Karneval in Düsseldorf Hoppeditz schmäht Geisels Amtszeit

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Jecken fieberten dem Erwachen des Erzschelms entgegen. Die Oberen gerieten bei seiner scharfen Rede ins Schwitzen.

 Der Hoppeditz hat Düsseldorfs Oberbürgermeister Geisel in seiner Rede scharf kritisiert.

Der Hoppeditz hat Düsseldorfs Oberbürgermeister Geisel in seiner Rede scharf kritisiert.

Foto: Anne Orthen

Pünktlich um 11.11 Uhr kletterte der gleichsam geliebte und gefürchtete Wüterich namens Hoppeditz aus dem Senftöpfchen und erfüllte seine Mission im Namen der Scharfzüngigkeit. Oben im Rathaus wachten die Oberen misstrauisch über jedes seiner Worte. Und unten im Volk standen die Gardisten und viele andere Narren Spalier, um zu hören, was Tom Bauer alias der Hoppeditz und sein Redenschreiber Jürgen Hilger-Höltgen an zwei Tagen und in einer langen Nacht topaktuell ersonnen hatten.

Karneval: Hoppeditz in Düsseldorf: Hoppeditz schmäht Geisels Amtszeit
Foto: Orthen, Grafik: Weber

Ein Raunen ging auf dem Platz vor dem Rathaus durch die Massen, als es Oberbürgermeister Thomas Geisel an den Kragen ging. Für viel Gelächter sorgte sein Schlenker zur Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten. Flugs streifte Tom Bauer dafür seine Narrenkappe ab und stülpte sich eine Perücke à la Trump über seine Glatze. Konzentriert und bewundernd verfolgte Volkes Ohr Hoppeditz' Stimme. Dazu zählten zum Beispiel Eva Sundag und Marion Eichenberger: "Ich fand die Rede einmalig. Vor allem den Hinweis, dass die deutschen Wähler nicht so drauf sein sollten wie die Amerikaner", sagte Sundag. Franz-Josef und Iwona Trippel waren begeistert vom "frechen Charme" des Hoppeditz. "Super Rede, super-klug", resümierte Helga Franzen, die extra aus dem Bergischen Land gekommen war.

Im Rathaus dagegen: Stille. Vor allem, als Hoppeditz Tom Bauer gegen Oberbürgermeister Thomas Geisel wetterte, trauten sich die Gäste aus Brauchtum und Politik (auch aus der Opposition!) kaum, zu klatschen und mitzulachen.

Und der Hoppeditz hatte Geisel Einiges zu sagen: Warum er zum Beispiel Stadtsparkassenchef Arndt Hallmann in den Ruhestand geschickt habe, wo dieser doch nur gut gewirtschaftet habe, wollte er vom Stadtoberhaupt wissen. In der Debatte ums Schauspielhaus schlug er dagegen vor, dieses doch zu einem Bordell umzufunktionieren, mit einer "roten Gaslaterne" an der Tür und Rotlicht-Größe Bert Wollersheim als neuen Intendanten. Ja, Geisel habe nach der Hälfte seiner Amtszeit eigentlich gar nichts erreicht - bis auf 60 Luxuswohnungen neben dem Rheinturm zu bauen, meinte der Narr. Vor allem dieser Vorwurf traf Geisel, dessen Lachen zwischenzeitlich ziemlich eingefroren wirkte, tief: "Dass der Hoppeditz gesagt hat, dass ich bislang nichts geschafft habe, stimmt so nicht. Wir haben schon eine Menge geschafft", sagte Geisel nach der Rede. Aber der Hoppeditz sei ein wichtiger politischer Beobachter, und so wolle er nun die Rede genau analysieren und Rückschlüsse ziehen, so der Oberbürgermeister.

Ob es sich der Hoppeditz nun mit dem Stadtoberhaupt verscherzt hat? Quatsch, ist doch Karneval! "Der kann damit leben", ist deshalb auch Tom Bauer überzeugt. Schadenfreude über die Schmach des OB herrschte dagegen bei der Opposition. "Das war die beste und treffendste Rede des Hoppeditz', die ich seit Jahren gehört habe", sagte Pavle Madzirov aus der CDU-Fraktion. Den Christdemokraten gab der Narrenkönig allerdings auch noch einen wichtigen Tipp mit auf den Weg: "Wer gegen alles opponiert, nur Kritik übt, keine Vorschläg' macht, bekommt am Ende, gebt gut acht, vom Wähler die ,Fott' vollgehauen."

Das sagen Düsseldorfer Jecken zur Hoppeditz-Rede 2016
6 Bilder

Das sagen Düsseldorfer Jecken zur Hoppeditz-Rede 2016

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Foto: Anne Orthen

Mit dem OB auf dem Balkon des Rathauses und ebenso Teil der Rede war der designierte Karnevalsprinz Christian Erdmann - und vergas vor Aufregung sogar kurzzeitig, seine Venetia mitzunehmen. Er hatte jüngst für Schlagzeilen gesorgt, weil er als Prinz sein eigenes Karnevalsmotto "Bohemien Karneval - jeck für jedermann" etablieren wollte. Weil die Majestät in spe aber auch Mitbetreiber des Schlösser Quartier Bohème ist, gefiel diese Ähnlichkeit in der Namensgebung nicht jedem - vor allem im CC. Der Hoppeditz kommentierte das so: "Ein Narr, der Böses dabei denkt...". Jetzt sei wieder alles in Ordnung, meinte Erdmann nach der Rede. "Es gab auch nie Probleme oder Streit."

(RP)
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