Nettetal Rückblick auf ein echt jeckes Wochenende

Nettetal · Närrisches Treiben am Wochenende im Westkreis: Vielerorts standen Karnevalssitzungen und andere jecke Veranstaltungen an. Wir waren mit dabei

 Die Stimmung war gut bei der Sitzung des Karnevals-Komitee Lobberich im Seerosensaal. Die Besucher sangen, schunkelten und feierten munter.

Die Stimmung war gut bei der Sitzung des Karnevals-Komitee Lobberich im Seerosensaal. Die Besucher sangen, schunkelten und feierten munter.

Foto: Jörg Knappe

Einmarsch mit weißen und roten Tulpen, ein strahlendes Publikum in festlicher Abendkleidung, eine stilvoll mit langen Tischreihen geschmückte Festhalle und ein Top-Programm - die Galasitzung des Fidelen Kränzchens Viersen (FKV) war von der ersten bis zur letzten Sekunde stark.

"Das Fidele Kränzchen haut in die Tasten, ist unser Motto. Wir wollen Freude verssprühen, den Alltag vergessen lassen und viel Spaß in unserem Wohnzimmer haben", begrüßte der Vorsitzende Michael Reiners. Damit versprach der erste Vorsitzende nicht zu viel. Der Abend fing mit einer ganz besonderen Überraschung an: Helmut Völker vom Karnevalsverband Linker Niederrhein war zu Gast und hatte die höchste karnevalistische Auszeichnung im Gepäck - und das gleich zweimal. Er verlieh den Karnevalsorden in Gold an Reiners und an den zweiten Vorsitzenden Marc Offermann. Beide pflegen seit Jahren mit Engagement das Brauchtum und gehören seit 2007 dem Vorstand des FKV an. Zudem ernannte das FKV Tobias Prangenberg zum Ehrenmitglied.

 Die Mädchentanzgarde zeigte ihr Können bei der Galaprunksitzung des Festausschusses Süchtelner Karneval im Josefshaus.

Die Mädchentanzgarde zeigte ihr Können bei der Galaprunksitzung des Festausschusses Süchtelner Karneval im Josefshaus.

Foto: Knappe Jörg

Sehr zur Freude der Besucher gab es nicht nur ein hervorragendes eingekauftes Programm und den Besuch des Viersener Prinzenpaares. Das FKV überraschte die Gäste auch mit hausgemachten Nummern. In Korsagen und Netzstrümpfen schwebte das Männerballett über die Bühne. Uwe Backes stieg in die Bütt, und Markus Steinhäuser, Jochen Lazaridis sowie Stefan Scherer lieferten eine Gesangseinlage, die vom JFKV tänzerisch begleitet wurde.

Ungerath (bigi) Mit fünf Stunden jeckem Programm begeisterten die Ungerather Karnevalsfreunde (UKF) bei ihrer ersten Jubiläumssitzung das Publikum in der Waldnieler Achim-Besgen-Halle.

 Hoch her ging es bei der Prinzengarde Wesel bei der bunten Nacht der Karnevalsgesellschaft Maak Möt in der Begegnungsstätte Niederkrüchten.

Hoch her ging es bei der Prinzengarde Wesel bei der bunten Nacht der Karnevalsgesellschaft Maak Möt in der Begegnungsstätte Niederkrüchten.

Foto: Knappe Jörg

Dass die UKF-Mitglieder ausgesprochen kreativ sind, beweisen sie jedes Jahr mit ihren Sketchen aufs Neue. Bei "Switch reloaded" durften Niki Lauda (Dirk Wegert), Angela Merkel (Alex Hausmann) und Melania Trump Christina Wegert) erwartet werden - letztere mit ihren beiden "alternativen Fakten".

Sitzungspräsident Peter Maaßen wurde zum Pastor, der durch eine Terminproblematik aus zwei Hochzeiten eine Doppelhochzeit machen sollte. Zwei Paare wie Feuer und Eis: Schantalle (Steffi Rettig) und Jünni (Mario Dritter) sowie Rose (Isabell Dritter) und Karl-Heinz Junior (Christian Schroers). Die Truppe überzeugte mit Wortwitz und Schlagfertigkeit. Junior: "Du siehst gut aus, hast du abgenommen?" Rose: "Hast du mich gerade rückwirkend fett genannt?"

 Die Ungerather Karnevalsfreunde feierten in der Achim-Besgen-Halle Waldniel. Für Stimmung sorgte unter anderem das Kinder-Ballett.

Die Ungerather Karnevalsfreunde feierten in der Achim-Besgen-Halle Waldniel. Für Stimmung sorgte unter anderem das Kinder-Ballett.

Foto: Knappe Jörg

Die UKF-Kids erhielten für ihren Fußball-Tanz im Sportdress eine Rakete. Trainiert werden sie von Ariane Vootz. Bei der UKF ging es musikalisch zu. Die eigenen Talente sorgten mit Gesangseinlagen für Stimmung, etwa mit "Seemann lass das Träumen" oder "Warum hast du nicht nein gesagt?". Die "Juxkapell" heizte mit Lider der Gruppe "Brings" und dem Karnevalshit des vergangenen Jahres, "Johnny Däpp", ein. Am 3. Februar findet um 19.11 Uhr eine weitere Sitzung der UKF in Waldniel statt.

 Hans-Gerd I. und Susanne I. besuchten etliche Sitzungen. Hier steht das Nettetaler Stadtprinzenpaar bei De Wölese Breyell auf der Bühne.

Hans-Gerd I. und Susanne I. besuchten etliche Sitzungen. Hier steht das Nettetaler Stadtprinzenpaar bei De Wölese Breyell auf der Bühne.

Foto: Knappe Jörg

Es ist schon bewundernswert, wie die 16 aktiven Mitglieder der Kleinen Karnevals-Gesellschaft Dülken (KKG) mit wechselnden Auftritten die Gäste begeistern. Nachdem Präsident Ingo Brietzke die Gäste im Kolpinghaus und seine Bühnentruppe begrüßt und festgestellt hatte, dass "wir unter der Postleitzahl 41751 zwei Prinzenpaare haben, nämlich Andreas I. und Carina I. für Dülken, Marko I. und Birgit I. für Boisheim sowie Kinderprinz Niels II.", überreichte er Paul Thönnißen eine Urkunde: "Hiermit ernennt die KKG dich zum Ehrenmitglied."

 Bei der Sitzung vom Karnevals-Komitee Lobberich im Seerosensaal zeigten die Funkenmariechen ihren Showtanz.

Bei der Sitzung vom Karnevals-Komitee Lobberich im Seerosensaal zeigten die Funkenmariechen ihren Showtanz.

Foto: Knappe Jörg

Die beiden jüngsten Mitglieder, Ailin und die vierjährige Lisanne, tanzten zum Einstand, dann stürmten die Tanzgarden der Boisheimer Ki Ka Kai a die Bühne. Prinz Marko überreichte den befreundeten KKG-Mitgliedern einen Orden in Form eines Stuhles: "Damit ihr bei unserer nächsten Sitzung bestimmt einen Stuhl bekommt."

 Bei der Kolpingfamilie Kaldenkirchen sorgten die Kellergeister für Stimmung, hier beim Wortspiel mit Hans-Willi Lehnen (2.v.li.) und Karsten Janz (re.).

Bei der Kolpingfamilie Kaldenkirchen sorgten die Kellergeister für Stimmung, hier beim Wortspiel mit Hans-Willi Lehnen (2.v.li.) und Karsten Janz (re.).

Foto: Knappe Jörg

Seit Jahren sind die "Viersener Mispelblüten" dabei. Zehn junge Mädchen tanzten in wunderschönen Kleidern und fantasievollen Hüten und sangen die Hits auch selber mit. Dann kam eine "Showtruppe vom Feinsten" auf die Bühne. Die "Dülkener Tenöre" begeisterten mit Gesang und entsprechenden Gesten und ernteten wie alle anderen auch ein donnerndes "Gloria tibi Dülken". Vier Damen in fantastischen Kostümen beendeten die Show der "Eigengewächse", dann kamen die Gäste wie Bauchredner Rinaldo, Dieter YMCA, Surprise & Fantasy und zum Abschluss Patrik Pesch auf die Bühne.

 Die Hardterbroicher Police-Academy aus Mönchengladbach kam zum Kappenabend der KKG Dülken im Kolpinghaus.

Die Hardterbroicher Police-Academy aus Mönchengladbach kam zum Kappenabend der KKG Dülken im Kolpinghaus.

Foto: Knappe Jörg

Auf eine kleine Reise um die Welt nahm die Breyeller Spielschar der Kolpingsfamilie, "De Wölese", seine Gäste bei der ersten von drei närrischen Sitzungen: "Von Kontinent zu Kontinent, ein jeder nun den Wöles kennt" war das Motto, das sich wie ein roter Faden durch das Programm zog. Dazu passend war die Dekoration des Saales Kreuels gestaltet: Die Bühne war mit riesigen Postkarten aus den USA, Afrika, Amerika und Breyell dekoriert, große Flaggen an den Wänden zierten den Saal.

 Beim Büttenabend der Karnevalsgesellschaft Löther Rieser im Saal Dückers tanzten die Maxi-Mariechen.

Beim Büttenabend der Karnevalsgesellschaft Löther Rieser im Saal Dückers tanzten die Maxi-Mariechen.

Foto: Knappe Jörg

Die "VIP-Besucher" Carmen und Robert - mit vielen Ähnlichkeiten zum Millionärsehepaar Carmen und Robert Geiss - werden von Enkel Kevin, gespielt von Uli Nisters, Sascha Grebner und Felix Schrievers, zu ihren früheren Reisen befragt. Zu ihren Erinnerungen an Mexiko, Afrika oder den USA gibt es zu den Ländern passende Tanzeinlagen. Das ausschließlich von Mitgliedern abwechslungsreich gestaltete Programm kam bei den Zuschauern gut an. Höhepunkt war der Auftritt des Nettetaler Prinzenpaares Susanne I. und Hans-Gerd I. In Zwiegesprächen wie dem zwischen zwei Schrumpfköpfen klingt immer mal die "Feindschaft" zwischen Lobberich und Breyell an.

 Zur Galasitzung der Burggarde Brüggen in der Burggemeinde-Halle tanzten die Burgmäuse.

Zur Galasitzung der Burggarde Brüggen in der Burggemeinde-Halle tanzten die Burgmäuse.

Foto: Knappe Jörg

Die einzige externe Programmnummer war die der Frauen Showtanzgruppe "Lollipops". Besonderen Applaus und viele Lacher ernteten die als "Running-Gag" angekündigten Einheizer Martin Flüggen, Martin Bruckes, Felix Schrievers und Christian Waltering. Sie forderten das Publikum zu kleinen Bewegungsspielchen auf - die Besucher machten mit.

 Das Fidele Kränzchen Viersen hatte zur Galasitzung in die Festhalle eingeladen. Die Ruhrgarde Mühlheim zeigte sich auf der Bühne.

Das Fidele Kränzchen Viersen hatte zur Galasitzung in die Festhalle eingeladen. Die Ruhrgarde Mühlheim zeigte sich auf der Bühne.

Foto: Knappe Jörg

Lobberich (heko) Bei toller Stimmung veranstaltete das Karnevals-Komitee Lobberich im voll besetzten Seerosensaal seine große Prunksitzung. Höhepunkt des Abends war die Übergabe des Präsidentenamtes vom scheidenden Thomas Timmermanns an den neuen Präsidenten Michael Zillekens. Wie Ehrenpräsident Lutz Burchardt erzählte, hat das KKL in seinem 58-jährigen Bestehen nur vier Präsidenten gehabt: Franz Seeger (für wenige Monate), Hubert Eckstein (20 Jahre), ihn selbst (Lutz Burchardt; 19 Jahre) und Thomas Timmermanns (18 Jahre). Dem scheidenden Timmermanns überreichte das gesamte auf der Bühne versammelte KKL-Komitee den Sitzungsorden und zur Erinnerung ein Foto aus dessen Anfangszeit mit Bürgermeister Karl Reulen und Stadtdirektor Hans-Willi Güßgen.

 Beim Frühschoppen der Rintger Karnevalsfreunde bewunderte Nachwuchskarnevalistin Anna (5) die "Dreistadt-Möhnen Viersen" bei ihrem Tanz.

Beim Frühschoppen der Rintger Karnevalsfreunde bewunderte Nachwuchskarnevalistin Anna (5) die "Dreistadt-Möhnen Viersen" bei ihrem Tanz.

Foto: Knappe Jörg

Mit seinen großen Tanzgruppen, den Mini-Mäusen und Funkenmariechen, dazu die Funkenmariechen der KG Fidele Heide Lobberich, die mit Gardetanz und Showtanz ein echter Hingucker waren, stellte der Verein seine Jugend gekonnt vor. Fast zu klein wurde die Bühne, als zunächst die Düsseldorfer Bürgerwehr 1892, das älteste Regiments-Musikcorps Düsseldorfs, mit ihrem singenden Stadtkommandanten Peter Schäfer und Fanfarencorps, später das Tanzcorps der Großen Ehrenfelder KG Rheinflotte von 1951 mit Tanz-Akrobatik auftraten. Spitze war "Jörgs verrückte Promiwelt" mit Jörg Hammerschmidt aus Berlin, der gekonnt Sänger wie Udo Lindenberg und Jose Carreras und Prominente wie Angela Merkel und Jogi Löw kopierte. Überragend dabei auch sein Gesang von Rock bis Klassik - wer die Augen zumachte, konnte keinen Unterschied erkennen.

 Der Süchtelner Wolfgang Genenger, Vorsitzender der KG Roahser Jonges, ist bei der KG Hoseria zum Ritter geschlagen worden.

Der Süchtelner Wolfgang Genenger, Vorsitzender der KG Roahser Jonges, ist bei der KG Hoseria zum Ritter geschlagen worden.

Foto: Paul Offermanns

Ein ähnliches Kaliber war der musikalische Vulkan Susan Kent, die mit Schlagern, Rock und Tina Turner-Kopie den Saal zum Kochen brachte. Diese Stimmung konnte die Band "De Froende" aus Vorst mit Kölscher Karnevalsmusik halten. Das aber auch der eigene Nachwuchs aus den beiden Lobbericher Vereinen zu großen karnevalistischen Auftritten fähig ist, zeigte die abschließende Playbackshow, bei der 18 Mitglieder gekonnt Schlagerstars imitierten.

Der Spielmannszug St. Antonius Born spielte zur großen Galasitzung der Burg-Garde Brüggen mit mehr als 100 Uniformierten auf der Bühne der Burggemeindehalle, alle von ihnen Tanzgardisten. Ihre kleinsten Burgmäuse machten den Anfang. "Das ist das Schönste und Jüngste, was die Burggarde zu bieten hat", sagte Co-Moderatorin Frederike Bors an der Seite des ersten Burggarde-Kommandeurs Stephan Moers. Ihre Sessions-Tänze zeigten die Nachwuchsgarde, Große Garde und das quirlige Solotanzmariechen Sarah Brenner. "Et Röschen von de Hardt" (Anna Bodewein) handelte getreu seinem Motto: "Warum auf den richtigen Mann warten, wenn man mit dem Falschen so viel Spaß haben kann?" Die "Trullas ut Brögge" (Petra Dahlberg und Anja Simons) spielten ein altes Ehepaar. Hubertine nervte ihren zeitungslesenden Heinrich, es noch einmal nach mehr als 40 Jahren zu versuchen.

Die beiden Alten standen auf, sahen sich in die Augen und klatschten ab: "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, klipp klapp, klipp, klapp..." Biene Goldi alias Matthias Goldammer (Kaplan in Schwalmtal) bedauerte, dass der ortsansässige Pfarrer nicht da war. So seien die Priester. "Am Sonntag predigen sie unverständlich und in der Woche sind sie nicht zu erreichen."

Eine tolle Nummer war das Spiel mit sechs Handpuppen (Marcel Möskes, Ralf Prinz und Christopher Stapper), mit dem Schlag auf dem Hinterkopf den richtigen Karnevalsschlager zu erraten. Wolfgang Scholz machte hier mit "Comedy von Tour" Station. Erstmals tanzten die Burgfräuleins. Zwischen Schunkelliedern traten die komischen Burgmuttis und männlichen "Schwalm-Nixxen" auf. Zum guten Schluss rockten die "Kleinstadt-Rokker" den Saal.

Süchteln (off) Das große Prinzenpaar Marc I. und Lara I. zog bei der närrischen Galasitzung des Festausschusses Süchtelner Karneval im Josefshaus (mit den Moderatoren Werner Jungblut und Detlef Belk) durch alle Stuhlreihen und warf Rosen ins närrische Volk.

"Wir haben jetzt den Gang so richtig genossen. Bei unserer Prinzenproklamation war er etwas klein ausgefallen", sagte Marc I. Das Prinzenpaar nutzte auf der Bühne die Gelegenheit, nach allen Seiten Danke zu sagen. "Insbesondere unseren Eltern danken wir. Ihr müsst viel mit uns durchmachen. Wir lieben euch", sagte Lara I. Die Prinzessin und ihr "Froschkönig" sangen im "Süchtelner Gürzenich" ihr "Quaklied" - ein Hit im Karneval der grünen Stadt.

Das kleine Prinzenpaar der Brook Müerkes Fabrice I. und Deborah I. trugen ihr Aladin-Lied vor. Mona Stobbe (25), Trainerin der Süchtelner Tanzmädels, absolvierte zur Freude der Gäste gekonnt ihren Solotanz. "Ich bin noch besser als letztes Jahr", sagte die Dülkenerin. Ihre Tanzgruppen begeisterten ebenfalls, die junge als auch die große Garde.

Die Süchtelner Prinzengarde (Nicolai Ratty, Gregor Mackes, Stefan Kallen, Èdgar Schoofs, Manfred Joost, Jürgen Prick und Marcel Winofsky) mit ihrem zündenden Motto "Feuer und Flamme fürs Prinzenpaar" machten nach zwölf Jahren ihren Abschiedstanz (aus Altersgründen und Nachwuchssorgen) mit Bella Ciao von "de Klüngelköpp".

Ihre langjährigen Tanzmariechen (Kathy Hünnekes, Michelle Cremer, Lara Böhmer und Christina Kamps) erfreuten bei "Atemlos" von Helen Fischer und "Polka, Polka, Polka" von Brings. Nach Frau Kühne, "de 5 Fleje" und Gulaschkapell stieg das Stimmungsbarometer mit den Musikmachern "de Boore" um Mitternacht noch einmal richtig an.

Daheim in Trübsinn zu verfallen, ist nicht Franziska Jöriskes' Ding. Also schlüpfte sie auch in das Kostüm und bewegte sich mit Gehhilfen durch den Saal Dückers. Nur auf die Bühne konnte sie nicht, um bei "100 % Karneval" mitzutanzen: Bei den Proben zu diesem Showtanz am Ende des Büttenabends der Löther Rieser hatte sie sich einen Bänderriss zugezogen. Auf ein Neues im nächsten Jahr!

Das gilt in etwa auch für Thomas Schrörs, den Ex-Prinzen und Sitzungspräsidenten, der seine Aufgabe recht statisch erledigte, weil sein rechtes Bein stramm bandagiert war: Er hatte sich beim Skifahren das Kniegelenk verletzt.

So konnte er auch nicht mit Alexander Heymann und Jürgen Janßen im Trio "Klubbb 3" singend über die Bühne hopsen. Für ihn sprang Zwillingsbruder Michael ein. Es geht eben nichts über die Prinzenpaardevise "Aus Liebe zum Karneval", auch wenn es manchmal etwas schmerzt.

Schrörs' Co-Sitzungspräsident Alexander Büschkes konnte dagegen ohne Handicap eine Auszeit nehmen und beim "Leuther Blechschaden" kräftig in die Helokon-Tuba blasen. Das aus dem Pfarrorchester hervorgegangene Oktett schwang sich mit schrägen Tönen und etwas Jedi-Ritter-Klamauk zu Weltraumsphärenklängen auf und begeisterte das Publikum, das an diesem Abend mit viel Musik und Tanz und einigen Sketchen von rund 80 Aktiven gute vier Stunden unterhalten wurde.

Dazwischen erschien auch die Rieser-Vorsitzende Renate Bein auf der Bühne und erzählte die neuesten Erlebnisse der "Walburga Knickebein".

Viersen (off) "Hoseria macht Blau", hieß es bei der närrischen Galasitzung der Karnevalsgesellschaft Hoseria Viersen im evangelischen Gemeindehaus. "Wir machen Blau", weil das unsere Vereinsfarbe ist", sagte Sitzungspräsident und erster Vorsitzender Peter Hillekes.

Der ganze Stolz der Hoseria ist ihre Funkengarde, zu der alleine neun Kinder gehören. Julie Busch (4) war dabei die jüngste Tänzerin. Nina Kegler erfreute bei ihrem Auftritt mit einem Solotanz. Die Stimmung stieg im Saal: Die "Landeier" als Muntermacher begeisterten mit einer knalligen Show mit vielen Effekten und mitreißender Musik. Mit ihrem Hit "Wir sind die Feuerwehr" sorgten sie für eine Polonaise mit dem Viersener Prinzenpaar und Gefolge.

Krönung des Abends war der närrische Ritterschlag für Wolfgang Genenger (56) als 56. Träger des Goldenen Vierscher Herzens. "In Politik, Kirche und Brauchtum wie Schützenwesen, Nikolaus, St. Martin und Karneval ist er seit Jahren in höchsten Ämtern sowie mit höchsten Auszeichnungen und mit großem Engagement dabei", schilderte sein Vorgänger, Boisheims Ki-Ka-Kai-a-Prinz Marko I. "Und zwei Leidenschaften hat er noch so nebenbei: Frikadellen und seine geliebte Borussia Mönchengladbach."

Marko I. ließ für ihn einen großen Leuchtturm durch den Saal ziehen: "Er ist eben ein Typ - wie ein Leuchtturm. Er rückt sich selbst nicht gerne ins rechte Licht. Ihm geht es nur darum, den rechten oder gar den richtigen Weg aufzuzeigen."

Dem Ritter zur Ehr' tanzten die Hoseria-Damen Ines Falkenstein, Ina Jansen und Fabienne Sieben sowie als Ritter-Geschenk die Roahser Wibbels mit dem Bordpersonal von Wibbels-Air. Und zum guten Schluss war das Gentlemen Ensemble der Viersener Fauth-Dance-Company ein Knaller.

Mit dem "Pinschermarsch" eröffneten die Rintger Karnevalsfreunde ihren Frühschoppen in der Tanzschule Fauth. Mit dabei war Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD).

Durchs Programm führten Ex-Prinz Timm Wankum und Carsten Therés, 2x11 Jahre Rintger Buur. Das Prinzenpaar Dirk II. und Betina I. (Mangold) zog mit Prinzengarde und Begleitung ein. Dirk II. hatte schwer zu tragen an seinem auffällig großen Zepter, einem Endpfosten einer Treppe. Das hatte ihm seine männliche Begleitung zum Geschenk gemacht.

Marko I. und Birgit I. (Dillikrath) von Ki-Kai-Kai-a Boisheim mit Gefolge machten ebenfalls ihre Aufwartung. Die Blau-Wette-Jonges-Tanzgarde, die Alt-Viersener Dreistadt-Möhnen, der Hammer-Show-Express, KG Hoseria und die Mispelblüten unterhielten. Die niederländische Juxkapelle "Soekkerpaek" sowie Joe der Entertainer heizten die Stimmung an.

Kurz vor Mitternacht kamen die Tränen. Freudentränen. Nach vier Stunden Programm mit rund 800 Karnevalisten bei der Bunten Nacht des Karnevalsvereins (KV) Maak Möt in der Niederkrüchtener Begegnungsstätte setzte Präsident Carsten Scholz zur Verabschiedung an und merkte auf einmal, dass das noch lange nicht alles war. Um ihn herum nahm eine Überraschung Gestalt an. Also redete Scholz unverdrossen, während Prinz Alex I. und Prinzessin Sabine I. nach dem Blick auf das Schlagzeug, das auf die Bühne getragen wurde, die Tränen in die Augen schossen. Minuten später gehörte die Halle der Stimmungsband Kölsche Adler mit ihrem Frontmann Timo Tiggeler und dem Niederkrüchtener Christian Wefers an der Posaune. Die Gäste schunkelten, tanzen und sangen voller Inbrunst kölsche Lieder.

Prinz Alex I., im richtigen Leben Lehrer an der Gesamtschule in Nettetal, hatte seinem ehemaligen Schüler Timo Tiggeler vor Jahren einmal das Versprechen abgenommen, mit seiner Band zu spielen, wenn er einmal Prinz werden würde. Hinter den Kulissen war, wie der Maak-Möt-Vorsitzende Jan Sevenich berichtete, intensiv an der Umsetzung gearbeitet worden, doch klar war bis eine Stunde vorher nichts. Nach ihrem letzten Auftritt flogen die Kölsche Adler am Freitag aus Bonn ein, um die Karnevalisten des KV Maak Möt und ihre Gäste glücklich zu machen.

"Das ist großes Kino", sagte Prinz Alex I. Während sich die Prinzengarden von Baesweiler bis Wesel und Karnevalisten von Brüggen bis Dülken auf der Bühne präsentierten oder wie die Brachter mit ihren Delegationen einfach nur kamen, um Freundschaften zu pflegen, strahlten Prinz und Prinzessin. "Wir sind mit dem Herzen dabei und leben das Ganze", meinte der Prinz.

Bei der Kolpingfamilie Kaldenkirchen gab einen Wechsel: Hans-Willi Lehnen trat nach 22 Jahren als Sitzungspräsident bei den bunten Abenden zurück. Er bedankte sich bei seiner Ehefrau Christel, die ihn stets unterstützt habe. Sein Nachfolger als Vorsitzender ist Marco Krohn, als Sitzungspräsident bewährte sich an diesem Abend im Saal "Zur Mühle" bereits Karsten Janz. Lehnen überreichte seinem Nachfolger die große Präsidentenfeder.

Einem guten Gesangseinstieg von Heike Hendricks folgte als erster Redner nach einer Pause von neun Jahren der "Deä drüjje Pitter" Heinz-Peter Hegholz, der nichts verlernt hat. Es gab Lachsalven für gute Pointen. Der gelungene Gardetanz der Tanzmariechen musste etwas verschoben werden, da die CD gesucht und gefunden wurde. Sie kamen ebenso gut an wie die die Tänze der Kolping Tanzgarde, der Tanzgruppe und die Eröffnungs- und Showtänze.

Ebenfalls seit vielen Jahren dabei waren die Kellergeister. Stretep, was für dreimal Peters (Christian, Hans-Gerd und René) steht, waren einmal mehr im Einsatz. Seit 1986 sind Jan und Jonas Garanten für eine gute Darbietung. Das galt auch diesmal für Hans-Leo Bontenackels und Hans-Bernd Peters. Aufmerksam sein musste das Publikum bei der Schilderung der Ereignisse von zwei Klempnern (Michael Janz und René Peters). Munter ging es auf der Bühne zu bei der Showeinlage vom "Drei Meter Brett". Das aktuelle Stadtprinzenpaar zog mit Gefolge ein. Janz begrüßte zudem Ex-Prinz Willi Tempels, auf dessen Goldhochzeit das Stadtprinzenpaar gefunden wurde. Ein Höhepunkt war der Auftritt von Achnes Kasulke (Annette Esser) bei ihrem Heimatverein.

Für den nächsten bunten Abend am Freitag, 2. Februar, 20 Uhr, gibt es noch einige Karten. Die Veranstaltung am Samstag, 3. Februar, ist ausverkauft.

(hws)
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