Zugabsagen wegen Corona Karneval im kleinen Kreis

Meinung | Düsseldorf · Der Rückzug ins Private erfolgt in diesen Zeiten nicht freiwillig. Verboten ist, was für viele zum Lebensinhalt gehört – das von gemeinsamer Vorliebe getragene Miteinander von Tausenden in Sport, Kultur und jetzt auch im Karneval.

Es wird in dieser Session keine Rosenmontagszüge geben. Darauf verständigten sich Staatskanzlei und Karnevalsvereine. Die Sorge ist zu groß, dass mit dem bunten Treiben von Hundertausenden auch das Virus ungehemmt mitfeiert. Wer jetzt fürchtet, dass mit der Absage der Züge und des Sitzungskarnevals das Ende des Brauchtums gekommen sei, kennt die Jecken nicht. Ja, sie lieben und genießen den großen Trubel. Sie wissen zugleich um das Ansteckungsrisiko und gehen verantwortungsvoll damit um. Die Umzüge sind Ausdruck des Frohsinns, nicht aber ihr Inhalt. So kann die Absage auch dazu führen, dass sich die Karnevalsfreunde wieder auf den Kern ihrer Tradition besinnen: sich und anderen Freude bringen, im Lachen Trost finden, mit Witz und Humor aufspießen, was gerade nicht so gut läuft in Stadt oder Land.

Was in der Krise bleibt, ist die Rückbesinnung auf das Miteinander in der Mikro-Gruppe. Denn das Bedürfnis nach froh machenden Ereignissen besteht umso mehr. Wer also traurig ist, dass sein Zoch ausfällt, sollte das Kostüm nicht gleich in die Ecke werfen. Vielleicht kann es als aufmunternde Alternative das geben, was die Jecken immer wieder geschafft haben: sich im kleinen Kreis zum Verkleiden treffen, in der Zehner-Gruppe in der Kneipe Prost sagen, mit Partner und Familie zusammensitzen und Spaß haben. Spielidee: Wer zuletzt lacht, hat verloren. Kleinigkeiten? Vielleicht. Möglicherweise aber auch ein Zurückfinden zum Wesen des Humors. Bleibt die Bitte an die Politik: schnell konkret regeln, was in dieser Session möglich ist. Damit den rheinischen Jecken das Lachen nicht vergeht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort