinander los. Die Polizei musste Reizgas einsetzen. Im Verlauf der Ausschreitungen gab es mehrere Leichtverletzte, darunter zwei Polizisten. Zudem wurden Toiletten schwer beschädigt. Es wurden Strafverfahren wegen schweren Landfriedensbruchs gegen alle Beteiligten eingeleitet. 60 Rostock-Fans wurden zum Polizeipräsidium gebracht, weil sie sich weigerten, ihre Personalien abzugeben Rund 300 Rostocker hätten daraufhin aus Solidarität zu den Fans das Stadion verlassen.

Nach den Krawallen blicken die Sicherheitsbehörden nun mit Sorge auf den 23. Dezember. Dann spielt Dynamo Dresden in Duisburg. Polizeiintern wird diese Terminierung als mindestens sehr unglücklich bezeichnet. „Einen Tag vor Heiligabend herrscht ohnehin schon Chaos bei der Bahn wegen der vielen Reisenden. Der Duisburger Hauptbahnhof wird zum Nadelöhr – und ausgerechnet dann kommen die Dresdner nach Duisburg“, heißt es aus Kreisen der Bundespolizei.

Erich Rettinghaus, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, rechnet mit einem erhöhten Kräfteeinsatz der Polizei an dem Tag. „Die Hooligans aus Ostdeutschland sind ein ganz anderes Kaliber“, sagt Rettinghaus. Viele von ihnen seien gerade bei Auswärtsspielen nur auf Krawall aus. „Sie gehen mit deutlich mehr Brutalität vor“, betont er. Dass die Sorgen nicht aus der Luft gegriffen sind, zeigt die jüngste Vergangenheit. So kam es in Duisburg in den vergangenen Jahren regelmäßig zu Ausschreitungen, wenn Dynamo Dresden zu Gast an der Wedau war. „Das Problem ist, dass sich solche Randalen an Kleinigkeiten und Unvorhersehbarkeiten entzünden können“, sagt Rettinghaus. So wie es auch am Samstag der Fall gewesen ist, als die Busse mit den Rostockern am falschen Eingang des Stadion ankamen und es erst deshalb zur Schlägerei kommen konnte. „Umgekehrt kann es aber selbst beim Spiel mit der höchsten Sicherheitsstufe ruhig bleiben“, so Rettinghaus.

(csh)
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