Umstrittene Verkleidungen Welche Kostüme hoch im Kurs stehen – und welche so gar nicht

Düsseldorf · Das Verkleiden ist für viele Jecken das Schönste an der fünften Jahreszeit. Doch welche Kostüme stehen 2023 hoch im Kurs, welche sollte man eher nicht mehr tragen?

Karneval NRW 2023: Das sind die besten Kostüme
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Die besten Kostüme für Karneval

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Foto: Wolfgang Walter

Es ist ein Aufregerthema seit Jahren: Gibt es Kostüme, die man heute auch zu Karneval nicht mehr tragen sollte? Nicht erst seit eine Hamburger Kita 2019 die Eltern informiert hatte, auf das gerade bei Kindern beliebte Kostüm der amerikanischen Ureinwohner, der „Indianer“, zu verzichten, ist diese Debatte zuverlässig zu jeder Session wieder aufgetaucht.

Rechtlich betrachtet ist die Frage klar: Man darf sich zu Karneval verkleiden, wie man möchte. Es gibt Zeichen und Symbole wie zum Beispiel die Erkennungszeichen der Nationalsozialisten, die in Deutschland nicht öffentlich gezeigt werden dürfen. Auch als Teil eines Kostüms sind sie verboten. Vorsicht ist außerdem bei Uniformen geboten. Hier muss klar ein Unterschied zu echten Uniformen, etwa von Polizei und Feuerwehr erkennbar sein. Auch Waffen, die Teil eines Kostüms sind, müssen als Attrappen erkennbar sein.

Dass sich durch die Diskussion weniger Menschen als amerikanische Ureinwohner verkleiden wollen, kann René Georg nicht feststellen. Er gründete vor mehr als 20 Jahren den Creativ-und Party-Discount in Düsseldorf und verkauft nach wie vor viele „Indianer“-Kostüme: „Viele Menschen sagen dann auch, dass sie jetzt erst recht das Kostüm wollen. Die meisten finden die Diskussion darum einfach überzogen“, sagt er. „Für Kinder ist es aber tatsächlich kaum mehr ein Thema.“ Auch das Kostüm des Scheichs sei sehr beliebt, das könne aber auch schlicht ein Trend sein.

Auch bei Deiters heißt es, man müsse das Thema Verkleidungen „sehr klar getrennt vom Thema Rassismus betrachten“, wie ein Sprecher sagt. „Kostüme ermöglichen Menschen, in eine neue Rolle zu schlüpfen oder sich in einen Helden zu verwandeln“, sagt er. „Die Motivation für den Kostümkauf und damit auch die Entscheidung für ein Kostüm sind durchweg positiv belegt und zu keiner Zeit böswillig daran angelehnt, irgendwem zu schaden.“ Man stelle aber nicht fest, dass diese Kostüme weniger gekauft würden, abgesehen von den üblichen Schwankungen im Absatz.

Beim Akki Kostümfundus, dem Kostümverleih der Einrichtung für kulturelle Bildung in Düsseldorf, sind ethnische Kostüme kein großes Thema mehr. Marie Fisch, die den Fundus leitet, sagt, die Teile seien zum großen Teil eingelagert. „Die werden nicht mehr so nachgefragt“, sagt sie, „Auch die sonst so beliebten Saris stauben langsam ein. Da ist man doch sehr vorsichtig geworden.“ Seit der WM in Katar sei auch der Scheich als Kostüm nicht mehr so beliebt. Sie berichtet aber auch, dass es Personen aus anderen Kulturkreisen gebe, die sich freuen, wenn es auch orientalische Kleidung, echte Saris, afrikanische Kaftane oder Ähnliches gebe. „Das kann auch daran liegen, dass das nicht ganz so stereotype Kostüme sind“, sagt sie mit Blick auf die lizenzierten Kostüme der großen Ketten, die es im Akki Kostümfundus ohnehin nicht auszuleihen gibt. Trends spielten bei der Auswahl dort keine große Rolle, auch wenn gerade Kostüme, die an die 1920er-Jahre angelehnt sind, immer noch sehr beliebt seien. „Da dienen oft Serien wie Babylon Berlin oder Peaky Blinders als Vorbild“, so Fisch.

Welche Kostüme sind 2023 angesagt?
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Welche Kostüme sind in diesem Jahr angesagt?

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Foto: RP/Lilli Stegner

Dass die Popkultur die Kostümtrends beeinflusst, kann auch Georg nur bestätigen. „Vor ein paar Jahren haben wir ganz viele ‚Haus des Geldes’-Overalls oder ‚Squid Game’-Trainingsanzüge gesehen, jetzt gehen Wednesday Addams und das Eiskalte Händchen richtig gut“, sagt er. Solche Trends seien in der Regel aber recht kurzlebig, schon ein Jahr später seien solche Kostüme kaum noch gefragt. „Ein Riesenthema bei uns ist in diesem Jahr alles zum Thema Weltraum“, sagt der Fachmann, „Silberne Leggins, Metallic-Umhänge und Alien-Haarreifen in allen Varianten gehen sehr gut gerade.“ Aber auch Clownskostüme und Meerjungfrauenverkleidungen für Erwachsene seien sehr beliebt. Kinder greifen ihm zufolge immer noch gerne zu Kostümen rund um Harry Potter, Spiderman und Pippi Langstrumpf. „Das sind klassische Kindheitshelden“, so Georg.

Bei Deiters zeichnet sich ein anderer Trend ab: Die Liebe. „Interpretiert als Amor-Kostüm mit knalligen Rottönen und schönen Herz-Accessoires ist das sehr beliebt“ so ein Sprecher. Neben dem Amor-Trend seien vor allen die Kostüme aus den Jahrzehnten der 1920er, 80er und 90er sehr beliebt. Auch hier käme die Inspiration oft aus Film und Fernsehen.

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